Kriminalbiologisches Institut des Reichsgesundheitsamtes
http://lod.ehri-project-test.eu/units/de-002429-r_160 an entity of type: Record
Kriminalbiologisches Institut des Reichsgesundheitsamtes
Kriminalbiologisches Institut des Reichsgesundheitsamtes
Schriftgut
69 Aufbewahrungseinheiten
Geschichte des Bestandsbildners
Ende 1943 zog das Reichsgesundheitsamt nach der Zerstörung seines Dienstgebäudes in der Thielallee aus Berlin in einem nicht genau zu bezeichnenden Umfang u. a. in das Dorf Drögen bei Fürstenberg/ Havel (22). Ritter berichtete nach dem Krieg, „...als im Sommer 1943 die Gefahr drohte, dass in Berlin unsere ganze Forschungsarbeit durch Sprengbomben oder Brand der Vernichtung anheim fiel, verlegte ich die jugendärztliche und kriminalbiologische Forschungsstelle und damit auch das gesamte während des Zeitraumes von 1932 bis 1943 in Schwaben gesammelte wissenschaftliche Material nach Württemberg zurück und brachte es in der Heilanstalt Mariaberg unter (23)" Dort hielt er mit einigen wenigen Mitarbeitern, darunter auch Eva Justin, bis Mitte 1946 aus. Die Unterlagen blieben nach dem Krieg zum großen Teil in den Händen der ehemaligen Mitarbeiter des Instituts und müssen als verschollen gelten. Professor Dr. Hermann Arnold (24) wurde zum Nachlassverwalter der Ritterschen Tätigkeit. 1980 übergab er die wenigen verbliebenen Akten dem Bundesarchiv. Die Akte R 160/69 gelangte 1986 als weitere Abgabe von Arnold in das Bundesarchiv.
(22) BArch R 2301/6778. S. 161. Der Präsident des Reichsgesundheitsamtes an den Rechnungshof des Deutschen Reichs am 4. Mai 1944. „...Die Rechnung für 1942 konnte nur zum Teil geprüft werden, da bei dem Luftangriff auf das Reichsgesundheitsamt am 22. November 1943 sowohl die Rechnungsnachweisung als auch sämtliche Belege hierzu vernichtet worden sind"
(23) Aus der Nachkriegsbewerbung Ritters vom 3.11.1945. Max-Planck-Institut für Psychiatrie München, Historisches Archiv Gp 3.6 Der Fall Robert Ritter. Aus: Schmidt-Degenhard. Ebd. S. 170. siehe Anmerkung Nr. 571
(24) BArch ZSg 142 und ZSg 142 Anh.
Bestandsbeschreibung
Sachakten des Kriminalbiologischen Instituts im RGA sind nicht überliefert. Die vorliegenden Akten bieten allerdings ein exemplarisches Beispiel für die Aufgabenstellung, die Durchführung der kriminalbiologischen Untersuchungen und die inhaltliche Ausrichtung dieses Instituts. Die zeitliche Überlieferung des Bestandes beschränkt sich zum größten Teil auf das Jahr 1942. Ausnahmen bilden hier die Akten R 160/5 mit einer Laufzeit von 1940 - 1943 sowie die Akte R 160/69, welche die Korrespondenz der „Volkspflegeri" Anne Pillmann mit dem Kriminalbiologischen Institut des RGA in den Jahren 1942 - 1943 enthält (17). Der Bestand beinhaltet insgesamt 69 Akten. 65 personenbezogene Akten dokumentieren das Material der „kriminalbiologischen Erhebunge".
Wie aus dem Schriftverkehr mit Robert Ritter hervorgeht, war Pillmann im Jahr 1942 für einen begrenzten Zeitraum von etwa sechs Monaten mit kriminal-biologischen Erhebungen im Rheinland und in Württemberg beauftragt (18). Ausgangspunkt der Untersuchungen war das Zuchthaus in Rheinbach. Dieses diente seit dem 1. April 1914 als Ersatz für das veraltete Zuchthaus auf dem Michaelsberg in Siegburg (19). Dem Schriftverkehr nach wurden bereits im Jahr 1912 kriminalbiologische Untersuchungen durch den damaligen Direktor der Strafanstalt, Herrn Dr. Rath, unternommen (20). Rath hatte seinerzeit eine Dissertation zu jenen Forschungen verfasst. Durch die Nachforschungen von Anne Pillmann sollten nun die Nachkommen der Probanden des Dr. Rath mit dem Ziel untersucht werden, einen Nachweis über die Erblichkeit verbrecherischer Veranlagungen zu erbringen (21).
Die Akte R 160/67 beinhaltet 30 Karteikarten zu ehemaligen Probanden des Dr. Rath. Sie informieren über die gestellten Diagnosen zu seinen Patienten. Außerdem umfassen die Akten Schriftverkehr von Anne Pillmann mit örtlichen Dienststellen wie Einwohnermeldeämtern und Ortspolizeibehörden, die dem Kriminalbiologischen Institut des RGA Informationen über die potenziellen Probanden zukommen ließen.
Die Akten R 160/66-68 enthalten ebenso personenbezogenes Archivgut, umfassen jedoch im Gegensatz zu den anderen Akten jeweils einen größeren Personenkreis, ohne das hierbei ein besonderes Kriterium ersichtlich ist, welches zu dieser veränderten Ordnung führte.
(17) BArch R 160/5 und BArch R 160/69
(18) BArch R 160/69 Bl. 170
(19) www.jva-rheinbach.nrw.de
(20) BArch R 160/69 Bl. 9, Bl. 59
Weitere Angaben zur Identität des Dr. Rath sind aus den Akten des Bestandes nicht ersichtlich.
(21) BArch R 160/69 Bl. 3
Erschliessungszustand
Findbuch 2012
Zitierweise
BArch R 160/...