Organisationskomitee der XI. Olympischen Sommerspiele 1936
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Organisationskomitee der XI. Olympischen Sommerspiele 1936
Organisationskomitee der XI. Olympischen Sommerspiele 1936
Schriftgut
308 Aufbewahrungseinheiten
Geschichte des Bestandsbildners
Bestandsgeschichte
Die Unterlagen des Organisationskomitees der XI. Olympischen Sommerspiele gelangten nach Abwicklung der Spiele ins Reichsarchiv, wo sie den Bestand Nr. 46 und in der Abteilung für nichtstaatliches Archivgut zusammen mit den Unterlagen der Winterolympiaden von 1936 und 1940 das sog. Olympiaarchiv bildeten. Ob Kriegsverluste zu verzeichnen waren, ist unbekannt, doch könnten diese eine Erklärung für die unausgewogene Überlieferung darstellen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen die Akten - nun mit der Signatur 70 Or 2 bezeichnet - ins Deutsche Zentralarchiv (später: Zentrales Staatsarchiv der DDR) in Potsdam, welches das Olympiaarchiv von 1953 bis 1964 an das Nationale Olympische Komitee der DDR auslieh. Dieses ließ 1964 von G. Oehmigen und W. Thilo von der Abteilung Zeitgeschichte der Forschungsstelle an der Deutschen Hochschule für Körperkultur (DHfK) in Leipzig ein vorläufiges Aktenverzeichnis (16 Seiten) sowie ein Personalverzeichnis der Mitarbeiter des Organisationskomitees (8 Seiten) erstellen.
Die Akten trugen dreigliedrige Signaturen, die sich aus der Gruppennummer im Reichsarchiv (die Nr. 46), der offenbar vom NOK mit Rotstift neu verteilten Beschriftung (Ziffer 108 bis 191) sowie der alten Archivnummer des Olympiaarchivs (Nr. 1 bis 947) zusammensetzten. Das Aktenverzeichnis gliederte den Bestand organisationsbezogen anhand der überlieferten Abteilungen: Personalabteilung, Buchhaltung, Ausschuss zur Organisation des Kunstwettbewerbs und andere Sonderveranstaltungen, Presseabteilung, Kartenstelle und Generalsekretariat. Die Buchhaltung bildete dabei mit 196 Akten einen deutlichen Schwerpunkt innerhalb der Gesamtüberlieferung.
Mit der Vereinigung der beiden deutschen Staaten 1990 gingen die Unterlagen des Organisationskomitees der Berliner Olympiade auf das Bundesarchiv über und erhielten die jetzige Signatur R 8077 unter vorläufiger Beibehaltung der alten Archivnummern des Olympiaarchivs.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Aufgrund der geringen Zuverlässigkeit und Verzeichnungstiefe des provisorischen Aktenverzeichnisses, das in zwei voneinander abweichenden Fassungen vorlag, wurde 2006 eine vollständige Neuverzeichnung des Bestands in der Datenbank des Bundesarchivs durchgeführt. Diese umfasste die Vergabe neuer Einzelsignaturen, die Bestimmung der Laufzeiten, die Bildung neuer Aktentitel, die inhaltliche Erschließung durch ergänzende Enthältvermerke sowie die Gruppierung zusammengehöriger Akten zu fast ausschließlich archivisch gebildeten Serien und Bandfolgen. Zugleich wurde eine neue Klassifikation konzipiert, die sich an den Aufgaben des Organisationskomitees ausrichtet.
Im Rahmen der Neubearbeitung wurden außerdem einige Unterlagen kassiert, an deren historischer Aussagekraft und Informationsgehalt massive Zweifel angebracht waren. Dies betraf fast ausschließlich die Akten der Buchhaltung, in der sich große Mengen an Kassen- und Buchungsbelegen, etwa für Telefongebühren oder Büroeinrichtungen, erhalten hatten. Auch die massenhaft gleichförmigen Überweisungsbelege aus dem Kartenverkauf wurden mit Ausnahme der beispielhaft aufbewahrten Olympia-Stadionpässe der Kassation zugeführt.
Bestandsbeschreibung
Den Schwerpunkt der im Bundesarchiv verfügbaren Überlieferung des Organisationskomitees der Olympischen Sommerspiele von 1936 bilden neben einigen wenigen Akten der Kartenstelle und der Presseabteilung die Unterlagen der Abteilungen Buchhaltung, Personalwesen und Kunst-Ausschuss. Damit liegt zur Personalverwaltung, der Organisation und Durchführung des Kunstwettbewerbs und des künstlerischen Rahmenprogramms sowie der finanziellen Abwicklung einschließlich des Kartenverkaufs eine aussagekräftige, bedeutende Überlieferung vor.
Dagegen sind nur sehr wenige oder gar keine Archivalien zur Bewerbung Berlins, dem Bauprogramm, der Verwaltung der olympischen Sportstätten, Werbemaßnahmen, Propagandafragen oder der Durchführung der sportlichen Wettkämpfe vorhanden. Dies erklärt sich zum einen aus der damals getroffenen Aufgabenverteilung: So übernahm das Reich die Bauten auf dem Reichssportfeld, und der Propaganda-Ausschuss war bei Goebbel" Ministerium angesiedelt. Solchen Umständen verdankt sich auch ein Teil der Ergänzungsüberlieferung in den entsprechenden Ministerien, v.a. Propaganda- und Innenministerium, sowie in der Reichskanzlei. Für anderes, wie etwa das Verschwinden der Unterlagen der Sportabteilung mit Ergebnislisten u. ä., kommen vielleicht auch kriegsbedingte Verluste in Betracht.
Die Unterlagen der Buchhaltungsabteilung bestanden zum überwiegenden Teil aus Kassenbelegen und Rechnungen, welche nach Haushaltstiteln und verschiedenen weiteren Konten abgelegt waren. In Ermangelung eines echten Aktenplans wurde diese Ablage nach Kapiteln (Kap.) und Titeln - soweit dokumentiert - im Findbuch in der Spalte Aktenzeichen ausgewiesen. Den besten Überblick über den Haushaltsplan und die geführten Konten geben die vorhandenen Kassen- und Kontenbücher. Um von einer organisationsbezogenen zu einer aufgabenbezogenen Gliederung zu gelangen und dabei die einseitige Überlieferung transparent zu gestalten, wurden die Unterlagen der Buchhaltungsabteilung möglichst thematisch zugeordnet.
Der Bestand deckt den Zeitraum von 1926 bis 1940 ab und enthält auch einige Akten zur deutschen Teilnahme an den X. Olympischen Sommerspielen in Los Angeles 1932. Die meisten Unterlagen entstanden aber in den Jahren 1935 bis 1937.
Überlieferung:
Vorgeschichte der Olympiade in Berlin: Olympische Spiele 1932 in Los Angeles 1930-1933 (1936) (4), Entscheidung für Berlin 1927-1932, 1935 (2); allgemeine Verwaltung des Organisationskomitees: Personalwesen 1930-1939 (61), Buchhaltung 1933-1940 (32), allgemeine Korrespondenz und Rundschreiben 1932-1940 (18), Presseabteilung 1926-1937 (15), Olympia-Abzeichen, Medaillen, Fahnen 1934-1938 (15), Verträge und Versicherungen 1933-1938 (5), Verwaltung des Olympischen Dorfes und anderer Unterkünfte 1936-1937 (10); Durchführung der XI. Olympischen Sommerspiele: Kartenverkauf 1934-1940 (39), Aufwendungen für die Vorbereitung und Durchführung der Sportwettkämpfe 1935-1937 (1938) (20), Kunstwettbewerbe und Kunstausstellung 1933-1937 (35), musikalische Ausgestaltung 1934-1937 (13), Sonderveranstaltungen 1933-1937 (6), Festlichkeiten 1935-1937 (6); Bilanzierung und Nachbereitung der Olympischen Spiele: Verleihung von Auszeichnungen (1934) 1936-1938 (6), Amtlicher Bericht 1935-1938 (7), Abrechnung 1933-1939 (7), Erlebnisberichte und Ausblick 1936-1939 (4)
Erschliessungszustand
Online-Findbuch (2006)
Zitierweise
BArch R 8077/...