Luftzeuggruppen

http://lod.ehri-project-test.eu/instantiations/de-002525-rl_24-deu-de_1958_c831a310_192f_437f_bd43_becefbb8957b_deu an entity of type: Instantiation

Luftzeuggruppen 
Geschichte des Bestandsbildners In der Versorgungsorganisation der Luftwaffe waren zwei Funktionen wirksam: die Versorgungsführung und die Versorgungsdurchführung. Sie wurden von den nachstehend aufgeführten Dienststellen auf den Befehlsebenen vom Reichsluftfahrtministerium (RLM) an abwärts wahrgenommen: Versorgungsführung Generalstab der Luftwaffe Generalquartiermeister Luftflottenkommandos (Oberquartiermeister) Flieger-Korps, Flak-Korps Luftgaukommandos (Quartiermeister) Versorgungsdurchführung Chef des Nachschubwesens Luftzeuggruppen Eine Luftzeuggruppe unterstand dem Luftgaukommando, dessen Nummer als arabische Zahl sie führte. Dem Kommandeur der Luftzeuggruppe unterstanden fachlich und truppendienstlich alle Nachschubeinrichtungen im Luftgau, die das Nachschubgut für die in Frage kommenden Truppenteile bereitzustellen hatten. Damit die Nachschubeinrichtungen das benötigte Nachschubgut jederzeit bereitstellen und anbieten konnten, hatte der Kommandeur der Luftzeuggruppe für die rechtzeitige und dem Bedarf entsprechende Auffüllung (Bevorratung) ihrer Bestände zu sorgen und den errechneten Bedarf beim Nachschubamt anzufordern. Ausgenommen waren die Luftparke, die ihre Bestände durch unmittelbare Anforderung bei den Luftzeugämtern ergänzten. Den Anforderungen der Truppe sollte möglichst schnell entsprochen werden. Dafür musste der Anforderungsweg für sie hinsichtlich der verschiedenen Materialsorten im Einzelnen festgelegt und bekannt gemacht werden. Dasselbe galt für den Nachschubweg. Den Nachschub, also die Auslieferung des Nachschubgutes an die Ausgabestellen und Fliegerhorste und von dort zur Truppe, steuerte der Kommandeur durch Anordnungen an die Nachschubeinrichtungen und durch Weisungen an die Kommandeure der Flughafenbereiche, denen die Fliegerhorste unterstanden, über die ein Teil des Nachschubs für die dort stationierten fliegenden Verbände lief. Der Kommandeur war weiterhin für die sachgemäße Pflege und Lagerung des Nachschubgutes, ggf. für dessen Umlagerung bei Schwerpunktveränderungen oder bei Überbevorratungen und für den Abschub im Falle von Räumungen verantwortlich. Er verfügte ferner den Einsatz der Kolonnen und der beweglichen Ausgabestellen. Weitere Aufgaben erwuchsen ihm in seiner Eigenschaft als Truppenvorgesetzter der ihm unterstellten Nachschubeinheiten. Somit lagen die fachlichen und disziplinaren Zuständigkeiten für die gesamte Nachschuborganisation eines Luftgaues in einer Hand, was eine einheitliche und straffe Führung und Kontrolle des gesamten Nachschubapparates ermöglichen sollte. Ihre zentrale Stellung innerhalb der Nachschuborganisation eines Luftgaues setzte die Luftzeuggruppe schließlich in die Lage, die Erkenntnisse der Truppe einschließlich die der Instandsetzungsbetriebe hinsichtlich der Eignung von Waffen und Gerät bei ihren Anforderungen und der Bevorratung zu berücksichtigen und die Erfahrungen an die Luftzeugämter, das Nachschubamt und an die Industrie weiterzugeben. Als Führungsorgan stand dem Kommandeur der Luftzeuggruppe ein Stab zur Verfügung, der in seiner Struktur und personellen Zusammensetzung auf die Vielfalt an Sorten und Typen des Nachschubgutes zugeschnitten war. Der Stab gliederte sich in fünf Fachgruppen: Gruppe I: Organisation, Ausbildung usw. Gruppe II: Fliegerisches Gerät Gruppe III: Handwaffen, sonstiges Gerät Gruppe IV: Flakgerät und Munition Gruppe V: Betriebsstoffe, Kraftfahrzeuge. Die Gruppen wiederum zerfielen unterschiedlich in bis zu sechs Sachgebiete. Gruppen- und Sachgebietsleiter waren Offiziere, Offiziere (W), Flieger-Ingenieure und Technische Inspektoren. Zur Gruppe II gehörten als Leiter fast ausschließlich Flieger-Ingenieure. Die Stärke des Stabes einer Luftzeuggruppe (Ist-Stärke) konnte knapp 200 Mann betragen. Zur Luftzeuggruppe 6 (Münster) gehörten z.B. am 1. Dez. 1941: 19 Offiziere, 18 Beamte, 52 Unteroffiziere, 56 Mannschaften und 43 Angestellte - insgesamt 188 Mann. Dem Kommandeur einer Luftzeuggruppe konnten unter Umständen einhundert und mehr Nachschubeinheiten unterstehen, da in Schwerpunkträumen mit Massierungen von Einheiten zu rechnen war und auch diese in entlegenen Gebieten erfasst werden sollten. Zur Unterstützung der Führung wurden daher entsprechende untergeordnete Führungsorgane zwischen Kommandeur und Nachschubtruppen eingebaut. So konnte der Bereich eines Luftgaues in mehrere Nachschubbezirke unter"Leitern der Nachschubbezirk" aufgeteilt und diesen wiederum ein"Stab der Nachschubbezirk", dessen Leiter ihr Truppenvorgesetzter war, übergeordnet werden. Die einem Luftgau zugeteilten Kolonnen hingegen mussten von einem"Nachschubkolonnen-Abteilungssta" zusammengefasst werden, dessen Kommandeur ebenfalls die Befugnisse eines Truppenvorgesetzten gegenüber den Kolonnenchefs und ihren Einheiten hatte. Die Luftzeuggruppe und die auf sie ausgerichtete Nachschuborganisation bestand als feststehende, für die Gesamtluftwaffe in Frieden und Krieg geltende Einrichtung von Juli 1938 bis Anfang 1944. Ursprünglich waren alle Nachschubeinrichtungen zentral dem ab 1. Nov. 1934 aufgestellten Luftzeugmeister im RLM als Truppenvorgesetzten unterstellt. Doch schon im Laufe des Jahres 1935 ging man von dieser Organisationsform ab, unterstellte die Nachschubtruppen den Luftkreiskommandos und fasste sie unter Kommandeuren der Luftzeuggruppen, vorerst in Personalunion mit dem IQ (entspricht dem späteren Quartiermeister) der Luftkreiskommandos zusammen. Diese Umorganisation wurde bis zum 1. Okt. 1936 abgeschlossen, einschließlich der Aufstellung des Nachschubamtes, in dem die im Juli 1936 aufgelöste Dienststelle des Luftzeugmeisters mit anderen Kompetenzträgern aus dem Generalstab der Luftwaffe aufging. Bis Juni 1938 standen die Luftzeuggruppen selbständig unter den Luftkreiskommandos neben den noch kleinen, im Wesentlichen für die MobiImachungsvorbereitungen der Flieger-Bodenorganisation geschaffenen Luftgaukommandos. Im Zuge der in der Zeit von Februar bis April 1938 erfolgten Neuorganisation des Reiches in Luftwaffengruppen (ab 1939 Luftflottenkommandos) und Luftgaukommandos und der damit verbundenen Auflösung der Luftkreiskommandos wurden die Luftzeuggruppen ab 1. Juli 1938 den neu formierten, größeren Luftgaukommandos zur Durchführung der Nachschubaufgaben unterstellt. Bis Anfang 1939 waren 11 Luftzeuggruppen aufgestellt worden. Im Laufe des Krieges kamen mit der Einrichtung von Feldluftgauen in den besetzten Gebieten weitere Luftzeuggruppen hinzu. Als während des Ostfeldzuges die großen Vorwärtsbewegungen einsetzten, wurde seitens der Fliegertruppe darüber geklagt, dass die Luftzeuggruppen nicht beweglich genug seien und dass sie sich nicht rechtzeitig der sich rasch verändernden Lage an der Front anzupassen vermöchten. Das führte besonders bei der Luftflotte 4 zu Abweichungen von der in der Luftwaffendienstvorschrift (L.Dv 90) festgelegten Form der Nachschuborganisation. In Zusammenhang damit gestand schließlich der Generalstab der Luftwaffe dem VIII. und IV. Fliegerkorps eigene Nachschubführer zu, die aus den von der Luftzeuggruppe vor ihren Bereich als Bindeglied zu den Fliegerkorps vorgeschobenen Luftgaustäben z.b.V. gebildet und der Zuständigkeit der Luftzeuggruppe entzogen worden waren. Auch schaltete sich die Luftflotte 4 beim Nachschub von Engpassgerät unter Umgehung von Luftgau und Luftzeuggruppe direkt mittels der Flughafenbereiche in die Versorgungsdurchführung ein. Im Mai 1943 wurde das Flugzeugüberführungswesen neu geregelt. Die bisher bei den Luftzeuggruppen bestehenden Überführungskommandos wurde aufgelöst. Deren Aufgabe übernahm das Flugzeugüberführungsgeschwader 1. Es war verantwortlich für die Überführung der Flugzeuge von der Industrie zur Truppe. Die weitere Entwicklung führte dann in der Zeit von Mitte 1943 bis Anfang 1944 dazu, dass die Luftzeuggruppen nach und nach, beginnend mit der Ostfront, aufgelöst wurden. Ihre Aufgaben gingen auf folgende Dienststellen über: - den Quartiermeisterstab als die für die Durchführung der Versorgung im Luftgau allein verantwortliche Dienststelle, - die Kommandos der Flughafenbereiche, - den Kommandeur der Luftgautruppe, dessen Dienststelle aus dem Stab der Luftzeuggruppe gebildet wurde. Dem Quartiermeister wurden die Nachschubtruppen einsatzmäßig unterstellt. Bei ihm lag die fachliche Zuständigkeit. Die Kommandos der Flughafenbereiche übernahmen die Aufgaben der ebenfalls aufgelösten Nachschubbezirke, soweit ihre Aufgaben nicht vom Quartiermeister oder dem Kommandeur der Luftgautruppen wahrgenommen wurden. Dem Kommandeur der Luftgautruppen wurden die Nachschubeinrichtungen und Nachschubdienste truppendienstlich unterstellt. Die Luftflotte 4 hingegen wich auch hier von dieser Regelung ab und unterstellte alle Luftwaffen-Einheiten, soweit sie nicht zu den Fliegerkorps und Flakkorps gehörten, truppendienstlich und einsatzmäßig den Kommandos der Flughafenbereiche. Sie erweiterte den Aufgabenbereich dieser bisher nur für die Bodenorganisation zuständigen Dienststellen noch dadurch, dass sie ihnen Aufgaben, die bisher dem Luftgaukommando vorbehalten waren, insbesondere auf dem Gebiet der Verwaltung, übertrug. Die Kommandos der Flughafenbereiche wurden somit die Träger der eigentlichen Versorgungsdurchführung und begannen, sich zu kleinen, beweglichen Unterluftgauen zu entwickeln. Sieht man von der Lösung ab, welche die Luftflotte 4 anstrebte, nämlich den Nachschub über die Kommandos der Flughafenbereiche zu regeln, so führte die nunmehr allgemein gültige neue Organisationsform zu einer Verlagerung eines Teiles der Aufgaben der Versorgungsdurchführung auf die Quartiermeisterebene und damit zu einer Abkehr von dem bisher anerkannten Prinzip der Trennung von Führung und Durchführung auf dem Sektor des Nachschubs. Weiterhin wurden die fachlichen und truppendienstlichen Aufgaben, die bisher bei der Luftzeuggruppe in einer Hand gelegen hatten, getrennt und zwei Dienststellen, nämlich dem Quartiermeister und dem Kommandeur der Luftgautruppen, übertragen. Mit diesen beiden grundlegenden Änderungen in der Organisationsform waren selbstverständlich auch schwerwiegende Nachteile verbunden. Die Auflösung der Luftzeuggruppen hat deshalb, besonders bei den Heimatluftgauen, Kritik ausgelöst, denn hier hatte sich die Einrichtung der Luftzeuggruppe bewährt. Anders war die Situation im Osten zu beurteilen, wo großräumige Vor- und Rückwärtsbewegungen Schwächen der zu bodenständigen Nachschuborganisation erkennen ließen. Zu einer ausgereiften Gesamtlösung, zu einer speziellen Lösung für die Verhältnisse an der Ostfront oder gar zur Entwicklung mehrerer Lösungen für die einzelnen Kriegsschauplätze ist es jedoch durch den Ausgang des Krieges nicht mehr gekommen. 
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