APO Archiv/ Heinz Koderer
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APO Archiv/ Heinz Koderer
APO Archiv/ Heinz Koderer
Der Bestand ED 750 APO-Archiv/ Heinz Koderer gliedert sich im Wesentlichen nach der Ursprungsablage beim Provenienzbildner. Übernommen werden konnten ca. 90 Ordner und Mappen, 20 lfm Druckschriften und graue Literatur, ca. 300 Bücher, die Heinz Koderer für das APO-Archiv sammelte. Darüber hinaus erhalten sind einige Unterlagen Koderers eigenen Lebensweg betreffend (Betriebsratstätigkeit bei ARRI, wenige Prozessunterlagen). Zur Ernst Geitlinger Gesellschaft und weiteren persönlichen Zusammenhängen liegt nichts vor; allerdings lassen sich über die Sammlungstätigkeit Koderers weitere intensiv begleitete politische Themen ersehen: etwa Gedenken an nationalsozialistischen Widerstand, namentlich der Gruppe"Weiße Ros", hier engagierte sich H. Koderer etwa dafür, die Grabstätte von Manfred Eickemeyer zum Ehrengrab zu deklarieren. Das APO-Archiv untergliederte H. Koderer in Sammlungen bzgl. APO München, APO allgemein, APO-BRD und einzelne Unterthemen. Alles in chronologischer Ordnung abgelegt beginnt die Sammlung mit Vorläufern von bislang wenig rezipierten Protesten in den 1950er Jahren, greift die Schwabinger Krawalle 1962 auf und zeigt mittels ausführlicher Pressedokumentation, Protokolle einzelner Gruppen, Flugschriften und Notizen die studentischen Proteste und Münchner Friedens- und Antiatombewegung, auch gewerkschaftliche Demonstrationen tauchen regelmäßig auf (1. Mai-Feiertag, einige Tarifauseinandersetzungen). Weitere Proteste z.B. stadtteilbezogen, gegen Tariferhöhungen der Münchner Verkehrsbetriebe, gegen Mieterhöhungen, für mehr Kindergärten u.ä. sind nachvollziehbar; auch der Knödelschütze (privater Protest gegen Überschall- und Tiefflieger) findet größere Beachtung. Außerparlamentarische Opposition bleibt bei weitem nicht auf die Studentenbewegung beschränkt.Der 'Schritt in die Arbeitswelt', namentlich in Form der Arbeiterbasis- und Betriebsgruppen, von einigen Aktiven, später Koderer selbst, ist recherchier- und erforschbar.Die örtliche Musik- und Kunstszene seit den 1960er ist ausführlich dokumentiert.Die Sammlung reicht zeitlich bis ins Jahr 2009, wobei die Unterlagen der Jahrzehnte ab Ende 1970er Jahre zumeist vom weiteren Lebensweg früherer ProtagonistInnen handeln. Aufgegriffen und ausführlich belegt sind auch neuere studentische bzw. außerparlamentarische Proteste gegen Rechtsextremismus, gegen Studiengebühren in Bayern ab Ende der 1990er und gegen die Münchner Sicherheitskonferenz und auch Kunstaktionen (Kastner u.a.). Systematik des Bestandes mit Bandummer:APO-Archiv MaterialablageVorläufer 1-5Schwabinger Krawalle 6-17APO 1-22 18-99APO München I f. 100-219APO BRD 220-236APO Musik, Theater, .. 237-241APO Justizakten 242-262APO Rote Zellen 263-266Kunstakademie 267-276Cartoons 277-278Gruppierungen SDS, LDS, ADU, AStA etc. 279-293Heiduk 294Berlin/ Kommune 1 295Alltagskultur 296-297Personenablage A-Z 298-320APO Aufzeichnungen Koderer 321-329, 455Deutsches Studentenwerk 330-333Themat. Ablage Münchner Stadtgeschichte/ Friedhof 334-341Vietnam 342-345NS-Gedenken / Weiße Rose 346-356KPD 357-358Valentin 359-360Franz Josef Strauß/ CSU 361-364ArchivkorrespondenzA-Z 365-375Buch/ Ausstellung 376-395TextbeständeLit.auszüge Studentenbewegung allg./ Kunst/ Subversive Aktion/ Spur/ Polizei 396-433Manuskripte, unveröff. 434-448Koderer, HeinzProzesse 449, 454ARRI 450-453 Übergang zu AV-Medien: Ablage 'Fotografen' 456-460APO Archiv: Dias Fotos Filme Ton : noch ohne Sig. Dazu einige Erläuterungen: -Jede verzeichnete Archiveinheit kann mittels der übernommenen Beschriftungen Koderers in Konkordanz zur Ursprungsablage gesetzt werden. Damit wird sicher gestellt, dass frühere Zitationen korrekt und auch nachvollziehbar bleiben. Künftig sollte bitte mit der IfZ-Signatur zitiert werden. -Die Personenablage A-Z (Bde. 298-320) wurde neu gebildet; vormals in Klarsichtfolien oder anderen Mappen aufbewahrte und mit den inhaltlich befassten Personennamen versehene Ablagen wurden zu einem Alphabet zusammengefasst. -Die Unterlagen Deutsches Studentenwerk (Bde. 330-333) wurden nicht den APO-Materialien beigegeben, weil das DSW eine selbstverwaltete bzw. bald durch Rechtsnormen begründete Anstalt ist. Der frühere studentische Vertreter im Beirat, J. Jaudas, überliefert hier Protokolle und zahlreiche interne Unterlagen. Ein Beispiel für innerinstitutionelle Opposition oder auch 'gestaltende Mitarbeit'. -Die Archivkorrespondenz A-Z (Bde. 365-376) lag beinahe vollständig alphabetisiert vor, einige weitere Korrespondenzen wurden einsortiert. -Gesondert gezählt sind eine erneute (vielerorts Dubletten umfassende) Reihe"APO-Buc" (Bd. 377-384) und die zahlreichen Korrespondenzen und Konzepte bzgl. einer für 1995 geplanten Ausstellung im Münchner Stadtarchiv. Die von H. Koderer verfassten Übersichten zu einzelnen Planungsstadien und der Vorbereitungsgruppe sind äußerst aufschlussreich; letztlich kam die Ausstellung damals nicht zustande.[vgl. die Ausstellung"Wem gehört die Stadt? Manifestationen neuer sozialer Bewegungen im München der 1970er Jahre München, Münchner Stadtmuseu" Frühjahr bis Herbst 2013]. -Der betitelte Teil 'Textbestände' ab Band 396 beinhaltet die zahlreichen Auszüge und einige Komplettkopien thematisch naher Veröffentlichungen, anliegend sind die im APO-Archiv vorgehaltenen unveröffentlichten Skripte ab Band 434 zu finden. -Der Buchbestand des APO-Archivs wurde an die Bibliothek des Instituts für Zeitgeschichte übergeben und in deren Bestand eingegliedert. Eine Übersicht der aufgenommenen Titel wird nach der Bearbeitung einsehbar sein. Ebenso werden die der Druckschriftensammlung übergebenen Titel aufgelistet werden; hierbei handelt es sich um im APO-Archiv systematisch zusammen getragene Zeitungen, Zeitschriften, Reihen der damaligen Gruppen, Organisationen und Parteien.[Einige wenige Presseausschnitte und Broschüren stammten aus den 1930er Jahren; diese sind den Druckschriften vor 1945 im IfZ zugeordnet. Einzelne Kopien aus der Tagespresse 1933-1941 wurde nicht übernommen.]Die sonst in den Ordnern befindlichen und in der Chronologie abgelegten Druckschriften wurden dort belassen.Kassiert wurden Einzelnummern der Magazine Stern und Der Spiegel sowie ein Konvolut unsortierter wie unbeschrifteter Zeitungsausschnitte. -Insgesamt handelt es sich beim APO-Archiv, zumindest bei den eingangs aufgeführten Ordnern im wesentlichen um Presseausschnitte mit beigefügten Flugblättern und grauer Literatur, Fotos von Aktionen, wenig Korrespondenz. Die Ursprungsablage bedingt einige Überschneidungen, z.B. Ordner 'APO München V' und 'APO 9' und 'APO BRD II', die alle das Jahr 1968 spiegeln.Von großer Aussagekraft sind die Selbstzeugnisse einzelner studentischer (und weniger anderer) APO-Gruppen: Protokolle, programmatische und analytische Schriften, Auseinandersetzungen innerhalb der organisierten Studentenschaft (AStA, Rote Zellen, RCDS, VDS, Konvent, ..); diese sind weitgehend gesondert erwähnt, ebenso wie Gründungsunterlagen und weitere Materialien kultureller Vereine, Clubs u.ä. -Protest gegen den Vietnamkrieg war eines der herausragenden internationalen Themen der damaligen Studenten- und der Friedensbewegung (hier häufig i.Z. mit Ostermarsch-Bewegung). Aktionen der Deutschen Friedensgesellschaft, häufig beworben mittels Plakaten von C. Schreer, sind weitläufig dokumentiert, siehe dazu etwa auch die"Hundeverbrennun" der Internationale Studentischer Kriegsdienstgegner. Die außerparlamentarische Opposition in München wandte sich auch vielen anderen internationalen Krisenherden zu und organiserte z.B. Solidaritätsveranstaltung mit ausländischen Studentengruppen u.a. -Die Ausweitung der Proteste in und durch Schülergruppen und auch den (dann nicht außer-parlamentarischen) Weg über Volksentscheide hat H. Koderer in die Sammlung mit aufgenommen; die Gruppen und Termine sowie Anliegen sind genannt. -Nach dem Tod des Aubingers Philipp Müller 1962 in Essen kamen im Jahre 1968 in München zwei junge Männer während oder im unmittelbaren Umfeld von Protesten zu Tode (Klaus Frings und Rüdiger Schreck). Die Umstände, die nachfolgende Untersuchungen sind im jeweiligen zeitlichen Bezug überliefert. In diesem und im weiteren Zusammenhang standen die Taktik der Einsätze der Ordnungskräfte und auch das Verhalten einzelner Polizisten im Fokus der Öffentlichkeit, in München in Person des Polizeipräsidenten M. Schreiber, weiters in der Überlegung einen polizeipsychologischen Dienst einzuführen und in der Debatte über eine Kennzeichnungspflicht aller Beamten. Die spätere Radikalisierung Protestierender hin zur Gründung von terroristischen Gruppen kann am Bestand in Person des Münchners Rolf Pohle nachvollzogen werden, welcher vormals AStA-Vorsitzender, Mitbegründer der APO-Rechtshilfe und später -so zumindest lt. der Rechtsprechung- Mitglied der Rote-Armee-Fraktion war.Zum Stichwort 'Knastcamp Ebrach' sind zahlreiche Unterlagen enthalten. Gewalt- und Straftaten (Tupamaros München, aber auch Sprengstoffanschläge u.ä.) sind mittels Presseberichterstattung nachvollziehbar, ggf. enthalten sind Verweise auf Folgeprozesse. -Die Musikszene beobachtete und dokumentierte H. Koderer ebenfalls genau. Die Schwabinger Krawalle etwa entzündeten sich im Nachgang einer Musikdarbietung auf der Leopoldstrasse (Koderer besuchte die drei Musiker auch später, vgl. Band 6 f.). Karrieren und Lebenswege lokaler Gruppen wie Embryo und Amon Düül II (inkl. Kommune), Auftritte national und international bekannter Bands (The Beatles, The Rolling Stones, Jimi Hendrix, Ton Steine Scherben u.a.) sind anschaulich belegt. Einen eigenen Schwerpunkt findet das Thema ab Band 237, hier allerdings liegen auch Aufzeichnungen zur Frauenbewegung, dann zum Theater. Die Unterlagen betr. Musikszene spiegeln den persönlichen bzw. örtlichen Zugang zu den Gruppen, ggf. deren alternativen Lebensformen und wohl auch musikalische Vorlieben Koderers. Eine weitere Auseinandersetzung etwa mit der Richtung 'Krautrock' oder den finanziellen Rahmenbedingungen (Eigenvermarktung, Vermittlung durch Arbeitsämter, Diskussion über Benefizkonzerte) findet kaum Niederschlag. -Neugegründete (anti-)Theatergruppen, überhaupt die vielfältigen Bühnen in München können gut nachvollzogen werden. Stücke von R.W. Fassbinder wurden an Uni-Bühnen inszeniert, die Lebenswege (Berichterstattung) einiger Mitglieder lange nachvollzogen. Die Kunstwelt, insbesondere die Suche nach neuen Kunstformen, die Auseinandersetzung mit überkommenen Ausbildungsstrukturen und Kunstverständnis, lag H. Koderer nicht nur ausbildungsbedingt nahe. Bekanntschaften und gemeinsame Aktionen, theoretische Überlegungen und auch die Effekte, die damalige Innovationen hatten, überliefert Koderer zuverlässig (Gruppe SPUR, Subversive Aktion, Situationisten u.a.). -Überraschend dünn ist die Überlieferung hinsichtlich der Frauenbewegung, welche zwar an der einen oder anderen Stelle aufblitzt (Münchner Frauenkommune, einzelne Kunstaktionen, allgemeine Presseberichterstattung), jedoch insgesamt wenig über Frauengruppen und -aktionen, bes. spätere Entwicklungen enthält.Dagegen ist mindestens über ein mittelbares Erleben die Geschichte des Universitätskindergartens in München ziemlich engmaschig belegt. Dokumente der anderen große Leidenschaft Koderers, der Münchner (Thalkirchner) Südfriedhof bzw. zur Münchner Stadtgeschichte, dokumentiert durch zahlreiche Fotos wie auch Aktivitäten bzgl. Erhaltung und Verschönerung übernahm das Archiv der Münchner Arbeiterbewegung. In dem hiesigen Bestand befinden sich einige Fragmente. Die zahlreichen nicht papiernen Archivbestände (Fotos, Dias, Film, Tonaufnahmen) sind vom hier beschriebenen Bestand ausgenommen und dem Bild-/ Medienarchiv des Instituts für Zeitgeschichte übergeben. Unter verm. derselben Signatur werden sie im Anschluss beabeitet und später zugänglich sein. In der vormaligen 'APO-Archiv'-Ablage aufgefundene Fotos wurden kopiert und die Originale dem weiteren Koderer-Fotobestand angegliedert. Verortung im Archiv des Instituts für Zeitgeschichte: Der Bestand APO-Archiv/ Heinz Koderer ergänzt und erweitert bereits zur Studentenbewegung und APO München vorhandene Bestände O.F. Schlemper (ED 328), E. Zorn (ED 738), H. Hilfering (ED 735), H. Mehringer (ED 308), C. Lohmeier (ED 457), zur Friedensbewegung (Chr. Küpper, ED 702) und zur Frauenbewegung (ED 900 H. Mabry/ Bayerisches Archiv der Frauenbewegung; ED 899 Neue Frauenbewegung München u.v.m) sowie die Zeitgeschichtliche Sammlung, die Druckschriften und die Bibliothek des IfZ.