Strauß, Walter
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Strauß, Walter
Walter Strauß wurde am 15. Juni 1900 als Sohn des Universitätsprofessors Hermann Strauß in Berlin geboren. Nach dem Besuch des humanistischen Gymnasiums in Berlin studierte er Geschichte, Volkswirtschaft und Jura an den Universitäten Freiburg im Breisgau, Heidelberg, München und Berlin. Den juristischen Doktorgrad erwarb Strauß 1927 durch seine Dissertation über das Thema:"Das Problem der Verfassungsänderung nach der Weimarer Reichsverfassun". Noch im gleichen Jahr (1927) legte er das Assessorexamen ab. Nach einer vorübergehenden Tätigkeit als Richter trat Strauß im Mai 1928 als Hilfsreferent in das Reichswirtschaftsministerium ein. Im März 1935 wurde Strauß aufgrund des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums in den Ruhestand versetzt. Danach war Strauß als Wirtschaftsberater in Anwaltskanzleien und schließlich, von 1943-1945, als Rüstungsarbeiter tätig. Nach dem Zusammenbruch betätigte sich Strauß in kirchlichen Organisationen in Berlin, richtete Hilfslazarette ein und leitete das städtische Krankenhaus in Berlin-Wannsee. Daneben beteiligte er sich als Gründungsmitglied der CDU am kommunalen Wiederaufbau der Stadt. Zum 01. Juli 1946 berief ihn Ministerpräsident Karl Geiler persönlich als von der CDU gestellten Staatssekretär in das hessische Staatsministerium. In diesem Amt, das er bis zum September 1947 ausübte, vertrat er auch das Land Hessen im Direktorium des Süddeutschen Länderrats. Bei der Bildung der bizonalen Verwaltungseinrichtungen wurde Strauß mit der Vertretung des Landes Hessen im Verwaltungsrat für Verkehr und im Verwaltungsrat für das Post- und Fernmeldewesen beauftragt. Zugleich führte er den Vorsitz im vorbereitenden Ausschuss des Verwaltungsrates für das Personalwesen. Auf Vorschlag von Johannes Semler übernahm Strauß im Oktober 1947 das Amt des stellvertretenden Leiters der Verwaltung für Wirtschaft des Vereinigten Wirtschaftsgebietes. Bei der erneuten Umbildung der zweizonalen Behörden im April 1948, wurde Strauß zum Leiter des Rechtsamtes der Verwaltung des Vereinigten Wirtschaftsgebietes berufen. Strauß war auch Mitglied des Parlamentarischen Rats. Er gehörte als jeweils stellvertretender Vorsitzender dem Ausschuss für Verfassungsgerichtshof und Rechtspflege und dem Ausschuss für Zuständigkeitsfragen an. Im November 1949 wurde Strauß zum Staatssekretär im Bundesministerium für Justiz ernannt. Neben der Verwaltungsführung des Ministeriums unter den Ministern Thomas Dehler, Fritz Neumayer, H.J. Merkatz und Wolfgang Stammberger wirkte Strauß aktiv an verschiedenen Reformvorhaben seines Ministeriums mit, oder bereitete sie selbst mit vor, wie zum Beispiel die Justizreform und die Strafrechtsreform. Aufgrund des Vorwurfs, er habe seinen damaligen Justizminister Stammberger nicht rechtzeitig über die geplante Aktion gegen das Nachrichtenmagazin"Der Spiege" unterrichtet, wurde Strauß im November 1962 in den vorläufigen Ruhestand versetzt, später aber rehabilitiert. Er kehrte jedoch nur vorübergehend in sein Amt als Staatssekretär zurück. Noch vor Ausbruch der Spiegel-Affäre hatte die Bundesregierung Strauß zum Nachfolger des ausscheidenden deutschen Vertreters am Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften in Luxemburg bestimmt. Dieses Richteramt trat Strauß im Februar 1963 an. Für die Amtsperiode 1967/1968 wurde er zu einem der beiden Kammerpräsidenten des Europäischen Gerichtshofes gewählt. 19970 trat Strauß in den Ruhestand. Seit seinem Eintritt in die Politik im Jahre 1945 verstand sich Strauß als evangelischer Vertreter innerhalb der CDU, der um die Verwirklichung christlicher Grundsätze in der Politik bemüht war. Als Gründungsmitglied der Berliner CDU stand er in Verbindung mit Jakob Kaiser und Robert Tilmanns; in einem Gesprächskreis mit den Professoren E. Dovivat und Heinrich von der Gablentz und anderen diskutierte er die programmatischen Grundlagen des"christlichen Sozialismu". Aus dieser Zeit stammen auch seine engen Kontakte zu Vertretern der evangelischen Amtskriche und zu anderen kirchlichen Kreisen - Kontakte, die er auch in späterer Zeit durch sein Mitwirken an evangelischen Akademien aufrecht erhielt. Schließlich war Strauß auch Gründungsmitglied des 1952 in der Auseinandersetzung um Konrad Adenauers Wiederaufrüstungspolitik entstandenen Evangelischen Arbeitskreises der CDU/CSU (EAK). Bis 1972 war Strauß Mitglied des Bundesvorstandes, zeitweise der erste Stellvertreter des Vorsitzenden Gerhard Schröder und schließlich, von 1972-1974 Ehrenvorstandsmitglied des EAK. Strauß gehörte auch dem Ellwanger Freundeskreis der CDU/CSU von 1947 bis 1972 an, an dessen föderalistischen Verfassungsplänen er mitwirkte. Aufgrund der institutionalisierten Verbindungen des Bundesjustizministeriums zur Forschung und Lehre, war Strauß Kuratoirumsmitglied, Vorstandsmitglied oder Stiftungsbeirat zahlreicher rechtswissenschaftlicher Gesellschaften. Strauß gehörte auch dem wissenschaftlichen Beirat des Instituts für Zeitgeschichte an und war Mitglied verschiedener Fördervereine und Künstlergesellschaften. Neben Rezensionen juristischer und staatswissenschaftlicher Werke veröffentlichte Strauß zahlreiche Artikel über das Staats- und Wirtschaftsrecht, zu Fragen der Verwaltung und der Justiz und über das Wirken bekannter Persönlichkeiten der Politik, der Rechtswissenschaft und der Rechtspflege. Strauß wurde 1956 mit dem Großen Bundesverdienstkreuz mit Stern und Schulterband ausgezeichnet. Er war ferner Ehrenbürger der Stadt Frankfurt und Inhaber des Großkreuzes des Großherzogtums Luxemburg, des Bayerischen Verdienstordens und Ehrenritter des Johanniter-Ordens. Er war mit Tamara Strauß, geborene Schneider, verheiratet und hatte zwei Kinder. Er starb am 01. Januar 1976.
Strauß, Walter