Persönlicher Stab Reichsführer-SS
http://lod.ehri-project-test.eu/units/de-002429-ns_19 an entity of type: Record
Persönlicher Stab Reichsführer-SS
Persönlicher Stab Reichsführer-SS
(1806-1807) 1925-1945
Schriftgut
4317 Aufbewahrungseinheiten
Geschichte des Bestandsbildners
Bestandsgeschichte
Die bei den Dienststellen des Persönlichen Stabs Reichsführer-SS entstandene Aktenüberlieferung teilt im wesentlichen das andernorts beschriebene allgemeine Schicksal deutscher zeitgeschichtlicher Quellen in Kriegs- und Nachkriegszeit [1].
Aktenverluste als Folge von Luftangriffen im November 1943 sind in Akten des Persönlichen Stabes mehrfach belegt. Das Dienstgebäude Prinz-Albrecht-Str. 8 ist im Februar 1945 von Bomben zerstört worden [2]; Angehörige der sowjetischen und U.S.-amerikanischen Besatzungsmacht sollen nach Kriegsende noch Akten aus den - später restlos abgetragenen - Gebäuderuinen geborgen haben [3].
Nachrichten über das Schicksal der Akten des Persönlichen Stabes bei Kriegsende liegen im übrigen nicht vor, auch nicht darüber, wo die jetzt im Bundesarchiv verwahrten Überlieferungen von U.S.-amerikanischen Truppen erbeutet worden sind. Erste Nachricht vermittelt ein Aktenverzeichnis des"7771 Document Center OMGU", des nachmaligen und bis 1994 bestehenden U.S.-Document Center in Berlin-Zehlendorf, das nach dem Stand vom Juli 1948 einen"an andere Stelle abgegebene" Bestand Persönlicher Stab Reichsführer-SS im Umfang von 2,5 t nachweist. Er war den Anklagebehörden der Nürnberger Kriegsverbecherprozesse zur Verfügung gestellt worden [4]. Bei der Aufbereitung der Akten für Prozeßzwecke wurden in Nürnberg zahlreiche und umfangreiche"Personalvorgäng" den Akten des Persönlichen Stabes entnommen und Führerpersonalakten des SS-Personalhauptamtes hinzugefügt. Während diese später an das Document Center in Berlin zurückkamen und - vermindert um Entnahmen z.B. für die im Document Center gegen alle archivischen Provenienzprinzipien nach sachthematischen Gesichtspunkten gebildete"Sammlung Schumache", die im Jahre 1962 in das Bundesarchiv gelangte - bis zur Übernahme des Document Center durch das Bundesarchiv im Sommer 1994 [5] in dessen Gewahrsam verblieben, wurde die auch noch durch weitere Entnahmen für Prozeßzwecke reduzierte Überlieferung des Persönlichen Stabes während der Berliner Blockade 1948/49 in die USA überführt.
Im Gemenge mit anderen Überlieferungen aus dem Befehlsbereich des Reichsführers-SS [6] wurde sie im Zuge der allgemeinen Rückführung beschlagnahmter deutscher Archivalien aus britischem und amerikanischem Gewahrsam im Jahre 1962 von den National Archives in Washington dem Bundesarchiv in Koblenz übergeben. Sie bildet seitdem den Bundesarchiv-Bestand NS 19. Nach der Wiederherstellung der staatlichen Einheit Deutschlands am 3. Oktober 1990 und der Vereinigung der ehemaligen zentralen staatlichen Archive der DDR mit dem Bundesarchiv gelangten die Archivalien des Persönlichen Stabes zusammen mit den übrigen staatlichen und parteiamtlichen Beständen des Bundesarchivs aus der Zeit vor 1945 in die Zuständigkeit der neu eingerichteten Abteilung"Deutsches Reic" des Bundesarchivs, die zunächst in Potsdam ansässig war, seit 1996 Teil der Dienststelle des Bundesarchivs in Berlin-Lichterfelde ist.
Eine Ergänzung fand die Überlieferung des Persönlichen Stabes im Bundesarchiv durch eine im Document Center gebildete und ebenfalls 1962 an das Bundesarchiv abgegebene"Collection Himmle" [7]. Sie enthielt persönliche Papiere Himmlers, die im Bundesarchiv, vervollständigt um einen Mikrofilm in der Hoover Institution verwahrter Tagebuchaufzeichnungen aus den Jahren 1914-1924 [8], den Nachlaß Himmlers bilden [9]. Der überwiegende Teil der Collection bestand jedoch aus Schriftgut des Persönlichen Stabes und der SS-Adjutantur, das dem Aktenbestand Persönlicher Stab Reichsführer-SS hinzugefügt wurde. Darunter sind Notizen und Aufzeichnungen über Termine und Telefongespräche Himmlers besonders hervorhebenswert. [10] Schließlich konnten im Bundesarchiv auch die zuvor im Document Center in die"Sammlung Schumache" gelangten Akten des Persönlichen Stabs wieder mit dem Hauptbestand in NS 19 vereinigt werden. Das gilt auch für jene Teile aus einer umfänglichen, im Document Center vor der Überführung des Bestandes in die USA angelegten Kopiensammlung von Schriftgut des Persönlichen Stabs, deren"original" Vorlagen im Bestand nicht mehr nachweisbar sind oder noch nicht nachgewiesen werden konnten.
Die Identifizierung der Kopien mit den dazugehörigen Vorlagen erwies sich vor allem deshalb als sehr zeitaufwendig, da die innere Struktur der zumeist aus kompilierten Einzelstücken bestehenden Kopiensammlung sich von der für den Aktenbestand gefundenen bzw. neu erstellten Ordnung grundlegend unterschied. Die übrig gebliebenen, d.h. anhand von"Originale" nicht identifizierbaren Kopien wurden schließlich als solche dem Bestand zugeordnet, ihre Überlieferungsform als Kopien wurden als Bemerkung festgehalten. Für die Mehrzahl dieser Restkopien, darunter auch die wenigen größeren zusammenhängenden Vorgänge [11], ist davon auszugehen, daß die entsprechenden"Original" vor der Rückführung aus den USA verloren gingen, bzw. aus heute nicht mehr nachzuvollziehenden Gründen von der Rückführung ausgenommen wurden oder einfach, wie viele andere deutsche zeitgeschichtliche Quellen auch, als verschollen gelten müssen. In Einzelfällen ist hingegen auch eine Doppelüberlieferung nicht auszuschließen; die"Original" der als Kopien verzeichneten Unterlagen mögen sich noch an unvermuteter Stelle im Bestand befinden, sie unter allen Umständen finden zu wollen, hätte einen unvertretbaren Auswand erfordert.
Im Zuge der Überarbeitung und Aufstockung des Gesamtbestandes im August 2007 durch Befehle, Anordnungen und Verfügungen der einzelnen Dienststellen im Persönlichen Stab des Reichsführers-SS sowie von Kommandobehörden der Waffen-SS und einzelne Einheiten der SS-Oberabschnitte betreffendem Schriftgut, konnte die bisher bestehende Sammlung in ihrer Bestandsbreite weiter ausgebaut werden. Weiterhin erfolgte die Aufnahme von Tätigkeitsberichten und teilweise personenbezogenen Dokumentationen der Höheren SS- und Polizeiführer sowie Bekanntmachungen, Erlasse und Befehle in Bezug auf kulturelle und weltanschauliche Angelegenheiten der Volkstums- und Umsiedlungspolitik.
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[1] Vgl. zum allgemeinen Aspekt Josef Henke, Das Schicksal deutscher zeitgeschichtlicher Quellen in Kriegs- und Nachkriegszeit. Beschlagnahme - Rückführung - Verbleib, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 30 (1982), S. 557-617.
[2] Vgl. Topographie des Terrors (Anm. 51), S. 178 ff. sowie Gerald Reitlinger, Die SS, München 1957, S. 55.
[3] Feststellungen von Angehörigen des damaligen Hauptarchivs (ehem. Preußischen Geheimen Staatsarchivs) in Berlin-Dahlem.
[4] Zur Verwendung beschlagnahmter deutscher Akten für die Nürnberger Prozesse siehe Henke (Anm. 54), S. 570-577.
[5] Vgl. Dieter Krüger, Das ehemalige"Berlin Document Cente" im Spannungsfeld von Politik, Wissenschaft und öffentlicher Meinung, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 45 (1997), S. 49-74.
[6] Guides to German Records Microfilmed at Alexandria/Va., Bde. 32, 33., vgl. auch Heinz Boberach, Die schriftliche Überlieferung der Behörden des Deutschen Reiches 1871-1945. Sicherung, Rückführung, Ersatzdokumentation, in: Aus der Arbeit des Bundesarchivs (oben Anm. 1), S. 50-61, hier: S. 57.
[7] Vgl. NSDAP Hauptarchiv, Guide to the Hoover Institution Microfilm Collection, compiled by Grete Heinz and Agnes F. Peterson, Hoover Institution Bibliographical Series XVII, Stanford 1964, S. 144-149.
[8] Vgl. Werner T. Angress and Bradley F. Smith, Diaries of Heinrich Himmle"s Early Years, in: The Journal of Modern History, Vol. XXXI, No. 3, 1959, S. 206-224.
[9] Bundesarchiv-Bestand N 1126.
[10] Siehe die unten in den Abschnitten B.1.3 und B.3 beschriebenen Archivalien.
[11] [(NS 19/539) und in der Ukraine 1942-1945 (NS 19/544).
Registraturverhältnisse
Für die Schriftgutverwaltung des Persönlichen Stabes war dessen Abteilung"Schriftgutverwaltun" verantwortlich. Eine"Schriftgutverwaltungsordnun" regelte"Aktenanlage und -Aufbewahrun" [1]. Der Ablageplan sah eine Unterteilung des Schriftgutes in vier Kategorien vor: Personelle Ablage (rot), Sachliche Betreff-Ablage (blau), Sonderablage (grün), Befehlsablage (gelb). Die Kennzeichnung der Vorgänge erfolgte innerhalb eines Stempelaufdrucks: Persönlicher Stab Reichsführer-SS, Schriftgutverwaltung, Akt. Nr. ..., durch handschriftliche Farbeintragungen des Namens (Personelle Ablage) oder der Ablagenummer. Die Zuweisung zu den einzelnen Kategorien, insbesondere die Abgrenzung zwischen"Personeller Ablag" und"Sachlicher Betreff-Ablag" erfolgte häufig inkonsequent, d.h., daß z.B. auch Sachen nach dem Namen von Korrespondenzpartnern abgelegt wurden.
Sachablagen konnten sowohl zu einem engeren Betreff im Sinne eines"Vorgange" erfolgen, aber auch zu Betreffserien bis zur Anzahl von 25 numerierten Einzelvorgängen anwachsen. Neben offenen Registraturakten wurden auch Geheimakten mit eigenen Registraturmerkmalen und -strukturen geführt. Die Kriegsverhältnisse und insbesondere auch die dezentralisierte Schriftgutführung in den Feldkommandostellen ließen abweichende Formen der Ablage nach einer Kombination von römisch-arabischen Ziffern ohne erkennbaren Sachzusammenhang der einzelnen"Vorgäng" entstehen, z.T. auch - ursprünglich nicht vorgesehene -Korrespondenzakten. Registraturhilfsmittel und nicht erhalten gebliebene Ablagehilfsmittel mögen den Zugriff zu dem nicht besonders hochentwickelten Schriftgutablagesystem einigermaßen gesichert haben.
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[1] NS 19/2881.
Archivische Bewertung und Bearbeitung
Beschlagnahmevorgänge bei Kriegsende, Aktentransporte zu Aktensammelstellen, Aktenentnahmen und Aktenumschichtungen zu verschiedenen Zwecken (z.B. für die Nürnberger Prozesse und für die biographischen Sammlungen des Document Center in Berlin), Mischungen von Provenienzen und Neubildungen von Akten haben das ohnehin schwache Ordnungssystem nicht unbeeinträchtigt gelassen. Hinzu kommt, daß Akten, die gleichsam auf den Schreibtischen der Dienststellen und Behörden beschlagnahmt wurden, und dazu zählt ein Großteil der bei SS-Dienststellen erbeuteten Unterlagen, sich zumeist in losem Zustand befanden und für Ordnungsstörungen besonders anfällig waren.
Die in die USA gelangte Überlieferung der SS wurde dort im wesentlichen nach drei Kategorien geordnet: Akten von Kommandobehörden und Truppen der Waffen-SS einerseits und Akten von SS-Oberabschnitten mit unterstellten Einheiten und Einrichtungen andererseits fügte man in getrennten Komplexen mit unterschiedlicher Signierung zusammen. In einer dritten Kategorie führte man, in provenienzmäßiger Überschneidung zu den beiden genannten Kategorien und in einer bunten Provenienz- und Pertinenzmischung (so z.B. Akten staatlicher Behörden mit SS-Betreffen), alle die Akten zusammen, die geeignet erschienen, die SS als Organisation mit ihren vielfältigen Verästelungen darzustellen. Im Federal Records Center, einem Aktendepot in Alexandria, Virginia, bei Washington, D.C., wurden diese Akten - wie zahlreiche andere Überlieferungen ziviler Provenienzen auch - nach einem Schema geordnet, das man auf der Basis eines erbeuteten"Einheitsaktenplans für das OKW und das OK" entwickelt hatte. Die SS-Akten wurden den EAP (= Einheitsaktenplan)-Sammelgruppen 160-164 (160 = Entwicklung der SS, 161 = Spitzengliederung der SS, 162 = Territoriale Gliederung der SS, 163 = Werbung, Dienst, besondere Angelegenheiten der Allgemeinen SS, 164 = Konzentrationslager und Totenkopfverbände) zugeordnet, innerhalb dieser in eine Sachgruppe mit ein oder zwei Untergruppen. Diese Ordnung wurde in eine alpha numerische Signatur umgesetzt (z.B. EAP 161-c-28-10); die Zählung der Akteneinheiten folgte nach einem Querstrich in der Numerierung 1-N (z.B. EAP 161-c-28-10/1).
Dieser so gebildete, von den Amerikanern weitgehend verfilmte und schließlich in das Bundesarchiv gelangte Aktenkomplex wurde hier nach Provenienzen aufgeteilt. Erhebliche Teile der Archivalien bilden heute die Bestände NS 31 (SS-Hauptamt), NS 33 (SS-Führungshauptamt) und NS 34 (SS-Personalhauptamt). Beträchtlichen Zuwachs aus dieser Rückgabe erhielten auch die Bestände NS 7 (SS- und Polizeigerichtsbarkeit), NS 3 (SS-Wirtschafts-Verwaltungshauptamt), NS 4 (Konzentrationslager), NS 21 (Ahnenerbe), NS 17 (Leibstandarte SS"Adolf Hitle") NS 32 (SS-Helferinnenschule Oberehnheim), NS 2 (Rasse- und Siedlungshauptamt-SS) und NS 48 (Sonstige zentrale Einrichtungen der SS, dabei auch wenige Restunterlagen des Statistisch-wissenschaftlichen Instituts und der SS-Schule"Haus Wewelsbur") sowie - in unterschiedlichem Umfang - zahlreiche weitere Archivalienbestände parteiamtlicher, aber auch staatlicher Provenienzen.
Unterlagen regionaler SS-Dienststellen und -Einrichtungen, insbesondere von SS-Oberabschnitten und SS-Abschnitten, aber auch von SS-Standarten, - Sturmbannen und -Stürmen gelangten in die zuständigen Staatsarchive der Länder. Die vorgefundenen Akten von Einheiten der Waffen-SS wurden an die Abteilung Militärarchiv des Bundesarchivs in Freiburg i. Br. für die dortige Bestandsgruppe RS abgegeben. Die ursprünglich in der"Befehlsablag", später im Bundesarchiv in einer"SS-Befehlssammlun" vereinigten Befehle, Anordnungen, Verfügungen und Mitteilungen aller zentraler Dienststellen der SS wurden in chronologischen Serien nach Ausstellerprovenienz (Reichsführer-SS, SS-Hauptämter bzw. übrige unterstellte Organisationseinheiten) neu strukturiert und den entsprechenden Provenienzbeständen zugewiesen. Das hatte zur Folge, daß im Bestand NS 19 lediglich noch die besondere Kategorie der so genannten"SS-Befehl" und die vom Reichsführer-SS ohne jeden Zusatz sowie die von den Dienststellen des Persönlichen Stabes selbst erlassenen Befehle, Verfügungen und Anordnungen enthalten sind.
Das verbliebene Schriftgut des Persönlichen Stabes, seinerzeit dann auch Bestand NS 19"ne" genannt, zeigte sich, wie ein Blick in die Microfilm-Guides bestätigen kann, als Überlieferung, die zwar zum großen Teil aus formierten Schriftgutverwaltungsakten bestand, aber weder in der überkommenden Ordnung noch Aktenbeschreibung belassen werden konnte. In einem allerdings sehr zeitaufwendigen Arbeitsverfahren, das von der im Hinblick auf die authentische Dokumentation der Geschichte der SS und des NS-Staates gar nicht zu überschätzende Qualität des Bestandes her jedoch voll gerechtfertigt war, wurde, in der Regel ohne Rücksicht auf die originären Akteneinheiten, eine Neuordnung und Neuverzeichnung nach Vorgängen oder Betreffserien - soweit diese in sinnvoller Anlage gebildet worden waren - vorgenommen. Vorrangiges Ziel war, aus größeren Schriftgutkomplexen ohne oder mit nur geringem Sachzusammenhang möglichst sachlich klar definierte und beschriebene Vorgänge zu schaffen. Daß dies nicht selten zu archivisch gebildeten Archivalieneinheiten führte, deren Umfang sehr gering, oft nur minimal ist, mußte dabei in Kauf genommen werden, auch die daraus resultierende Enttäuschung des Benutzers darüber, hinter einem von der Sache her wichtigen Titel lediglich einen aus wenigen Blättern bestehenden Archivalienband zu finden. Umfänglichere Archivalieneinheiten erscheinen in der Regel mit detaillierten"Enthäl"- und"Hieri"-Vermerken, so daß deren erschöpfende inhaltliche Beschreibung ebenfalls gewährleistet erscheint.
Die schon Ende der sechziger Jahre von Elisabeth Kinder begonnene Verzeichnung richtete sich grundsätzlich nach den seinerzeit im Bundesarchiv gültigen, am 15. Januar 1963 in Kraft getretenen"Richtlinien für die Titelaufnahme moderner Akte" (Anweisung für die archivarische Tätigkeit Nr. 29). Die aufgenommenen Laufzeiten der zum größten Teil archivisch neu gebildeten Archivalieneinheiten folgen durchweg dem aktenmäßig zuerst und zuletzt feststellbaren Datum. Abweichungen sind in der Regel kenntlich gemacht. Nur dort, wo es wichtig und vor allem zweckmäßig erschien, vor allem bei Einzeldokumenten, werden auch Monats- und Tagesangaben gemacht. Laufzeiten von aus dem Zeitrahmen des eigentlichen Vorgangs fallenden Anlagen, auch von sonstigen Schriftstücken, die offensichtlich zeitliche"Ausreiße" sind, werden in Klammern, erschlossene Zeitangaben in eckigen Klammern aufgeführt.
Mit Kassationen wurde bei der Erschließung auch dieses Bestandes von Archivalien des NS-Regimes - abgesehen von Doppelstücken und der Kopiensammlung aus der"Sammlung Schumache" - mit äußerster Vorsicht umgegangen. Auch in den Fällen, in denen archivfachliche Gründe durchaus eine Kassation nahelegten, entschied man sich grundsätzlich für die Erhaltung der Archivalien. An das bisweilen auch politische Dimensionen berührende Problem der Vernichtung von Akten bedeutsamer Behörden und Dienststellen des NS-Staates, insbesondere wenn diese, wie die der SS und insbesondere des Reichsführers-SS, unmittelbar mit dessen Ideologie und Vernichtungsmaschinerie verknüpft waren, sei in diesem Zusammenhang erinnert. [1]
Die nach Abschluß der Titelaufnahmen vorgenommene Klassifikation des Bestandes konnte sich nicht, wie z.B. bei einer Vielzahl von Ministerialaktenbeständen, auf vorgegebene Aktenpläne oder andere weit entwickelte Registraturhilfsmittel stützen. Zu finden war daher eine registraturunabhängige sachliche Gliederung, die sich in erster Linie aus der oben beschriebenen Kompetenzstruktur des Persönlichen Stabs, im weiteren Sinne auch aus dem von den verschiedenen Hauptämtern und sonstigen zentralen Dienststellen organisatorisch gekennzeichneten Gesamtaufgabenbereich der Reichsführung der SS begründete. Von der oben skizzierten Registraturordnung sind in großen Zügen lediglich noch die bereits erwähnte"Befehlsablag" (im Abschnitt C.1) und die"Personelle Ablag" (Abschnitte C.2 und C.7.6) erkennbar. Daß diese eher sachlich-fachliche Gliederung von den besonderen, zuweilen absonderlich-skurrilen persönlichen Interessegebieten Himmlers in auffälliger Weise akzentuiert, bisweilen sogar überlagert wird, so in den Bereichen Gesundheitswesen, Rassen- und Bevölkerungspolitik, Wissenschaft, Ernährung, Pflanzenzucht und Erfindungen, gibt dem Bestand seines Persönlichen Stabs eine besondere, von den Überlieferungen der übrigen SS-Hauptämter abweichende, eben"persönlich" Färbung.
Zwar sind die einzelnen Gliederungsbereiche primär als auf die SS bezogen zu verstehen. Erziehung und Schulung meinen also zunächst Erziehung und Schulung der SS. Wissenschaft steht vor allem für die von der SS betriebene und in ihrem ideologischen Sinne mißverstandene, ja, pervertierte"Wissenschaf". Und Wirtschaft bezieht sich vorrangig auf die SS-Wirtschaftsbetriebe. Unschwer ist jedoch zu erkennen, daß eine Vermengung mit"SS-freie" Dimensionen der Begriffe und Bereiche nicht immer zu vermeiden war. Im Kapitel Finanzen sind neben der Finanzierung der SS auch zum Teil Aspekte der staatlichen Finanzpolitik dokumentiert, neben der Verwaltung und der gänzlich ideologisierten gesundheitspolitischen Vorstellungen der SS betreffen manche Akten eben auch die staatliche Verwaltung, ebenso die staatliche Gesundheitspolitik. Der Abschnitt C.19 (Reichsverteidigung...) betrifft auch die Kriegführung der Wehrmacht neben der breit belegten Aufstellung, Organisation und dem Einsatz von Himmlers Waffen-SS. Letztlich erscheint diese Vermischung aber als ein Spiegelbild der in Himmlers Machtapparat durchweg praktizierten Gemengelage staatlicher und parteiamtlicher, hier also zumeist"SS-mäßige" Kompetenzen, abgesehen davon, daß eine überzeugende archivische Trennung zumeist nur auf"Blatteben" möglich und damit zu aufwendig gewesen wäre. Querverweise wurden verhältnismäßig sparsam angebracht. Dagegen erscheinen Titel, die für mehrere Sachbereiche zutreffen, im Zweifelsfall mehrfach, also in jedem der jeweils passenden Abschnitte.
Seit seiner Rückführung in das Bundesarchiv war der Bestand aufgrund der von den Alliierten vor der Rückgabe deutscher Akten von der Bundesregierung erbetenen Offenhaltungserklärung [2] von Anfang an und ständig benutzbar. Und zweifellos gehört er zu den seitdem am häufigsten benutzten Archivalien des Bundesarchivs. In den mehr als drei Jahrzehnten wurde er unverändert stark für alle Benutzungszwecke herangezogen, im wesentlichen natürlich für die historische Forschungen, aber auch für die bis in die späten siebziger Jahre hinein noch zahlreichen in- und ausländische Prozesse wegen NS-Gewaltverbrechen bzw. NS-Kriegsverbrechen. Dies führte nicht nur zu der ungewöhnlich langen Dauer seiner Erschließung - auch die Bearbeitung des Bestandes konnte aus archivfachlichen wie politischen Gründen kein Anlaß sein, die Archivalien zeitweise von der Benutzung auszuschließen - sondern auch zu unterschiedlichen, dem jeweiligen Erschließungszustand entsprechenden Zitierweisen in den zahlreichen Publikationen, zu deren Erstellung er herangezogen war. Neben den vor allem in sehr frühen Publikationen nahezu ausschließlich verwendeten amerikanischen EAP-Signaturen wurden häufig auch die unmittelbar nach der Rückführung, aber noch vor der Verzeichnung vergebenen"alte" NS-19-Signaturen gebraucht, diese ab den späten sechziger Jahren zunehmend zusammen mit den im Laufe der Neuverzeichnung vergebenen NS 19 "ne")-Signaturen. Nach Abschluß der Verzeichnung, als es nur noch"neu" Signaturen gab, verzichtete man folgerichtig auf den Zusatz"ne", was wiederum in Einzelfällen zu Verwechslungen mit den früher verwendeten"alte" NS 19-Nummern führte, die ja ebenfalls ohne Zusatz"al" ausgekommen waren.
Auf eine an sich wünschbare Konkordanz zwischen EAP-, NS 19 "al")- und NS 19 "ne")-Signaturen wurde allerdings verzichtet, ebenso auf den jeweiligen Nachweis der entsprechenden EAP-Signatur bei der Beschreibung der einzelnen neu gebildeten Archivalieneinheiten. Zum einen erlaubt die aufwendig geleistete Detailliertheit und Tiefe der Verzeichnung in aller Regel das Wiederauffinden gesuchter Vorgänge, aber auch einzelner Dokumente, zum anderen hätte die Tatsache, daß in der Mehrzahl der Fälle einer EAP- oder NS 19 "al")-Nummer eine Vielzahl - in Einzelfällen bis zu 30 und mehr - von NS 19 "ne") Signaturen entspricht, und umgekehrt für eine NS 19 "ne")-Signatur häufig mehrere EAP- oder NS 19 "al")-Nummern stehen. Unabhängig davon ist das Bundesarchiv in der Lage, im Bedarfsfall aufgrund interner Konkordanzen und Aufschreibungen den Verbleibsnachweis für solche gesuchte Dokumente zu führen, von denen nur eine amerikanische EAP- oder eine"alt" NS-19-Signatur bekannt ist. Die Anzahl solcher Wünsche ist in den letzten Jahren jedoch deutlich zurückgegangen. Alle seit den achtziger Jahren erschienenen Publikationen verweisen grundsätzlich nur noch auf die neu vergebenen Signaturen, so daß Probleme bei der Verifizierung von Akten des Persönlichen Stabs allenfalls noch bei der Heranziehung älterer Literatur auftreten. Schließlich sei daran erinnert, daß der U.S.-amerikanische Mikrofilmbestand"Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polize" weder inhaltlich noch von der Ordnung her noch mit dem heutigen Bundesarchiv-Bestand NS 19 identisch ist. Die nach EAP-Nummern ausgerichtete, und in den Guides 32 und 33 publizierte Erschließung ist grundsätzlich nur für den amerikanischen Mikrofilm-Bestand anwendbar, nicht aber auf die Neuverzeichnung und Neuordnung des Bundesarchivs übertragbar. Für die Benutzung des Bestandes NS 19 ist demnach ausschließlich die nun vorliegende archivfachliche Erschließung des Bundesarchivs heranzuziehen. [3]
Im Zuge der Veröffentlichung des Findmittels in Form eines Online-Findbuches und der damit einhergehenden Bereitstellung der Erschließungsinformationen der Archivalien via Internet, erfolgte im August 2007 eine Bestandsüberarbeitung. Dabei wurden neben der Redigierung einiger Klassifikationszuordnungen von Einzeltiteln auch eine Neuerschließung von ca. 170 bisher noch unerschlossener bzw. nur vorläufig verzeichneter Akteneinheiten vorgenommen. Ergänzungen fand die Gesamtüberlieferung vor allem durch Akten und Dossiers der Sammlung „NS-Archiv des Ministeriums für Staatssicherheit der DD".
Beigefügt wurden ebenfalls mehrere Archivalien aus der Sammlung des ehemaligen Berlin Document Centers. Darunter sind speziell zu nennen die Reproduktionen der"Collection Himmle" mit persönlichen Unterlagen des Reichsführers-SS Heinrich Himmler sowie Redesammlungen und Aufzeichnungen dienstlicher und privater Provenienz.
Weiterhin fanden ausgewählte Schriftstücke aus deutschen Akten, die durch die National Archives and Records Administration (NARA) in Washington verwahrt werden, ihren Eingang in den Gesamtbestand. Zwar in Form von Fotokopien vorliegend, geben sie dabei neben privatdienstlichen Belangen Schriftgut Heinrich Himmlers auch Auskunft über die interne SS-Aufgabenverwaltung, Polizeigerichtsbarkeit sowie Zustandsberichte über Arbeitskrafteinsätze im Generalgouvernement.
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[1] Vgl. Josef Henke, Quellenschicksale und Quellenbewertung. Archivische Überlieferungsbildung zur Verfolgung der Sinti und Roma im Dritten Reich, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 41 (1993), S. 61-67.
[2] Henke (oben Anm. 54), S. 595; dort die vom Staatssekretär im Auswärtigen Amt Hallstein mit Schreiben vom 14.3.1956 dem U.S.-Botschafter Conant gegebene Versicherung, daß die Bundesregierung"die zurückgegebenen Akten in archivarisch ordnungsgemäßer Weise aufbewahren und in- und ausländischen Gelehrten jederzeit Einsicht in die Akten gewähren wird"
[3] Dazu auch Henke (oben Anm. 54), S. 599.
Bestandsbeschreibung
Dienststellenverwaltung:
Dienstgebäude, Ausweichquartiere, Feldkommandostellen einschließlich der Sonderzüge 1939-1945 (14), Organisation und Geschäftsverteilung, innerer Dienst 1935-1945 (26), Schriftver‧kehr und Schriftgutverwaltung 1934-1945 (39), Beschaffungswesen 1938-1945 (10), Haus‧halts-, Kassen- und Rechnungswesen (1937) 1939-1945 (9), Personalangelegenheiten (1935) 1938-1945 (28)
Reichsführer SS, Dienststellenleitung, Persönliches Referat, Adjutanturen, Handakten:
Reichsführer SS Heinrich Himmler (persönliche und privatdienstliche Angelegenheiten): Persönliches 1926-1945 (21), persönlicher und privatdienstlicher Schriftwechsel 1929-1945 (17), Kalendernotizen, Terminbücher, Besprechungsnotizen, Telefongespräche 1934-1944 (17), Einladungen 1934-1944 (5), Beschaffung von Büchern, Gemälden und anderen Kunst‧gegenständen 1937-1945 (19), Glückwünsche, Geschenke 1935-1945 (61), Paten‧schaften 1936-1945 (9), Freundeskreis des Reichsführers SS 1938-1944 (3), Reden und Aufrufe 1926-1945 (36); Chef des Persönlichen Stabs Reichsführer SS 1937-1945 (7), Persönlicher Referent 1938-1945 (15), Adjutanturen 1934-1945 (13), Abteilung Auszeichnungen und Orden (der SS-Ad‧jutantur unterstellt) 1938-1944 (11), sonstige Handakten bzw. persönliche und privatdienstli‧che Ablagen 1938-1944 (4)
Aufgabenverwaltung:
Befehle, Anordnungen, Verfügungen, Rundschreiben des Reichsführers SS 1931-1945 (11), allgemeine personenbezogene Vorgänge: Sammelvorgänge 1933, 1941-1945 (6), Einzel‧vorgänge (A-Z) 1929-1945 (642); NSDAP, Gliederungen (außer SS), angeschlossene Ver‧bände, Organisation Todt, Reichsarbeitsdienst: Adolf Hitler (1930, 1935) 1938-1945 (11), Reichsleiter, Gauleiter und sonstige Parteiführer 1938-1944 (16), Dienststellen der Reichs‧leitung, angeschlossene Verbände 1937-1944 (24), Gliederungen (einschließlich SA, Hitler-Jugend, NS-Frauenschaft) 1934-1945 (27), NS-Fliegerkorps 1940, 1945 (2), NS-Reichskrie‧gerbund, Stahlhelm 1935-1942 (3), Organisation Todt (OT) 1943-1945 (3), Reichsarbeits‧dienst (RAD) 1938-1945 (9)
Allgemeiner Aufbau und Organisation der SS, Einheiten der Allgemeinen SS: Anfänge, Auf‧gabenstellung, allgemeine Entwicklung und Aufbau 1925-1944 (21), Tagungen, Veranstal‧tungen, Feiern 1936-1944 (22), Uniformen, Abzeichen, Standarten 1935-1944 (17), SS-Oberabschnitte und -Abschnitte, Einheiten der Allgemeinen SS 1930-1945 (10), Personal‧wesen (SS-Führer) 1937-1945 (23)
Beziehungen zum Ausland, allgemeine Besatzungspolitik: Auswärtiges Amt 1934-1945 (10), allgemeine außenpolitische Berichterstattung 1941-1943 (-1945) (5), Europa-Gedanke, Frie‧denspläne 1941-1943 (2), einzelne Staaten und Gebiete 1934-1945 (591)
Allgemeine innere Verwaltung, Raumordnung 1936-1945 (7)
Polizei, einschließlich SS- und Polizeigerichtsbarkeit, sonstige Gerichtsbarkeit: Ordnungspo‧lizei 1937-1944 (15), Sicherheitspolizei und SD 1934-1945 (122), Höhere (und Höchste) SS- und Polizeiführer (1937-) 1939-1945 (26), Bekämpfung von Partisanen und sonstigen Wider‧standsgruppen, Bandenkampfverbände 1941-1945 (29), SS- und Polizeigerichtsbarkeit, or‧dentliche und sonstige Gerichtsbarkeit 1935-1945 (31), personenbezogene Einzelfälle A-Z, v.a. polizeiliche bzw. SS- und polizeigerichtliche Ermittlungen und Maßnahmen, u.a. Fälle der ordentlichen und Wehrmachtsgerichtsbarkeit 1934-1945 (276), Reichssi‧cherheitsdienst 1935-1942 (51)
Konzentrationslager (einschließlich Konzentrationslager-Produktionsstätten) und andere Haftstätten: Allgemeines 1935-1944 (17), einzelne Lager und Häftlingseinsätze 1938-1945 (30)
Gesundheits-, Medizinal- und Sanitätswesen: Organisation, Zuständigkeiten, Einzelvorgänge (1934) 1937-1944 (33), naturgemäße Lebensweise, Naturheilverfahren 1938-1945 (17), me‧dizinische Forschungen und Versuche, einschließlich Experimenten an Konzentrationslager-Häftlingen 1937-1945 (35), Behandlung von Geisteskranken, Euthanasie (1935) 1940-1943 (6)
Rassen-, Bevölkerungs- und Volkstumspolitik: Allgemeines (Ämter, Institutionen, Forschun‧gen) 1935-1944 (18), Rassenpolitik (Behandlung und Verfolgung von Juden, Zigeunern und anderen rassischen Gegnern) 1934-1945 (24), Bevölkerungspolitik (einschließlich Verlo‧bungs-, Heirats- und Eheangelegenheiten, Geburtenförderung, des Vereins"Lebensbor", Einzel‧fällen (v.a."Lebensbor"-Angelegenheiten, Fürsorge für uneheliche Kinder, Adop‧tionen, Vaterschaftsanerkennungen, verbotene Abtreibungen), Verhütung unerwünschter Kinder, Sterilisierung, straffreie Abtreibung (1931) 1934-1945 (173), Volkstums- und Sied‧lungspolitik, einschließlich Allgemeines (Organisation, Zuständigkeiten, Grundsatzangele‧genheiten), Deutschtums im Ausland, Volksdeutschen,"Eindeutschunge", Volkstumsarbeit in den"germanischen Länder", Grundsätzen der Siedlungspolitik, Um- und Ansiedlungen von Reichs- und Volksdeutschen, Um- und Aussiedlung von"Fremdvölkische" (Allgemeines, einzelne Gebiete) 1939-1945 (178)
Kirchensachen 1935-1945 (23)
Erziehung und Schulung, Führerausbildung: Führernachwuchs.- Allgemeines, Institute, Schulen, Dienststellen 1940-1945 (19), SS-Schule"Haus Wewelsbur" 1938-1944 (12), SS-Junkerschulen 1938-1943 (3), SS-Mannschaftshäuser 1938-1942 (5), weltanschauliche Schulung 1938-1945 (16), Leibeserziehung, Sport 1937-1944 (8)
Wissenschaft, Presse und Propaganda: Wissenschaftliche Institutionen.- Allgemeines (v.a. Reichsforschungsrat,"Das Ahnenerb"), Universitäten 1937-1945 (17), einzelne Forschungsgebiete und -projekte (1806-1807, 1932) 1933-1945 (150), Pressearbeit,"Das Schwarze Korp" 1935-1945 (11), Propaganda 1939-1945 (12)
Wirtschaft und Verwaltung, Finanzen: Angelegenheiten des SS-Wirtschafts-Verwaltungs‧hauptamtes und seiner Vorgänger 1938-1945 (7), Haushalts-, Kassen- und Besoldungswe‧sen der SS 1936-1944 (14), Verpflegungswirtschaft 1942-1945 (12), Bekleidung und Ausrü‧stung 1938-1945 (21), Steine und Erden (einschließlich der Porzellan-Manufaktur Allach), Bau-, Wohnungs- und Unterkunftswirtschaft 1938-1945 (34), Erwerb von Ländereien, Gütern, Schlössern und Burgen für die SS, Stiftungen 1938-1944 (8), Rüstung und Kriegsproduktion 1936-1945 (126), sonstige Betriebe der gewerblichen Wirtschaft, Arisierungsmaßnahmen (1935) 1937-1945 (16), Bodenschätze, Rohstoffe, Energiewirtschaft 1938-1945 (40), staatli‧che Finanzen, Zollgrenzschutz 1942-1944 (4)
Statistik 1935-1945 (39)
Ernährung, Landwirtschaft, Forsten: Land- und Forstwirtschaft, Ernährungslage 1937-1945 (23), Ernährungswissenschaft, Pflanzengenetik, Pflanzenzucht (auch zur Gewinnung von Rohstoffen) 1938-1945 (26), Tierzucht und Veterinärwesen 1938-1944 (16)
Arbeit, Soziales: Arbeitskräfteeinsatz, Fremdarbeiter 1939-1945 (22), Soziales, v.a. Fürsorge- und Versorgungsangelegenheiten der SS (1933-) 1938-1945 (23)
Post und Verkehr 1935-1945 (22)
Reichsverteidigung, Mobilmachung, Krieg, bewaffnete Teile der SS, Waffen-SS: Allgemei‧nes, v.a. allgemeine Verwaltung und Organisation der Waffen-SS (außer Feldtrup‧penteilen) 1938-1945 (18), Aufstellung, Organisation und Einsatz von Einheiten der Waffen-SS 1935-1945 (231), Angelegenheiten der Wehrmacht und Wehrmachtteile 1937-1945 (33), Ersatz- und Ergänzungswesen der Waffen-SS 1938-1945 (58), (militärische) Ausbildung, Bewaffnung und Ausrüstung, Nachschub und Transportwesen 1939-1945 (35), Nachrichten‧verbindungen, Fernmelde- und Fernsprechwesen 1933-1945 (30), Kriegspropaganda, SS-Kriegsberichter-Abteilung, SS-Standarte"Kurt Egger" (nach 1941) 1942-1945 (19), Kriegseinsatz und Kriegsführung 1939-1945 (89), Abwehrangelegenheiten 1938-1945 (24), Kriegsgefangenenwesen, u.a. deutsche und ausländische Kriegsgefangene 1942-1945 (27)
Langtext:
Die Überlieferung reicht in die Zeit bis 1925 zurück und bis in den Monat April 1945 hinein. Der Aufgabe des Persönlichen Stabes als"zentrale Befehlsstell" Himmlers entsprechend dokumentiert der Bestand sowohl Angelegenheiten, die an Himmler zur Unterrichtung bzw. Entscheidung herangetragen wurden, als auch Vorgänge, die ex officio entstanden: Weisungen und Ideen Himmlers wurden weitergegeben mit der Auflage, sie auszuführen oder auf Realisierbarkeit hin zu prüfen [1]. In Akten und Einzelschriftstücken spiegeln sich nahezu alle Aufgabengebiete und Interessenbereiche Himmlers. Während sich die Aufgabenbereiche als Reichsminister des Innern und die kurzen Phasen der Funktionen als Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und zweier Heeresgruppen in nur geringem Maße belegt finden, sind die Positionen als Reichsführer-SS und Chef der Deutschen Polizei und als Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums in beachtenswertem Umfang dokumentiert; Volkstums- und Umsiedlungsangelegenheiten sind kaum weniger dicht belegt als Aufgaben und Tätigkeiten der Höheren SS- und Polizeiführer in den eingegliederten und besetzten Gebieten.
Eine Beschreibung der Vielfalt an Informationen, die dieser Bestand vermittelt, ist über die Charakterisierung als Produkt einer Kanzlei Himmlers, die neben den Fachressorts eine besondere Rolle spielte, und die Aufzählung der Kompetenzen hinaus kaum möglich. Die Bandbreite der Informationen umfaßt die Geschichte der Allgemeinen und der Waffen-SS, der Konzentrationslager und der Totenkopfverbände, kulturelle und weltanschauliche Angelegenheiten, Volkstums- und Siedlungspolitik, Himmlers gesundheits- und bevölkerungspolitische Vorstellungen, Wirtschafts- und Landwirtschaftsangelegenheiten, insbesondere auch Himmlers Pläne im Bereich der Pflanzenzucht, die Bedeutung, die er Wünschelrutengängern bei der Auffindung von Wasseradern und Bodenschätzen zumaß, die Politik und Maßnahmen der SS in den annektierten Gebieten, die Verfolgung und Vernichtung der Juden und anderer rassischer und politischer Gegner und Bevölkerungsgruppen, schließlich die Organisation und den Einsatz der Waffen-SS im Krieg. Unter den besonders augenfälligen Dokumenten kann eine Sammlung handschriftlicher Notizen Himmlers zu Vorträgen bei Hitler [2] sowie eine Sammlung von Reden und Redenotizen aus den Jahren 1925-1945 genannt werden [3]. Die Einschränkung, daß insbesondere für die Zeit ab 1939 eine Fülle von Unterlagen - wiederum der Funktion des Persönlichen Stabes entsprechend - nur punktuell informieren, so z.B. über die Landung der Alliierten in Nordafrika, über Widerstandsbewegungen usw., vermag den Dokumentationswert der Überlieferung nicht in Frage stellen. Daß Kompetenzstreitigkeiten zwischen der Vielzahl von SS- und Polizeidienststellen, die vom Persönlichen Stab zu schlichten waren, besonders oft in den Vorgängen sichtbar werden, hat freilich zur Überschätzung der Konflikte innerhalb der SS geführt, die der älteren Vorstellung von der"monolithischen Organisatio" entgegengestellt wurde [4].
Um die Realität des SS-Staates zu erfassen, bietet der Persönliche Stab mit seinen vielen tausend Dokumenten zweifellos die zentrale Überlieferung. Sie finden ihre natürliche Ergänzung in den Akten der bereits mehrfach erwähnten übrigen Hauptämter der Reichsführung-SS (NS 31, NS 33, NS 34, NS 7, NS 3, NS 2, NS 48), des Reichskommissars für die Festigung deutschen Volkstums (R 49), der Volksdeutschen Mittelstelle (R 59) und von Institutionen, die als"Ämte" im Persönlichen Stab verankert waren, insbesondere des"Ahnenerbe" (NS 21) und des Amtes"Lebensbor" [5]. Von erheblicher Bedeutung in diesem Zusammenhang sind auch die Überlieferungen des Reichssicherheitshauptamtes (R 58) und des Hauptamtes Ordnungspolizei (R 19), aber auch von Polizeidienststellen in den besetzten Gebieten (R 70). Ergänzend sind staatliche Akten insbesondere der Reichskanzlei (R 43), des Reichsjustiz- (R 3001) und des Reichsfinanzministeriums (R 2) heranzuziehen. Sie bestätigen das aus den Unterlagen von Himmlers Persönlichem Stab zu gewinnende Bild: daß"die in der Zwischenzone zwischen Partei und Staat etablierten sekundären bürokratischen Apparate ... der ziellosen und widersprüchlichen verbrecherischen Dynamik, die das Regime freisetzte, ... den Charakter bürokratisch gesteuerter Planmäßigkei" gaben [6].
Der Bestand des Persönlichen Stabs Reichsführer-SS gehört zu jenen deutschen zeitgeschichtlichen Quelle, deren Existenz seit Kriegsende bekannt war, die seit langem frei zugänglich und seit Jahrzehnten laufend und intensiv für die wissenschaftliche Forschung ausgewertet worden sind. Spektakuläre Neuentdeckungen, die nach Öffnung der Archive in der ehemaligen DDR und in Osteuropa an der Tagesordnung waren und heute von der historischen Forschung gleichsam abgefordert werden, sind heute in NS 19 zweifellos weniger zu erwarten. Die quantitative Fülle wie auch der hohe Quellenwert der Archivalien jedoch rechtfertigen die sichere Erwartung, daß die Akten auch künftig für überkommene, deswegen zumeist aber nicht überholte und für neue Fragestellungen der Geschichtswissenschaft immer wieder mit Gewinn herangezogen werden. Nicht nur überraschende Neuentdeckungen in Einzelfällen [7], vor allem die durchweg hohe Qualität der im Bestand enthaltenen Quellenbasis für Themen der sich weiter entwickelnden historischen Forschung zu nahezu allen Aspekten des NS-Regimes, dessen Verstehen und Analyse eine gleichbleibend große historisch-wissenschaftliche wie auch politische und moralische Herausforderung der Gegenwart bleiben, verleihen diesen Archivalien ihren außergewöhnlichen und bleibenden Wert.
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[1] Eine Vorstellung von der Vielfalt der Überlieferung vermittelt die Publikation - häufig unter dem Aspekt des Skurrilen und Absurden - ausgewählter Dokumente: Reichsführer!... Briefe an und von Himmler, hrsg. von Helmut Heiber, Stuttgart 1968.
[2] NS 19/1447 und 1448.
[3] Siehe unten Abschnitt B.1.9, insbes. NS 19/4002 bis 4018. - Vgl. auch Heinrich Himmler, Geheimreden 1933 bis 1945 und andere Ansprachen, hrsg. von Bradley F. Smith und Agnes F. Peterson, Frankfurt 1974. Die im Verzeichnis der Reden Himmlers, S. 268-277, als unvollständig bezeichneten Reden anläßlich der SS-Gruppenführer-Besprechungen am 8.11.1936 in Dachau und am 18.2.1937 in Tölz liegen im Bundesarchiv nach Ermittlung der stenographischen Aufzeichnungen und Anfertigung maschinenschriftlicher Übertragungen jetzt in vollständiger Überlieferung vor (NS 19/4003 u. 4004)
[4] So vor allem von Heinz Höhne, Der Orden unter dem Totenkopf. Die Geschichte der SS, Hamburg 1966, der den Bestand - leider allerdings in Form der amerikanischen Mikrofilme und ihrer EAP-Signaturen - weitgehend benutzt hat, in Auseinandersetzung mit Eugen Kogon, Der SS-Staat, Frankfurt 1946. Auf eine Auflistung der derzeit vorliegenden allgemeinen Literatur zu Himmler, zur Geschichte der SS und deren Rolle im nationalsozialistischen Herrschaftssystem, wird hier verzichtet.
[5] Überlieferungssplitter in NS 48/28-32; Restakten, insbesondere zu Einzelfällen der Tätigkeit des"Lebensbor", werden beim Internationalen Suchdienst, Arolsen/Waldeck, verwahrt.
[6] Hans Mommsen, Der Nationalsozialismus, in: Meyers Enzyklopädisches Lexikon, Bd. 16, Mannheim 1976, S. 790.
[7] Vgl. z.B. Lucien Steinberg, Un Document essentiel qui situe les dèbuts de la"Solution Finale de la Question Juiv", Paris 1992. Es handelt sich um Aufzeichnungen Eichmanns (Leiter des Referats IV B 4 im Reichssicherheitshauptamt) für Himmler, in denen Eichmann Ende 1940 von 5,8 Millionen Juden spricht, die als"Objekt" der"Endlösung der Judenfrag" infrage kämen (NS 19/3979).
Erschliessungszustand
Publikationsfindbuch: Henke, Josef: Persönlicher Stab Reichsführer-SS (Bestand NS 19), 2 Teilbände (Findbücher zu Beständen des Bundesarchivs, Bd. 57), Koblenz 1997 , Online-Findbuch
Nacherschließungen in Datenbank
Zitierweise
BArch NS 19/...