OKW / Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt
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OKW / Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt
Geschichte des Bestandsbildners
Die Geschichte des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes ist eng verknüpft mit der Geschichte der deutschen Kriegs- und Rüstungswirtschaft. Bereits in den 20er Jahren bestand beim Heereswaffenamt der Reichswehr eine Wirtschaftsabteilung, die für die Planung des Rohstoffbedarfs und die Vorbereitung der Rüstungsproduktion verantwortlich war. Im Heereswaffenamt wurden die Waffen, Geräte und Munition entwickelt.
Wenige Wochen nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler wurde ein Reichsverteidigungsrat (4. April 1933) geschaffen, dem neben Hitler und v. Blomberg auch die anderen Kabinettsmitglieder, die für die unmittelbare Kriegsvorbereitung verantwortlich waren, angehörten. Im Mai 1935 wurde Schacht als Reichswirtschaftsminister Generalbevollmächtigter für die Kriegswirtschaft und verantwortlich für die Kriegs- und Rüstungsproduktion.
1936 erfolgte die Verkündung des Vierjahresplanes. Zu dessen Durchführung wurde unter Leitung Hermann Görings als sogenanntem"Beauftragten des Vierjahresplane" eine eigene Organisation geschaffen. 1938 wurden die Einrichtungen des Vierjahresplanes mit dem Reichswirtschaftsministerium vereinigt. Am 17. März 1940 wurde das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition gebildet. Reichsminister war F. Todt. Gleichzeitig war er Generalbevollmächtigter für Sonderaufgaben des Vierjahresplanes. Er besaß die Unterstützung Hitlers. Am 8. Februar 1942 verunglückte Todt auf dem Flug von Rastenburg nach Berlin und bereits am 9. Februar wurde Albert Speer zum neuen Minister ernannt. Die Leitung der Kriegs- und Rüstungsproduktion sollte weiter zentralisiert werden. Am 18. Februar 1942 unterzeichneten die Chefs der obersten Rüstungsdienststellen ein Dokument, worin sie bestätigten, daß Speer die Gesamtleitung innerhalb der deutschen Wirtschaft hätte. Im März wurde Speer zum Generalbevollmächtigten für Rüstungsaufgaben (GBRüst) ernannt und konnte nun Weisungen in Fragen der Rüstung an andere Dienststellen erteilen. Im April wurde ein Rüstungsrat unter Speers Leitung gebildet, dem führende Militärs und Rüstungsindustrielle angehörten. Im April 1942 wurde schließlich die"Zentrale Planun" als eine Einrichtung des Vierjahresplanes geschaffen. An der Spitze stand Speer, der die Führung der zentralen Planung als"die wichtigste kriegswirtschaftliche Aufgabe überhaup" bezeichnete. Unter der Bezeichnung GBRüst, als Leiter der zentralen Planung und schließlich als Reichsminister für Rüstung und Kriegsproduktion (Umbenennung des Ministeriums für Bewaffnung und Munition am/im September 1943) hatte Speer alle wesentlichen Vollmachten auf dem Gebiet der Rüstung inne.
Alle Versuche des OKW, selbst die Rüstung zu kontrollieren, scheiterten. Dabei waren die Bestrebungen zur Errichtung einer Kriegswirtschaftsorganisation unter Führung der Wehrmacht mit der Umbenennung der Wirtschaftsabteilung des Heereswaffenamtes in Wehrwirtschaftsstab (WStb) im Oktober 1935 durchaus ein im Sinne der Wehrmacht aussichtsreicher Beginn. Neben dem Wirtschaftsminister als Generalbevollmächtigten für die Kriegswirtschaft hatte nun der Wehrwirtschaftsstab die Vorbereitung der Rüstungsindustrie auf den Krieg zu organisieren. Der Unterbau des WStb wurde noch 1935 durch die Einrichtung von Wehrwirtschaftsinspektionen bei den Wehrkreiskommandos weiterentwickelt. Der Wehrwirtschaftsstab, am 1. August 1938 zur Amtsgruppe erhoben, hatte folgende Zusammensetzung:
Stab
Wehrwirtschaftliche Abteilung
Rüstungswirtschaftliche Abteilung
Rohstoffabteilung
Lehrstab
Vertrags- und Preisprüfwesen.
Geleitet wurde die Amtsgruppe durch Generalmajor Georg Thomas. Im November 1939 erfolgte die Umbenennung in Wehrwirtschafts- und Rüstungsamt (WiRüAmt). In seiner größten Ausdehnung (Stand Juli 1941) unterstanden dem WiRüAmt:
Wirtschaftsstab Ost (mit unterstellten Wirtschafts- bzw. Wehrwirtschaftsinspektionen und Wirtschaftskommandos)
Wehrwirtschafts- und Rüstungsstab Frankreich (mit unterstellten Rüstungsinspektionen und Außenstellen)
Wehrwirtschaftsstab Norwegen (mit unterstellten Wehrwirtschaftsoffizieren)
Wehrwirtschaftsstab Dänemark (mit unterstellten Stellen)
Rüstungsinspektionen in Belgien und den Niederlanden (mit Rüstungskommandos)
Rüstungsinspektionen in Deutschland sowie in Prag und im"Generalgouvernemen" (mit unterstellten Rüstungskommandos)
Wehrwirtschaftsoffiziere in neutralen und besetzten Gebieten und weitere wirtschaftliche Einrichtungen und Formationen
Mit Erlaß vom 7. Mai 1942 wurden dem Reichsministerium für Bewaffnung und Munition unterstellt:
Am 12. Mai 1942 wurde das bisherige WiRüAmt umgewandelt
Chef beider Ämter blieb vorläufig General Thomas.
Die Rüstungsinspektionen und -kommandos bekamen den Charakter von Außenstellen des Reichsministeriums für Bewaffnung und Munition. Sie behielten ihre Eigenschaft als Wehrmachtdienststellen.
Die Aufgaben des Wehrwirtschafts- und Rüstungsamtes vor der Aufspaltung bestanden in der Beschaffung von Waffen und Ausrüstung für die gesamte Wehrmacht, Bereitstellung von Rohstoffen, Arbeitskräften und Transportraum sowie in der wirtschaftlichen Ausbeutung der besetzten Gebiete und Staaten. Nachdem Speer das Rüstungsamt samt seinem Unterbau übernommen hatte, wurde das Wehrwirtschaftsamt in den Wehrwirtschaftsstab umgewandelt.
Bereits am 17. November 1942 war General Thomas von der Führung des Rüstungsamtes im Reichsministerium für Bewaffnung und Munition zurückgetreten. Die Amtsführung übernahm Generalmajor Wagner. Mit der Bildung des Wehrwirtschaftsstabes am 28. Februar 1943 schied Thomas auch aus dieser Einrichtung aus und hatte unter der Bezeichnung Amtschef z.b.V. den Auftrag, die Geschichte der Wehrwirtschaft niederzuschreiben. Der Wehrwirtschaftsstab (Chef Generalmajor der Lw Becker) gliederte sich in die
- Stabsabteilung,
- Wehrwirtschaft Inland und besetzte Gebiete,
- Wehrwirtschaft Ausland.
Der Wirtschaftsstab Ost unter Leitung des Generals der Infanterie Stapf wurde zugleich dem Chef OKW nachgeordnet. Weitere Veränderungen betrafen die Amtsgruppe Vertrags- und Preisprüfwesen, die am 1. Mai 1943 an das Reichsministerium für Bewaffnung und Munition überging sowie die Organisation des"Maschinellen Berichtswesen", die ebenfalls an das Ministerium übergeben wurde.
Am 28. März 1944 erfolgte die Umbenennung des Wehrwirtschaftsstabes in Feldwirtschaftsamt.Seine Bedeutung war durch Beschneidung der Kompetenzen sowie der stärkeren Ausgliederungen und der damit verbundeten Stärkung des Reichsministeriums für Rüstung und Kriegsproduktion immer weiter gesunken.
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