Organisationskomitee der XI. Olympischen Sommerspiele 1936

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Organisationskomitee der XI. Olympischen Sommerspiele 1936 
Geschichte des Bestandsbildners Bereits die Olympischen Spiele von 1916 waren vom Internationalen Olympischen Komitee (IOC) 1912 nach Berlin gegeben worden, doch der Erste Weltkrieg hatte die Austragung der Spiele verhindert. Erst 1928 waren deutsche Sportler wieder zu den Spielen eingeladen worden; ihr großer sportlicher Erfolg ermutigte das Deutsche Olympische Komitee, sich im Mai 1930 auf dem Olympischen Kongress in Berlin erneut um die Austragung der Olympiade zu bewerben. Bei der am 13. Mai 1931 verkündeten Entscheidung zur Vergabe der Olympischen Spiele von 1936 setzte sich Berlin schließlich mit 43:16 Stimmen bei 8 Enthaltungen gegen Barcelona durch und erzielte damit eine große Zustimmung; die deutschen Mitbewerber Frankfurt, Köln und Nürnberg blieben chancenlos. Noch vor den X. Olympischen Sommerspielen von Los Angeles 1932 begannen die ersten finanziellen und organisatorischen Vorbereitungen. Schließlich wurde am 24. Januar 1933 zur Vorbereitung und Durchführung der Sommerspiele in Deutschland ein Organisationskomitee gegründet, in dem sich die beiden Träger, die Stadt Berlin und der Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen (DRA) (ab Januar 1934: Deutscher Reichsbund für Leibesübungen), zusammenschlossen. Präsident des Organisationskomitees wurde der auch im Exekutivausschuss des IOC engagierte Staatssekretär a.D. Dr. Theodor Lewald, Generalsekretär der seit 1913 als hauptberuflicher Sportfunktionär tätige Dr. Carl Diem. Das Organisationskomitee nahm seine Arbeit im Büro des DRA in der Hardenbergstraße 43 in Berlin-Charlottenburg mit zunächst nur wenigen Angestellten auf. Am 1. April 1935 beschäftigte das Organisationskomitee noch lediglich 38 Mitarbeiter, nach erfolgter Ausdifferenzierung der Abteilungsstruktur ein Jahr später 115. Erst in den letzten Wochen und Monaten vor der Olympiade nahm die Zahl der Beschäftigten massiv zu, so dass das Organisationskomitee während der Spiele 474 Mitarbeiter zählte. Abgesehen von den grundlegenden Einrichtungen wie Buchhaltung und Registratur entwickelten sich die wichtigsten Abteilungen des Komitees erst Anfang 1936 aus zunächst nur von einzelnen Referenten wahrgenommenen Aufgaben. So entstanden die Sportabteilung unter der Leitung von Werner Klingeberg, die Presseabteilung unter Dr. Krause mit der angeschlossenen Bildpressestelle (Leiter: C. Rost), die zuletzt Ottilie Geith unterstehende Personalabteilung und die mit eigener Buchhaltung ausgestattete Kartenstelle unter H. Lessing. Die Kassen- und Buchhaltung (Leiter: Kurt Zerrath) wurde unter Hinzufügung eines Haushaltsreferats zu einer Wirtschaftsabteilung zusammengefasst, für die Theodor Müßigbrodt verantwortlich war. Außerdem wurden u.a. ein für den Kunstwettbewerb und das künstlerische Rahmenprogramm zuständiger Kunstausschuss unter Leitung von Frau Lobeck, die Abteilungen für Verkehr und Ordnung, Abzeichen, Technik, Sprachen sowie für die Olympischen Wohnstätten eingerichtet. Zu seiner Entlastung setzte Diem schließlich Anfang Mai 1936 Friedrich Körner als Stellvertreter des Generalsekretärs ein. [Ein Organigramm des Organisationskomitees ist im Amtlichen Bericht auf S. 100 enthalten.] Mit der nationalsozialistischen Regierungsübernahme am 30. Januar 1933 wurde die Veranstaltung der Olympischen Spiele in Deutschland von zweierlei Richtungen in Frage gestellt. Auf der einen Seite standen die neuen Machthaber der internationalen, auf Gleichberechtigung beruhenden olympischen Sportbewegung zunächst ablehnend gegenüber, doch erkannten sie bald, welch einzigartige propagandistische Möglichkeiten ein solches Großereignis für das"neu" Deutschland bot. Reichskanzler Adolf Hitler nahm sich nach einer Stadionbesichtigung im Herbst 1933 persönlich der Sache an und forderte eine immense Ausweitung der bisherigen Konzeption: Statt der geplanten Erweiterung des für die Olympiade von 1916 gebauten Deutschen Stadions übernahm das Reich nun den kompletten Neubau des Olympiastadions. Auf der anderen Seite hegte das Ausland angesichts des nationalsozialistischen Terrors und der Diskriminierung der Juden erhebliche Bedenken, ob Deutschland - wie durch Adolf Hitler 1933 schriftlich garantiert - wirklich die Grundsätze der Olympischen Idee mit der Chancengleichheit aller Teilnehmer, unabhängig von Konfession und Rasse, einhalten und achten würde. Eine besondere Rolle spielte dabei die Fair-Play-Bewegung in den USA, welche zusammen mit deutschen Emigranten auf einen Olympia-Boykott hinarbeitete und bei der entscheidenden Sitzung der amerikanischen"Amateur Athletic Unio" am 8. Dezember 1935 nur ganz knapp mit 58:56 Stimmen unterlag. Schließlich blieb kein Land der Olympiade aus politischen Gründen fern. An den XI. Olympischen Sommerspielen, die im Zeitraum vom 1. bis 16. August 1936 in Berlin stattfanden, waren 49 Nationen mit 3.961 Athleten (3.633 Männer, 328 Frauen) vertreten. Sie kämpften bei 129 sportlichen Wettbewerben in 19 Sportarten sowie 15 Kunstwettbewerben um ca. 960 Medaillen. Der herausragende Sportler der Spiele war der US-amerikanische Leichtathlet Jesse Owens, der vier Goldmedaillen gewann. Als erfolgreichster deutscher Teilnehmer zeichnete sich der Kunstturner Konrad Frey mit drei Goldmedaillen, einer Silbermedaille und zwei Bronzemedaillen aus. Den Medaillenspiegel führte Deutschland erstmals mit ziemlichem Abstand vor den USA und Ungarn an. Hauptsächlicher Austragungsort der Spiele war das zentrale Reichssportfeld, auf dem neben dem Schwimmstadion, dem Hockeystadion, den Tennisplätzen, der Dietrich-Eckart-Freilichtbühne und einem riesigen Aufmarschgelände "Maifel") als Herzstück das von Werner March entworfene Olympiastadion für ca. 100.000 Zuschauer stand. Dort wurden die Wettbewerbe in der Leichtathletik, die Springwettbewerbe im Reiten, im Feldhandball und die Spiele im Fußball ab dem Halbfinale ausgetragen. Außerdem fanden die Eröffnungs- und Abschlusszeremonien im Olympiastadion statt. Daneben wurden noch eine ganze Reihe von Sportstätten für die Durchführung der Olympischen Spiele in Anspruch genommen, u.a. die Deutschlandhalle auf dem Messegelände, die Regattastrecke in Grünau, der Truppenübungsplatz in Döberitz, die Schießplätze in Ruhleben und Wannsee sowie verschiedene Berliner Fußballstadien. Während die weiblichen Teilnehmer im Friesenhaus auf dem Reichssportfeld wohnten und auch in Köpenick einige Quartiere bereit standen, wurde der Großteil der Sportler im Olympischen Dorf bei Döberitz untergebracht. Auf den als Teil der Olympischen Sommerspiele durchgeführten Kunstwettbewerb in den Disziplinen Baukunst, Malerei und Grafik, Bildhauerkunst, Dichtung und Musik legten die Organisatoren besonderen Wert. Die teilnehmenden Kunstwerke wurden in der Olympischen Kunstausstellung, einige prämierte Kompositionen im Olympischen Konzert präsentiert. Zusätzlich dazu bot das Organisationskomitee ein breites künstlerisches Rahmenprogramm an, zu dem Ausstellungen (etwa"Sport der Hellene"), musikalische Aufführungen wie die des Oratoriums"Herakle" von G. F. Händel oder des eigens geschaffenen Festspiels"Olympische Jugen" sowie ein Großkonzert der Wehrmacht zählten. An Sonderveranstaltungen anlässlich der Olympiade sind weiterhin der Fackellauf, verschiedene Sternfahrten, Turn-, Schwimm- und Segelflugdemonstrationen, ein Jugend- und ein Sportstudentenzeltlager sowie verschiedene Kongresse zu nennen. Bei der Werbung und medialen Vermarktung wurde das Organisationskomitee aktiv von Joseph Goebbel" Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda und dem dort eingerichteten Propaganda-Ausschuss für die Olympischen Spiele unterstützt. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde gerade auch in ihrer Darstellung im Ausland mit großem Aufwand und höchst professionell betrieben. Dazu trugen auch das von Johannes Boehland unter Anregung von Dr. Theodor Lewald entworfene Logo (Glocke mit den Olympischen Ringen und dem deutschen Adler), die überall als Anstecknadeln zu kaufenden Olympischen Abzeichen, die von Richard Strauss komponierte Olympische Hymne, die Olympische Flamme sowie die auf dem Glockenturm unweit des Olympiastadions angebrachte Olympische Glocke bei. Die Berichterstattung über die Olympischen Spiele war so umfassend wie nie zuvor. Sie wurde gewährleistet durch etwa 1.800 Pressevertreter aus 59 Ländern, 117 akkreditierten Fotografen und 41 ausländischen Rundfunkgesellschaften. Außerdem übertrug ein Sender erstmals olympische Wettkämpfe im Fernsehen. Zahlreiche Publikationen der Presseabteilung unterstützten die Öffentlichkeitsarbeit. So erschien seit Dezember 1933 regelmäßig ein Olympia-Pressedienst in fünf Sprachen und einer Auflage von bis zu 25.000 Stück. Neben verschiedenen Broschüren wurde vom 21. Juli bis 19. August 1936 außerdem eine eigene Olympia-Zeitung herausgegeben. Nach den Spielen stellte das Organisationskomitee einen über 1.200 Seiten umfassenden Amtlichen Bericht zusammen, der alle wichtigen Informationen und Daten der Spiele über die Vorbereitung bis hin zu den Siegerlisten minutiös auflistete. Schon direkt nach den Spielen entließ das Organisationskomitee den größten Teil seiner Angestellten wieder. Allerdings band die Arbeit am Amtlichen Bericht einige Kräfte noch bis Sommer 1937. Die Abwicklung der Geschäfte des Organisationskomitees übernahm schließlich der Deutsche Reichsbund für Leibesübungen. Bei der Abrechnung zum 30. September 1938 ergab sich ein verbleibender Gewinn von 1.652.088 RM. 
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