Rüstungskommando Augsburg
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Rüstungskommando Augsburg
Geschichte des Bestandsbildners
Am 1. April 1935 trat die mit"Der Reichswehrminister Nr. 400/34 g.K. WWi (Ib) vom 19.12.3" befohlene Neuorganisation der Wehrwirtschaft in Kraft. Sie schuf als koordinierende Mittelinstanzen auf Wehrkreisebene die Wehrwirtschaftsinspektionen (Wi In) sowie die diesen unterstellten Wehrwirtschaftsstellen (WWiSt).
Die Wehrwirtschaftsstelle war für ihren Bereich ausführende Dienststelle des Wehrwirtschaftsinspekteurs. Nach seinen Weisungen nahm sie allgemeine sowie wehrwirtschaftliche Sonderaufgaben in ihrem Bezirk wahr. Diese bestanden insbesondere aus der Mobilmachung der Rüstungsbetriebe (Belegungs- und Fertigungsvorschläge, Bedarfsanweisung an Arbeitskräften sowie Produktions- und Betriebsmitteln, Aufsicht über Werkluftschutz- und Werksicherheitsdienstmaßnahmen) , der Mitwirkung bei der laufenden Fertigung und Beschaffung der Wehrmachtteile sowie der Verwaltung der von der Wehrwirtschaftsinspektion zugewiesenen Haushaltsmittel.
Am 22. November 1939 wurden die Wehrwirtschaftsstellen in Rüstungskommandos (RüKdo) umbenannt.
Mit Führererlaß vom 7. Mai 1942 wurde die Neuorganisation der Rüstungswirtschaft befohlen. Durch sie wurden die bisherigen Rüstungsinspektionen umgewandelt in eine dem Reichsminister für Bewaffnung und Munition (ab Sept. 1942 Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion) unterstellte Rüstungsinspektion sowie eine dem Wehrwirtschaftsamt (Wi Amt) des Oberkommandos der Wehrmacht unterstellte Wehrwirtschaftsinspektion. Geleitet wurden beide Dienststellen jeweils durch den bisherigen Rüstungsinspekteur, der in Personalunion auch die Stellung des Wehrwirtschaftsinspekteurs wahrnahm.
Die Rüstungskommandos blieben als Rüstungsdienststellen bestehen und als Außenstelle des Reichsministers für Bewaffnung und Munition den (neuen) Rüstungsinspektionen nachgeordnet. Außerdem standen sie dem Wehrwirtschaftsinspekteur für die Bearbeitung wehrwirtschaftlicher und rein militärischer Angelegenheiten zur Verfügung.
Als ab 1.2.1943 die Neuorganisation der Wehrwirtschaft im Reich, im Protektorat Böhmen und Mähren sowie im Generalgouvernement in Kraft trat, wurden die bisher den Wehrwirtschaftsinspektionen zugewiesenen Aufgaben bei den Rüstungsinspektionen und bei den Wehrkreiskommandos durch die vom Oberkommando der Wehrmacht dort eingesetzten Wehrwirtschaftsoffiziere wahrgenommen, bei den Rüstungskommandos durch diese selbst unter Verantwortung des Rüstungskommandeurs nach den fachlichen Weisungen der bei den vorgesetzten Rüstungsinspektionen eingesetzten Wehrwirtschaftsoffiziere.
Der Südwesten Deutschlands war eines der wichtigsten Rüstungszentren im Dritten Reich.
Die Region erhielt bereits vor Kriegsbeginn einen Industriealisierungsschub durch die Umstellung vieler Betriebe auf Rüstungsproduktion.
München sollte nach den Vorstellungen der Partei und Politik zügig zum „Reichsgau München“ ausgebaut werden. Der bayerische Innenminister Adolf Wagner entwickelte 1937 entsprechende, weitreichende Pläne.
Die Stadt Augsburg galt seinerzeit als wichtige Produktionsstätte und war ein bedeutender Verkehrs-, insbesondere Luftverkehrsknotenpunkt.
Aber auch andere bayerische Städte wie zum Beispiel Friedrichshafen am Bodensee mit den Zeppelin-Fabriken, den Maybach-Motoren- und Zahnradwerken und den Dornier-Flugzeugwerken zählten zu Rüstungszentren im Zuständigkeitsgebiet der Rüstungsinspektion München.
Bekannte Rüstungsfirmen in München und Umgebung waren BMW, die vor allem Flugzeugmotoren baute und Motorräder für Heereszwecke herstellte, sowie Krauss Maffei, die Halbkettenzugmaschinen, Panzer und Güterzuglokomotiven produzierte. Die Süddeutsche Bremsenwerke stellte Geschützrohre, Gewehrläufe und Hildebrand-Knorr-Bremsen für die Reichsbahn her. Ebenfalls ansässig war hier die IG Farben.
Zu den bekannten im Augsburger Raum ansässigen Firmen gehörten die Firmen M.A.N., die Messerschmitt AG, die Maschinenfabrik Donauwörth und die Zahnräderfabrik Augsburg.
M.A.N. stellte vor allem Dieselmotoren für die U-Boote und Kraftfahrzeuge her und war ein Zulieferer für die Panzerproduktion.
Die Messerschmitt AG produzierte Jagdflugzeuge, insbesondere die ME 109.
Maschinenfabriken wie die in Donauwörth lieferten kriegswichtige Maschinen, beispielsweise Bohr-, Fräs- und Maschinen für die Munitionsfertigung. Aber auch kleinere Fabriken, wie zum Beispiel Hersteller von Winterkleidung und Skiern produzierten für die Rüstungswirtschaft.
Die Sicherstellung der materiellen und persönlichen Bedürfnisse wurde im Verlauf des Krieges immer schwieriger und da immer mehr Soldaten für die Front gebraucht wurden, liess sich die Produktion nur noch mit ausländischen Zwangsarbeitern aufrechterhalten.
In München lebten zeitweise 80.000 Fremdarbeiter unter oft unwürdigen Wohn- und Arbeitsbedingungen. Ein Netz von Barackenlagern überzog die Stadt und nähere Umgebung.
Im Juli 1944 erklärte Reichsminister Speer auf dem Berghof Adolf Hitler die Schwierigkeiten, 50.000 Ausgebildete jüngerer Jahrgänge aus der Rüstung und Kriegsproduktion dem Heer zur Verfügung stellen zu können. Nachdem diese schliesslich doch freigegeben werden mussten, sollten als Ersatz im Rahmen des „totalen Kriegseinsatzes“ zusätzlich „intelligente deutsche Arbeitskräfte“, unter anderem Frauen mobilisiert werden.
Wegen der weiten Entfernung zu den alliierten Flugplätzen und der stark ausgebauten Luftverteidigung, galten München und Augsburg als unliebsame Ziele für amerikanische und englische Piloten.
Der erste Bombenangriff erfolgte am 17. August 1940. Die schwersten Luftangriffe auf Augsburg fanden am 25. und 26. Februar 1944 statt. Ziele der Alliierten waren vor allem die Innenstadt, das Bahngelände sowie die Firmen M.A.N. und Messerschmitt AG. In dieser Nacht wurden innerhalb von 80 Minuten über 300.000 Bomben abgeworfen, und dabei die Innenstadt von Augsburg zu 80 % zerstört. Durch den Angriff verloren rund 90.000 Menschen ihr Obdach. Es gab zahlreiche Schwerverletzte und Tote, allein auf dem Werksgelände der Messerschmitt AG starben hunderte Menschen, die meisten davon waren KZ-Häftlinge.
Das Rüstungskommando Augsburg war 1942 in die Bereiche Adjutantur, Zentral-Gruppe, Allgemeine-Gruppe, Technische Betriebsbereitschaft, Verwaltung mit der Sondergruppe „Rechtsfragen“ und den Wehrmachtsteilen Heer, Luftwaffe und Marine untergliedert.
Kommandeur des Rüstungskommandos Augsburg war zu dieser Zeit Kapitän zur See Angermann. Ihm unterstanden die Gruppenleiter und die Leiter der jeweiligen Organisationseinheiten.
Zu den Fachaufgaben des Kommandeurs gehörte die Verantwortung für die Betriebs- und Auftragsbetreuung, insbesondere auf dem Gebiet des Arbeitseinsatzes und der Versorgung der Betriebe mit Produktions- (Maschinen, Betriebseinrichtung, usw.) und Betriebsmitteln (Kohle, Energie, Treibstoff, usw.). Zugleich war er Geschäftsführer der Rüstungskommission und bearbeitete die Anträge auf Kriegsauszeichnungen an Angehörige der betreuten Betriebe.
Kapitän zur See Angermann war verantwortlich für die von der Rüstungsinspektion zugewiesenen Haushaltsmittel, sowie für die Einhaltung der Stärkenachweisung und des Stellenplans.
Nicht zuletzt beurteilte er Offiziere und Beamte seiner Dienststelle.
Hauptmann Langlotz leitete die Adjutantur. Er bearbeitete Personal- und Haushaltsangelegenheiten, Unterbringung und Fragen des Kraftfahrzeugwesens sowie die inneren Angelegenheiten des Rüstungskommandos. Dazu gehörten auch der Werkluftschutz und Abwehrangelegenheiten.
Zentral-Gruppenleiter (Gruppe Z) Oberstleutnant Lüttge hielt die Verbindung zu Behörden, militärischen Dienststellen und der NSDAP (z.B. Gauleitung, Arbeitsämtern, Wehrmeldeämtern). Er arbeitete dabei eng mit den übrigen Abteilungen des Rüstungskommandos zusammen.
Oberstleutnant Lüttge regelte Fragen in Zusammenhang mit der Sicherstellung der Betriebsbereitschaft, wie Arbeitseinsatz, Wehrdienst und UK – Stellung, und war für das Transport- und Verkehrswesen und der Betriebsstoffzuteilung zuständig. Er war darüber hinaus Geschäftsführer der Rüstungskommission und führte das Kriegstagebuch.
Gruppenleiter der „Allgemeinen-Gruppe“ war 1942 Major Kast.
Er beurteilte die nicht wehrmachtteileigentümliche Fertigung, z.B. Werkzeugfabriken, Druckereien, Elektrotechnischer Betriebe und Zu- und Unterlieferanten.
Die Gruppe „Technische Betriebsbereitschaft“ wurde durch Dipl. Ing. Lembert geleitet. Er fungierte als technischer Berater des Rüstungskommandeurs und vertrat ihn bei technischen Verhandlungen. Seine Aufgabe war die Aufrechterhaltung der Verbindung zu allen, mit technischen Fragen der Rüstungswirtschaft betrauten Stellen. Hierzu gehörten auch Betriebserkundungen und die Unterstützung der Betriebe bei der Versorgung mit Produktionsmitteln (Werkzeugmaschinen, Lehren, Vorrichtungen, usw.). Beauftragt war Dipl. Ing. Lembert ferner für das technische Berichtswesen, Auftragsverlagerungen und Rationalisierungsfragen.
Leutnant Dr. Henkel befehligte die Abteilung Verwaltung und Sondergruppe „Rechtsfragen“. Zu seinen Aufgaben gehörte die Betreuung der W.- Betriebe, er bearbeitete ferner alle Rechtsfragen, sowohl des Rüstungskommandos, als auch der Betriebe und die Restabgeltung im Maschinenausgleich sowie Rechtsangelegenheiten im Verkehrs- und Transportwesen.
Gruppenleiter Heer war Oberstleutnant Dorn, Gruppenleiter Luftwaffe Hauptmann Drechsler, Gruppenleiter Marine Dipl. Ing. Brem. Die Gruppenleiter waren die verantwortlichen Sachbearbeiter in Rüstungsangelegenheiten ihres Wehrmachtsteils. Zu den Aufgaben zählten die Erstellung der Übersicht und Dringlichkeitseinstufung über den jeweiligen Auftragsbestand. Dazu gehörten auch die Betriebs- und Auftragsbetreuung und der Arbeitseinsatz. Sie hatten den Rüstungskommandeur über den Stand und Ablauf der Fertigung zu berichten und machten ihm Vorschläge für Kriegsauszeichnungen.
Der Gesamtpersonalbestand der Dienststelle belief sich im September 1942 auf 45 Personen. Dazu gehörten 13 Offiziere, 2 Beamte des höheren Dienstes, 9 männliche Angestellte, 18 weibliche Angestellte, 2 Kraftfahrer und 1 Pförtner.
Das Rüstungskommando Augsburg war zu dieser Zeit in der Bahnhofstrasse 6 in Augsburg untergebracht.
Rüstungskommando Augsburg