Solf, Wilhelm
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Solf, Wilhelm
Solf, Wilhelm
1885-1936 (-1954)
Nachlässe
164 Aufbewahrungseinheiten
2,1 laufende Meter
Geschichte des Bestandsbildners
Wilhelm Heinrich Solf, Kolonialpolitik. Mein politisches Vermächtnis, Berlin 1919 Eberhard von Vietsch, Wilhelm Solf. Botschafter zwischen den Zeiten, Tübingen 1961 Gouverneur vn Samoa (1900-1911), Staatssekretär des Reichskolonialamtes (1911-1918) und des Auswärtigen Amtes (1918)
Lebenslauf
5. Okt. 1862 Geboren in Berlin als Sohn des Kaufmanns und Stadtverordneten Hermann Solf
1881 Abitur am Großherzogl. Gymnasium in Mannheim
1885 Promotion zum Dr. phil. (Indologie) an der Universität Halle/Saale
Tätigkeit an der Universitätsbibliothek Kiel und am Orientalischen Seminar in Berlin
1889 Übernahme in den Dienst des Auswärtigen Amts für die Dolmetscherlaufbahn
Sekretär im Generalkonsulat Kalkutta
1891 Ausscheiden aus dem Dienst des Auswärtigen Amtes
Studium der Jurisprudenz an der Universität Jena
1893 Referendar beim Amtsgericht Weimar
1896 Assessor
Eintritt in die Kolonialabteilung des Auswärtigen Amtes in Berlin
1898 Bezirksrichter in Daressalam (Ostafrika)
1899 Munizialpräsident in Apia (Samoa)
1900 1. Gouverneur des Schutzgebietes Samoa
1911 Staatssekretär des Reichskolonialamts und Wirklicher Geheimer Rat
Okt. 1918 Staatssekretär im Auswärtigen Amt
Dez. 1918 Ausscheiden aus dem Staatsdienst
1920 Geschäftsträger, anschließend Botschafter des Deutschen Reichs in Tokio
1928 Abschied und Ruhestand in Berlin
1929 Vorsitzender des Verwaltungsrats des Deutschen Ausland-Instituts in Stuttgart
Präsident der Lessing-Hochschule Berlin
Vorsitzender im Kuratorium des Japaninstituts in Berlin
Weitere Ehrenämter
Dr. h.c. der staatswissenschaftlichen Fakultät der Universität Heidelberg
1930 Ehrendoktor der Theologie der Universität Göttingen
1934 Rücktritt vom Deutschen Ausland-Institut
6. Febr. 1936 Gestorben in Berlin
Bestandsbeschreibung
Persönliche Papiere auch der Ehefrau Hanna Solf-Dotti Veröffentlichungen; vorwiegend privatdienstlicher Schriftwechsel über die Verwaltung von Samoa und die Kolonialpolitik des Deutschen Reiches (mit Aufzeichnungen über Reisen in die afrikanischen Kolonien); Schriftgutreste zur auswärtigen Politik (1918-1919), umfangreiche Materialien aus der Botschafterzeit in Japan (1920-1928); privater Schriftwechsel, u.a. mit Politikern, Wissenschaftlern und Schriftstellern sowie einigen Organisationen wie dem Deutschen Ausland-Institut und dem Japan-Institut (1898-1930). (Stand: 1977)
Inhaltliche Charakterisierung
Bestandsgeschichte
In dem Findbuch zum Nachlass Wilhelm Solf aus dem Jahre 1961 beschreibt Dr. Eberhard von Vietsch, auf welchem Weg der vorliegende Nachlass in das Bundesarchiv kam:
"Der Nachlass gelangte in zwei Teilen in das Bundesarchiv. Der erste Teil, der insbesondere den Schriftwechsel mit Botschafter Graf Wolff-Metternich1 enthielt, war im Besitz von Frau Solf verblieben und wurde nach deren Ableben (1954) von den Erben im Bundesarchiv hinterlegt (Zugang 142/1955).
1 BArch N 1053/138-140
2 Otto Isao Solf
3 im heutigen Sprachgebrauch: ausgehändigt
Bei dem zweiten Teil handelt es sich um das bei Kriegsende auf Schloss Bärenclau bei Guben ausgelagerte Schriftgut. Dieses kam danach auf nicht näher zu klärenden Wegen in das Deutsche Zentralarchiv nach Potsdam, ohne dass die Familie zunächst davon Kenntnis erhielt, die (irrigerweise) annahm, dieses Material sei bei Abtransport aus Bärenclau durch einen Luftangriff bei Dessau zugrunde gegangen. Die Existenz dieses Nachlassteils wurde dem Bundesarchiv durch seine Beziehungen zu Beamten des Deutschen Zentralarchivs bekannt und daraufhin in das Mommsensche Nachlassinventar aufgenommen. Nach Verständigung der Familie Solf unternahm der jüngste Sohn Solfs2 einen privaten Schritt beim Deutschen Zentralarchiv und erbat die Herausgabe im Namen seiner Brüder. Das Eigentumsrecht der Familie wurde danach (1957) überraschenderweise in Potsdam anerkannt und die Papiere ausgefolgt3. Zuvor waren allerdings Mikrofilme davon angefertigt worden, und die Familie Solf musste sich (notgedrungen) mit der innerdienstlichen Benutzung dieser Filme einverstanden erklären, wich aber der gleichfalls von Potsdam erbetenen Genehmigung zur allgemeinen Benutzung aus. [...] Die Herrn Solf übersandten Archivalien wurden von diesem ebenfalls im Bundesarchiv hinterlegt (Zugang 320/1957)"
Eine weitere kleine Abgabe gelangte 1966 in das Bundesarchiv (Zugang I 61/66). Übernommen wurden das unter der Signatur N 1053/162 verwahrte Reisetagebuch sowie Schriftwechsel mit und über Maximilian von Hagen und Unterlagen über die von Maximilian von Hagen beabsichtigte Biografie Solfs (N 1053/159f.).
Da der Nachlass bereits 1963 sicherungsverfilmt wurde, liegen diese Unterlagen nicht als Mikrofilm vor. V
Die in Potsdam gefertigten Mikrofilme des bis 1957 dort gelagerten Nachlasses (90501 FC, Nr. 1202-1209) gelangten 1992 in das Bundesarchiv und wurden 1995 von Sabine Herrmann gesichtet. Bei dem Versuch, eine Konkordanz zwischen den Mikrofilmen und dem hier verwahrten Nachlass anzufertigen, stellte Frau Herrmann in einem Vermerk vom 15. August 19954 fest:
4 Erwerbsvorgang 4211/Solf, Wilhelm
"Das dazugehörige Verzeichnis gliedert sich - grob chronologisch - in 38 Mappen, den die Filmsignaturen zugeordnet sind. [...] Der Bestand wird durch ein 1961 von Herrn Dr. von Vietsch erarbeitetes Findbuch erschlossen, in dem die o.g. Mappen auf den ersten Blick nicht wiederzufinden sind. Eine Konkordanz sowie ein Verzeichnungsvermerk, der etwaige Ordnungsarbeiten am Bestand dokumentiert, existieren nicht. [Bei Stichproben am Bestand] hat sich herausgestellt, dass anscheinend der Gesamtbestand grundlegend neu geordnet wurde, so dass sich eine einfache Konkordanz nicht erstellen lässt. Die meisten Unterlagen aus den"Potsdame" Mappen sind wohl in der Klassifikationsgruppe III [...] chronologisch eingeordnet worden"
Da Herr Dr. von Vietsch im gleichen Jahr das Findbuch und die Biografie"Wilhelm Solf. Botschafter zwischen den Zeite" (Tübingen 1961) vorlegte, kann angenommen werden, dass Erschließung und Recherche in einem Arbeitsschritt durchgeführt wurden, was die von Frau Herrmann vermutete Äußerung der grundlegenden Neustrukturierung der Papiere bekräftigen würde.
Bei den nun erfolgten Vorbereitung des Findbuchs für die Online-Stellung wurde festgestellt, dass innerhalb der Klassifikationsgruppe 3" Amtlicher und politischer Werdegan" Bände im alten Verzeichnis ohne Titel geführt wurden, die jedoch als Korrespondenzbände bezeichnet werden müssen. Hierin konnten bei kleineren Stichproben mehrere Briefe von im"Potsdame" Verzeichnis genannten Personen ermittelt werden.
Das Verzeichnis des Zentralen Staatsarchivs ist im Erwerbsvorgang zweifach vorhanden. Die Mikrofilme selbst liegen im Bundesarchiv nicht mehr vor.
Inhaltliche Charakterisierung
Obwohl zunächst (fälschlicherweise) vermutet wurde, dass der Nachlass beinahe vollständig Kriegseinwirkungen zum Opfer gefallen sein musste, kann heute auf persönliche Papiere von Wilhelm Solf zugegriffen werden, die seinen gesamten politischen und amtlichen Weg abbilden. Ergänzt werden diese Unterlagen durch eine recht umfangreiche Korrespondenz, VI
private Unterlagen (v.a. Familienkorrespondenz) sowie Aufzeichnungen Dritter wie Johanna Solf oder Herrn von Wolffersdorff.
Archivische Bearbeitung
Das von Dr. Eberhard von Vietsch 1961 erstellte Verzeichnis bildet die maßgebliche Grundlage des aktualisierten Findbuchs. In einzelnen Fällen wurden strukturelle Veränderungen vorgenommen bzw. Korrespondenzbände zu Bandfolgen zusammengefasst.
Benutzungsbedingungen
Die Benutzung unterliegt keinen anderen Beschränkungen als der Beachtung von Persönlichkeitsschutzrechten Betroffener und schutzwürdiger Belange Dritter.
Literaturhinweise
Veröffentlichungen von Wilhelm Solf (Auswahl)
A grammar of the Sanscrit language (Grammatik der Sanskrit-Sprache). Aus dem Englischen von Franz Kielhorn und Wilhelm Solf. Berlin 1888.
Rede zur Gründung der Deutschen Gesellschaft, 1914 gehalten. Berlin 1915.
Die Lehren des Weltkriegs für unsere Kolonialpolitik. Ein Vortrag. Stuttgart 1916.
Die Missionen in den deutschen Schutzgebieten. Gütersloh 1918.
Kolonialpolitik. Mein politisches Vermächtnis. Berlin 1919.
Japansammlung: Exz. Solf, Berlin; Farbenholzschnitte, Surimono, Chawan, Netsuke und Kakemono. Berlin 1936. VII
Gegen die Unvernunft. Der Briefwechsel zwischen Paul Wolff Metternich und Wilhelm Solf 1915 - 1918; mit zwei Briefen Albert Ballins (hrsg. von Eberhard von Vietsch). Bremen 1964.
Veröffentlichungen über Wilhelm Solf (Auswahl)
Eberhard von Vietsch: Wilhelm Solf. Botschafter zwischen den Zeiten. Tübingen 1961.
Peter J. Hempenstall, Paula Tanaka Mochida: The Lost Man. Wilhelm Solf in German History. Wiesbaden 2005.
Birthe Kundrus: Das Reichskolonialamt zwischen nationalem Geltungsbewusstsein und Weltbürgertum : die Staatssekretäre Friedrich von Lindequist und Wilhelm Solf. In: Ulrich van der Heyden, Joachim Zeller (Hg.): … Macht und Anteil an der Weltherrschaft. Berlin und der deutsche Kolonialismus. Münster 2005.
Weiterführende Bestände
Eigene Nachlässe von Johanna Solf bzw. der Tochter Lagi sind in deutschen Archiven nicht bekannt. Einige wenige persönliche Papiere der Ehefrau sind allerdings im Anhang des Nachlasses Wilhelm Solf vorhanden.
Nachlässe von Korrespondenzpartnern und Weggefährten Wilhelm Solfs können in der Zentralen Datenbank Nachlässe (www.nachlassdatenbank.de) recherchiert werden.
Staatliche Stellen, Verbände und Vereine (Verwahrstelle: Bundesarchiv Berlin-Lichterfelde):
R 901 Auswärtiges Amt
R 1001 Reichskolonialamt
R 1002 Behörden des Schutzgebietes Deutsch-Südwestafrika
R 1003 Behörden des Schutzgebietes Deutsch-Ostafrika
R 8023 Deutsche Kolonialgesellschaft
R 9208 Deutsche Botschaft in China
R 57 Deutsches Ausland-Institut
R 64 IV Deutsch-Japanische Gesellschaft
Die Online-Galerie"Eine deutsche"Musterkoloni" - Samoa unter der Kosmopoliten Wilhelm Sol" stellt seine Tätigkeit als Gouverneur in Samoa vor. Link:
http://www.bundesarchiv.de/oeffentlichkeitsarbeit/bilder_dokumente/01081/index.html.de
Zitierweise
BArch N 1053/...