Nachlass Ernst Bürgin
http://lod.ehri-project-test.eu/units/de-002518-nl_bürgin an entity of type: Record
Nachlass Ernst Bürgin
Bequest Ernst Bürgin
Nachlass Ernst Bürgin
Bequest Ernst Bürgin
1.8 running meters
1,8 lfd. m.
The Fritz Bauer Institute acquired the bequest of Ernst Bürgin from the historian Dr. Florian Schmaltz in March 2007. Ernst Bürgin was born in Wyhlen on July 31, 1885. After attending school in Basel, he studied chemistry and electrochemistry there and in Berlin. In 1911, he earned his doctorate. Subsequently and only interrupted by his deployment in World War I, he worked as a chemist for various companies in Berlin and the Rhineland. In 1924, he became the procurator and head of the plant Rheinfelden of the Chemische Fabrik Griesheim-Elektron (CFGE), which became part of the I.G. Farben industry in 1925. In 1931, he became the head of the plant Elektron-Süd in Bitterfeld, and in 1933, he additionally became the manager and head of the inorganic factories (Anorganische Betriebe) of the Betriebsgemeinschaft Mitteldeutschland. In 1938, he became an ordinary board member of the I.G. Farben as well as a member of the I.G. Farben's technical committee and further panels and commissions. In 1942, he was named a military economy leader (Wehrwirtschaftsführer), and one year later, he received the War Merit Cross first class (Kriegsverdienstkreuz erster Klasse). In 1947, Ernst Bürgin was arrested and stood trial as a war criminal one year later. At the Subsequent Nuremberg Trial, Case VI, the so-called I.G. Farben trial, he was found guilty on count two, plundering and spoliation, and sentenced to two years in prison. He was convicted for his participation in the exploitation of Norwegian aluminum deposits to produce light metal for the German Luftwaffe. Regarding count three, enslavement and mass murder, Bürgin was found not guilty. After his discharge, he participated in the liquidation of the I.G. Farben. He died in Whylen, on June 22, 1966.
The bequest Ernst Bürgin covers after description, demetallization, and filing 36 archival units with a total extent of 1.8 running meters. Upon the acquisition in March 2007, there already was a preliminary finding aid. However, the bequest did not have an inner structure. So, the processor Inga Steinhauser completely reorganized the holding during indexing from February to April 2022. It follows the "rules for the description of personal papers and autographs" (RNA, Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen). The archives group is now structured in three sections: "correspondence" ("Korrespondenzen"), "personal documents" ("Lebensdokumente"), and "collections" ("Sammlungen"). The section "correspondence" ("Korrespondenzen") covers several private letters and letters of congratulations. The section "personal documents" ("Lebensdokumente") mostly consists of documents from the Subsequent Nuremberg Trial, Case VI, the so-called I.G. Farben trial. It contains comprehensive extracts from the trial's Prosecution Document Books. In addition, the section comprises calendars, private photos, and documents from the tax office Lörrach regarding Bürgin's private finances. The section "collections" ("Sammlungen") is composed of Bürgin's private library as well as construction plans and descriptions of chemical plants.
Das Fritz Bauer Institut erhielt den Nachlass Ernst Bürgin im März 2007 durch den Historiker Dr. Florian Schmaltz. Ernst Bürgin wurde am 31.07.1885 in Wyhlen geboren. Nach seinem Schulbesuch in Basel studierte er dort und in Berlin Chemie und Elektrochemie. Nach seiner Promotion 1911 war er, unterbrochen von seiner Teilnahme am Ersten Weltkrieg, als Chemiker für verschiedene Firmen in Berlin und im Rheinland tätig. 1924 wurde er Prokurist und Leiter des Werkes Rheinfelden der Chemischen Fabrik Griesheim-Elektron (CFGE), die 1925 ein Teil der I.G. Farbenindustrie AG wurde. 1931 übernahm er die Leitung des Werkes Elektron-Süd in Bitterfeld und wurde 1933 zusätzlich Direktor und Leiter der Anorganischen Betriebe der Betriebsgemeinschaft Mitteldeutschland. 1938 wurde er außerdem ordentliches Vorstandsmitglied der I.G. Farben sowie Mitglied des Technischen Ausschusses und mehrerer Ausschüsse und Kommissionen der I.G. Farben. Nachdem er 1942 Wehrwirtschaftsführer geworden war, erhielt er 1943 das Kriegsverdienstkreuz erster Klasse. 1947 wurde Ernst Bürgin inhaftiert und 1948 im Nürnberger Nachfolgeprozess VI, dem sogenannten I.G. Farben-Prozess, als Kriegsverbrecher nach dem Anklagepunkt 2 "Raub und Plünderung" zu zwei Jahren Haft verurteilt. Grund für seine Verurteilung war seine Verantwortung für die Ausbeutung norwegischer Aluminium-Vorhaben zur Leichtmetallproduktion für die deutsche Luftwaffe. Im Anklagepunkt 3 "Versklavung und Tötung der Zivilbevölkerung, Kriegsgefangener und KZ-Insassen" wurde Bürgin freigesprochen. Nach seiner Entlassung war er an der Entflechtung der I.G. Farben in Südbaden beteiligt und starb am 22.06.1966 in Wyhlen.
Der Nachlass Ernst Bürgin umfasst nach Erschließung, Entmetallisierung und Umbettung 36 Archiveinheiten mit einem Gesamtumfang von 1,8 lfd. m. Zu dem Bestand lag bei der Übernahme im März 2007 bereits ein vorläufiges Findbuch vor. Der Bestand besaß allerdings keine innere Ordnung, so dass bei der Verzeichnung durch die Bearbeiterin Inga Steinhauser von Februar bis April 2022 eine komplette Neuordnung geschaffen werden musste. Diese orientiert sich an den "Regeln zur Erschließung von Nachlässen und Autographen" (RNA). Der Gesamtbestand gliedert sich seitdem in die drei Teilbereiche "Korrespondenzen", "Lebensdokumente" und "Sammlungen". Der Bereich "Korrespondenzen" umfasst einige private Briefe und Glückwunschschreiben an Ernst Bürgin. Im Bereich "Lebensdokumente" finden sich vor allem Dokumente aus dem Nürnberger Nachfolgeprozess VI, dem sogenannten I.G. Farben-Prozess. Dabei handelt es sich um umfangreiche Auszüge aus den Anklagedokumentenbänden. Daneben enthält dieser Bereich Kalender und private Fotographien Bürgins sowie Unterlagen des Finanzamts Lörrach, die seine privaten Finanzen betreffen. Der Bereich "Sammlungen" setzt sich schließlich aus der Privatbibliothek und Konstruktionsplänen und -beschreibungen chemischer Anlagen zusammen.