Deutsche Treuhandverwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt Berlin (DTV)

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Deutsche Treuhandverwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt Berlin (DTV) 
Deutsche Treuhandverwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt Berlin (DTV) 
Vorwort C Rep. 800 - Deutsche Treuhandverwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt Berlin (DTV)

I. Institutionengeschichte

Am 2. Juli 1945 hatte der Magistrat eine"Verordnung über die Anmeldung und Beschlagnahme des Vermögens von Personen, die sich aktiv faschistisch betätigt habe" beschlossen. Die Verwaltung der beschlagnahmten Betriebe und des sonstigen Vermögens wurde zunächst den Bezirksämtern übertragen, bei denen spezielle Vermögensverwaltungsstellen geschaffen wurden. Die unterschiedlichen Zuständigkeiten sowie die Interessengegensätze der Alliierten und der verschiedenen politischen Gruppierungen in der Stadt ließen jedoch keine einheitliche Praxis bei den Sequestrierungen und Enteignungen zu.

Die sowjetische Zentralkommandantur von Berlin erließ daraufhin am 1. April 1947 den Befehl Nr. 27"Über die Errichtung einer Deutschen Treuhandstelle zur Verwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Eigentums, das unter die Wirkung der Befehle der SMAD Nr. 124 und 126 im sowjetischen Besatzungssektor der Stadt Berlin fäll".

Mit der Schaffung dieser vom Magistrat unabhängigen Stelle wurden die Aufgaben der Verwaltung beschlagnahmten und sequestrierten Eigentums den deutschen Behörden entzogen. Der allein der sowjetischen Stadtkommandantur gegenüber rechenschaftspflichtigen Treu-handstelle oblag nun sowohl die Sequestrierung als auch die weitere Verwaltung des sequestrierten Vermögens.

In den ersten Monaten ihrer Geschäftstätigkeit stand die Erfassung der beschlagnahmten Vermögenswerte im Vordergrund. Die bisherige Anordnung für die Treuhänder der Vermögenswerte wurde für den sowjetischen Sektor außer Kraft gesetzt; über ihre Ernennung und Abberufung entschied nun die Deutsche Treuhandstelle.

Leiter der neuen Behörde - Präsident - wurde Willy Rumpf, der seit Oktober 1945 der 2. stell-vertretende Leiter der Abteilung für Finanzen des Magistrats gewesen war.

Mit Befehl Nr. 133 vom 19. September 1947 erfolgte die Reorganisation der Treuhandstelle zur"Deutschen Treuhandverwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetischen Besatzungssektor der Stadt Berlin (DTV". Jetzt übernahm sie zunehmend auch wirtschaftsleitende Funktionen. Dies äußerte sich in der Schaffung von Industriegruppenleitungen für die einzelnen Produktionszweige ebenso wie in der Beteiligung an"Verwaltungs-gesellschafte", wie die Zusammenschlüsse von Betrieben mit gleichem oder ähnlichem Fertigungsprogramm in Form einer GmbH genannt wurden.

Dem Präsidenten unterstanden die Beschwerdestelle, die Rechtsabteilung, die Sequesterabteilung und die Revisionsabteilung sowie die Industrieverwaltung. Beim Vizepräsidenten lag die Vermögensverwaltung. Daneben gab es eine Direktion für Organisation und Planung, eine technische Direktion, die Kaufmännische Direktion, eine Personaldirektion, eine Direktion für Handel und Handwerk und eine Abteilung Wohnungsgesellschaften, die von Dr. Karl Brockschmidt geleitet wurde. Ab November 1948 nahm der bisherige Vizepräsident Felix Müller die Funktion des Präsidenten der Behörde wahr.

Am 5. Februar 1949 erließ die sowjetische Kommandantur den Befehl Nr. 12"Über die Über-gabe von deutschen Betrieben und anderen Vermögen, die sich unter Sequester der sowjetischen Besatzungsbehörden in Berlin befinden, an den demokratischen Magistra". Die Treuhandbetriebe und sonstigen Vermögenswerte wurden damit wieder in die Verfügungsgewalt des Magistrats gegeben, dem die DTV auch unterstellt wurde. Mit den Beschlüssen Nr. 91 und 92 vom 8. Februar 1949 setzte der Magistrat im sowjetischen Sektor das"Gesetz zur Enteignung der Kriegsverbrecher und Naziaktiviste" in Kraft und verstaatlichte damit hunderte Betriebe, die zumeist als Volkseigene Betriebe (VEB) fortgeführt wurden. Damit war zugleich eine neue Form der Wirtschaftsorganisation durch die Vereinigungen Volkseigener Betriebe Berlins VVB(B) verbunden.

Die DTV hatte ihre Aufgaben erfüllt und wurde zum 30. September 1949 durch die Abteilung Wirtschaft des Magistrats liquidiert. Die DTV übergab ihre Akten der Industriegruppen an die Abteilung Wirtschaft des Magistrats / Hauptamt X.

II. Bestandsgeschichte

Die Unterlagen der Deutschen Treuhandverwaltung (DTV) gelangten zunächst in das Verwaltungsarchiv des Magistrats von Berlin (Ost). Von dort wurde der Bestand 1964 an das Stadt-archiv Berlin übergeben, das 1991 mit dem West-Berliner Landesarchiv zum Landesarchiv Berlin fusionierte. Eine bereits vor der Fusion erstellte archivarische Verzeichnung auf Karteikarte wurde im Jahre 2003 mit Augias 7.3 elektronisch erfasst.

Der Bestand C Rep. 800 Deutsche Treuhandverwaltung des sequestrierten und beschlagnahmten Vermögens im sowjetisch besetzten Sektor der Stadt Berlin (DTV) zählt insgesamt 1017 AE (ca. 26,10 lfm). Seine Laufzeit umfasst den Zeitraum von 1947 bis 1949, reicht aber in Einzelfällen auch bis in die Jahre 1945 und 1952.

Einzelne Akten sind auf Grund archivgesetzlicher Bestimmungen bzw. der EU-Datenschutz-Grundverordnung für die Benutzung befristet gesperrt. Eine Verkürzung der Schutzfristen kann auf Antrag erfolgen. Dazu bedarf es der besonderen Zustimmung des Landesarchivs Berlin.

Der Bestand der Deutschen Treuhandverwaltung (DTV) ist wie folgt zu zitieren: Landesarchiv Berlin, C Rep. 800, Nr. ...

III. Korrespondierende Bestände

C Rep. 105 - Magistrat von Berlin / Finanzen
C Rep. 106 - Magistrat von Berlin / Wirtschaft

BArch N 2507 Nachlass Willy Rumpf
SAPMO NY 4507 Nachlass Willy und Ella Rumpf

IV. Literaturauswahl

Kuba, Karlheinz: Skizze zur Rolle der Deutschen Treuhandverwaltung bei der Leitung der sequestrierten Betriebe in Berlin 1947-1949, in: Beiträge, Dokumente, Informationen des Archivs der Hauptstadt der Deutschen Demokratischen Republik, 2. Jg. (1965), S. 59 93 (= Schriftenreihe des Stadtarchivs Berlin).


Berlin, im Dezember 2003
 

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