Kaiserliches Marinekabinett

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Kaiserliches Marinekabinett 
Kaiserliches Marinekabinett 
Schriftgut 2714 Aufbewahrungseinheiten 78,5 laufende Meter 
Geschichte des Bestandsbildners Nach dem Vorbild des Preußischen Militärkabinetts wurde am 1. April 1889 das Marinekabinett geschaffen. Konzipiert als Büro zur Ausübung der Kommandogewalt in maritimen Angelegenheiten, entwickelte es sich in der Praxis zur entscheidenden Behörde in Personalangelegenheiten der Marineoffiziere. Es war als Immediatbehörde dem Kaiser direkt unterstellt, unterlag also nicht der Verantwortlichkeit gegenüber dem Parlament. Das Marinekabinett sollte als Verwaltungsbehörde zur"Erledigung maritimer Angelegenheite" und zur Übermittlung von Befehlen an die Marinebehörden und bestimmte Personen fungieren. Zur Hauptaufgabe wurde jedoch die Bearbeitung der Personalien und Stellenbesetzungen der Seeoffiziere, Seekadetten, Marine-Infanterieoffiziere, Maschineningenieure, Zeug-, Feuerwerks- und Torpedooffiziere. Am 28. Oktober 1918 wurde die Behörde dem Staatssekretär des Reichsmarineamtes unterstellt und im Dezember 1918 in das in das Personalamt im Reichsmarineamt umgewandelt. Überlieferung des Schriftgutes Eine Archivierung der Marineunterlagen fand bis in den 1. Weltkrieg nicht statt. Erst seit dem Zusammenbruch 1918 hat das neu eingerichtete Marinearchiv in Berlin die Aktenbestände der alten Behörden und Dienststellen der Kaiserlichen Marine für die spätere Geschichtsschreibung gesammelt. Seine Bestände, zu denen auch die fadengehefteten Akten des Marinekabinetts gehörten, überstanden nach ihrer Auslagerung auf Schloß Tambach bei Coburg weitgehend die Wirren des 2. Weltkrieges. Bei Kriegsende wurden sie von den Siegermächten nach England verbracht. Dort sind sie listenmäßig erfaßt und signiert worden. Seit Ende der 50er Jahre kamen sie in die Bundesrepublik Deutschland zurück.13 Trotz wechselvoller Überlieferungsgeschichte sind die Akten des Marinekabinetts insgesamt vollständig erhalten geblieben. Das schließt Lücken in Einzelfällen nicht aus. So fehlen beispielsweise detaillierte Aktenpläne oder sonstige Registraturhilfsmittel; auch ließ sich bisher keine Ausfertigung eines seinerzeit gültigen Geschäftsverteilungsplans ermitteln. Ordnungs- und Erschließungsmaßnahmen Die Akten des Marinekabinetts sind im Militärarchiv 1974 zunächst provenienzmäßig erfaßt, neu geordnet und signiert worden. Bis dahin besaßen noch die von den Engländern vergebenen Signaturen14 Gültigkeit. Die Unterlagen dieses wertvollen Bestandes waren bereits vorher vielfach benutzt und häufig in der Literatur zitiert worden; deshalb enthält das vorliegende Findbuch eine Konkordanz, die diese alten Signaturen festhält. Ferner sind auch die ursprünglich gültigen Registratur- und Aktenzeichen nachgewiesen. Diese wurden im Marinearchiv und in älteren Veröffentlichungen noch zur Bezeichnung der Akten verwendet. Aufgrund der sehr schwierigen Personalsituation nahm die archivische Erschließung der Akten des Marinekabinetts hier mehrere Jahre in Anspruch. Die Verzeichnung der Bände 1 - 1576 ist den Herren Archivamtmann Albinus und Archivdirektor Dr. Sandhofer - er ist inzwischen verstorben - zu verdanken. Herr Dr. Sandhofer hat auch die systematische Ordnung des Bestandes geschaffen; bei seinem Tode lag der von ihm verzeichnete Teil (bis Nr. 1576) als Findbuch fertig geschrieben vor. Die systematische Ordnung, die sogar die Signaturen festlegte, war vor der Verzeichnung der restlichen Aktenbände bereits vorgegeben; daran sind nachträglich Änderungen in geringem Umfang vorgenommen worden. Die Verzeichnungsarbeit für die Bände 1577 - 2020 hat Frau Archivoberinspektorin Jaenicke in Zusammenarbeit mit mir geleistet. Sie hat auch die Konkordanzen und Indices für das Findbuch erstellt. Bei der Verzeichnung wurden die alten Aktentitel zumeist übernommen; sie sind jedoch präzisiert und durch Hierin-Vermerke näher erschlossen worden, wo dies notwendig erschien. Anmerkungen: 13 Vgl. Howard M. Ehrmann, The German Naval Archives (Tambach), in: Robert Wolfe, Captured German and Related Records. Athens/Ohio 1974. S. 157-162; Gert Sandhofer, Von der preußisch-deutschen Militärgeschichtsschreibung zur heutigen Militärgeschichte, Teilstreitkraft Marine, in: Ursula von Gersdorff, Geschichte und Militärgeschichte. Frankfurt a.M. 1974. S. 55-66 14 F-Nr./PG-Nr.; vgl. dazu Ehrmann, 1. c. S. 158: F"File", PG ="Pinched from the German" Aussagewert der Akten Der wichtigste Teil des Bestandes betrifft die Personalangelegenheiten der Offiziere. Obwohl die Personalakten bestimmungsgemäß nach dem Tode der Betroffenen vernichtet worden sind, gestatten die vorhandenen Auszüge aus den Qualifikationsberichten in Verbindung mit Unterlagen über Besuche, Verabschiedungen, Personaletats und Stellenbesetzungen eine nahezu lückenlose Rekonstruktion der Personalpolitik in der Marine sowie des militärischen Werdegangs einzelner aktiver Marineoffiziere. Wie bereits oben dargestellt, wurde diese Behörde als ein Büro zur Erledigung von Marineangelegenheiten für Wilhelm II. persönlich angesehen; deshalb sind in ihren Akten Unterlagen gerade über die wichtigen Marinesachen zu finden, die ja zur Kenntnis des Kaisers gebracht bzw. ihm zur Entscheidung vorgelegt werden mußten. Die Vernichtung vieler Überlieferungen anderer staatlicher Behörden macht diesen Bestand zu einer unentbehrlichen Quelle für alle Arbeiten über die Person Wilhelms II. und sein persönliches Regiment.15 Von besonderem Interesse sind die Unterlagen über persönliche Angelegenheiten des Kaisers und anderer fürstlicher Personen des In- und Auslandes. Sie enthalten u.a. handgezeichnete Flottentabellen, Zeichnungen und Schiffskonstruktionen des Kaisers, Vortragsmanuskripte, Texte kaiserlicher Predigten bei Schiffsgottesdiensten, Korrespondenzen, Geschenklisten und Zeitungsausschnitte mit eigenhändigen Randbemerkungen zu allen Zeitfragen. Sie betreffen den Bau und die Indiensthaltung der kaiserlichen Privatyachten, Versicherungsangelegenheiten der Yachtbesatzungen (mit umfangreichen Unterlagen der Seeberufsgenossenschaft), alle See- und Landreisen des Kaisers und persönliche Angelegenheiten der kaiserlichen Familie. Dem großen Interesse Wilhelms II. am Segelsport ist eine eigene umfangreiche Überlieferung zu verdanken. Ordensverleihungen sind für zahlreiche deutsche und ausländische Zivilpersonen belegt, von denen sich viele um den Segelsport verdient gemacht hatten; ausgezeichnet wurden auch Frauen, die in der Wohlfahrtsarbeit und Krankenpflege hervorgetreten waren. Es liegen ferner die Statuten und Verleihungsbestimmungen für alle wichtigen Orden und Ehrenzeichen des In- und Auslandes vor. An Unterlagen über soziale Angelegenheiten, Verwaltung und Rechtspflege sind hervorzuheben Dokumente über Gründung von Baugenossenschaften, Ermahnungen zu einfacher Lebensweise, Petitionsverbot für Beamte, Verbot von Glücksspielen, Unterstützung von Witwen, Bekämpfung des Alkoholismus, Errichtung von Seemannshäusern, Erholungs- und Altersheimen, Einrichtung privater Stiftungen. Besondere Aufmerksamkeit verdient die militärische Berichterstattung über allgemeine politische und wirtschaftliche Angelegenheiten in den regelmäßig immediat eingereichten Berichten der Kommandanten von Kriegsschiffen in ausländischen Gewässern. Unterlagen über die allgemeine Organisation der Marine und militärpolitische Angelegenheiten, dabei Schriftwechsel mit dem Militärkabinett und anderen militärischen und zivilen Behörden, bilden einen weiteren Schwerpunkt des Bestandes, von dem der Teilbestand"Marinekabinett im Großen Hauptquartie" für die Zeit des 1. Weltkrieges besonders hervorzuheben ist. Er dokumentiert sowohl die allgemeine Kriegslage in politischer und militärischer Hinsicht, als auch einzelne Kriegsereignisse. Anmerkungen: 14 F-Nr./PG-Nr.; vgl. dazu Ehrmann, 1. c. S. 158: F"File", PG ="Pinched from the German" 15 Vgl. dazu: Gert Sandhofer, Die Überlieferung der Kaiserlichen Marine als Quelle zur allgemeine Geschichte, in: Heinz Boberach und Hans Booms, Aus der Arbeit des Bundesarchivs. Boppard 1977. S. 299-309 Bestandsbeschreibung Die Akten des Marinekabinetts sind verhältnismäßig vollständig erhalten geblieben. Das schließt Lücken in Einzelfällen nicht aus. So fehlen beispielsweise detaillierte Aktenpläne oder sonstige Registraturhilfsmittel sowie ein seinerzeit gültiger Geschäftsverteilungsplan. Als Generaladjutant stand der Chef des Marinekabinetts im persönlichen Dienst des Kaisers. Die Akten seiner Behörde dokumentieren daher in beträchtlichem Umfange persönliche Angelegenheiten Wilhelms II. und anderer in- und ausländischer Fürsten. Sie enthalten u.a. handgezeichnete Flottentabellen, Zeichnungen und Schiffskonstruktionen des Kaisers, Vortragsmanuskripte, Texte kaiserlicher Predigten und Schiffsgottesdienste, Korrespondenzen, Geschenklisten und Zeitungssausschnitte mit eigenhändigen Randbemerkungen zu allen Zeitfragen sowie Unterlagen über Bau und Indiensthaltung der kaiserlichen Yachten, alle See- und Landreisen des Kaisers und persönliche Angelegenheiten der kaiserlichen Familie. Der größte Teil des Bestandes betrifft die Personalangelegenheiten der Offiziere. Obwohl die Personalakten bestimmungsgemäß nach dem Tode der Betroffenen vernichtet worden sind, gestatten die vorhandenen Auszüge aus den Qualifikationsberichten in Verbindung mit Unterlagen über Besuche, Verabschiedungen, Personaletats und Stellenbesetzungen eine nahezu lückenlose Rekonstruktion der Personalpolitik in der Marine sowie des militärischen Werdeganges einzelner aktiver Offiziere. Unterlagen über die allgemeine Organisation der Marine und militärpolitische Angelegenheiten, dabei Schriftwechsel mit dem Militärkabinett und anderen militärischen und zivilen Behörden sowie militärische Berichterstattung über allgemeine politische und wirtschaftliche Angelegenheiten sind ein weiterer Schwerpunkt des Bestandes. Ordensverleihungen, soziale Angelegenheiten, Verwaltung und Rechtspflege sind ebenfalls dokumentiert. Zitierweise BArch RM 2/... 

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