Deutsche Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften
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Deutsche Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften
Geschichte des Bestandsbildners
Die Deutsche Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften wurde am 28. Juni 1933 gegründet und vom Reichswehrministerium/Reichskriegsministerium gefördert. Sie arbeitete eng mit dem Institut für ausländisches öffentliches Recht und Völkerrecht der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zusammen. Bis wann die Gesellschaft genau existierte, ist nicht bekannt. Es kann jedoch auf Grund der Publikationstätigkeit von einem Bestehen bis mindestens 1943/1944 ausgegangen werden.
Die Gesellschaft gliederte sich in das Präsidium, die im Winter 1934/1935 gebildeten Arbeitsgemeinschaften und die zwischen 1935/1936 in gegründeten Studienausschüsse.
Es gab insgesamt 13 Arbeitsgemeinschaften, welche sich verschiedenen Aspekten der Wehrwissenschaften widmeten:
Arbeitsgemeinschaft Kriegsgeschichte: Oberstleutnant a.D. Wolfgang Foerster
Arbeitsgemeinschaft Kriegsphilosophie: Oberregierungsrat Karl Linnebach
Arbeitsgemeinschaft Kriegsrecht: Oberstleutnant a.D. Müller-Loebnitz / Admiral a.D. Walther Gladisch
Arbeitsgemeinschaft Wehrpsychologie: Oberregierungsrat Dr. Simoneit
Arbeitsgemeinschaft Wehrwirtschaft: Dr. Paul Osthold
Arbeitsgemeinschaft Marinefragen: Admiral z.V. Prentzel
Arbeitsgemeinschaft Luftschutz: General der Artillerie a.D. Grimme
Arbeitsgemeinschaft Gasschutz: Generalmajor a.D. v. Tempelhoff
Arbeitsgemeinschaft Wehrpolitik: Oberst z.V. Ritter von Xylander
Arbeitsgemeinschaft Wehrtechnik: Oberstleutnant a.D. Iustrow
Arbeitsgemeinschaft Wehrverkehrsfragen: Generalleutnant a.D. von Taysen
Arbeitsgemeinschaft Bevölkerungsentwicklung und Wehrkraft: Dr. Ruttke
Arbeitsgemeinschaft Wehrpublizistik: Admiral a.D. Walther Gladisch
Daneben existierten 4 Studienausschüsse und ein Ausschuss KRS, welche allesamt von Admiral a.D. Walther Gladisch geleitet wurden. Die Studienausschüsse setzten sich aus besonders berufenen Mitgliedern zusammen, welche mit Forschungsaufgaben betraut waren:
Studienausschuss Kriegsrecht (KR) Seekriegsrecht
Studienausschuss Prisenordnung (PO)
Studienausschuss Prisengerichtsordnung (PGO)
Studienausschuss Luftkriegsrecht (L)
Bei den Tagungen waren Vertreter der Wehrmacht, der Waffen-SS, der Ministerien sowie verschiedener Institute und Gesellschaften anwesend. Im Fokus der Diskussionen standen mit dem Ausbruch des Krieges auch die militärische Lage sowie umstrittene militärische Maßnahmen.
Die Gesellschaft zeichnete sich durch eine umfangreiche Vortragstätigkeit aus, welche im Auftrag des Oberkommandos der Wehrmacht erfolgte. Dabei wurden wehrpolitische beziehungsweise militärische Vorträge vor der Zivilbevölkerung, Angehörigen der Wehrmacht, der SA, der SS und Waffen-SS, der NSDAP sowie anderer Verbände und Organisationen gehalten. Verantwortlich für die Verbreitung der Propaganda waren die Gaubeauftragten bei den Gaupropagandaleitungen. Diese organisierten Vorträge sowie Podiumsdiskussionen und warben geeignete Redner an beziehungsweise bildeten selbstständig Redner aus. Thematisch spielten das Völkerrecht, der Wirtschaftskrieg, das Verkehrswesen, der Luftschutz, die Energieversorgung, der Arbeitseinsatz im Krieg und die wehrgeistige Erziehung eine entscheidende Rolle. Das Ziel bestand darin, ein Verständnis für die Notwendigkeit einer ausreichenden Wehrmacht in weiten Kreisen der Bevölkerung zu verbreiten und gleichzeitig die deutschen Wehrwissenschaften auf ein adäquates Niveau zu heben. Das Publikum war entsprechend der breiten thematischen Aufstellung sehr vielfältig und auch zahlreich. Eigenen Angaben zur Folge konnten beispielsweise im ersten Quartal des Jahres 1941 circa 1,6 Millionen Menschen mit 4668 Vorträgen erreicht werden.
Die kriegsrechtlichen Studienausschüsse erarbeiteten auf Veranlassung des Oberkommandos der Marine und des Oberkommandos der Luftwaffe im Rahmen von Sitzungen Gesetzesentwürfe. Daraus entstanden schließlich die Prisenordnung, die Prisengerichtsordnung und Teile der Luftkriegsordnung. Die Sitzungsergebnisse wurden im „Jahrbuch für Wehrpolitik und Wissenschaften“ veröffentlicht. Daneben erschienen monatliche Ausgaben der Zeitschriften „Wissen und Wehr“ sowie der „Militärwissenschaftliche Rundschau“. Auch das mehrbändige „Handbuch der neuzeitlichen Wehrwissenschaften“ von Generalmajor a.D. Hermann Franke entstand Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften.
Am 7. September 1940 löste der Vorausschuss Kriegsrecht (Vor-KR), welcher von Admiral a.D. Walther Gladisch auf Anordnung von Wilhelm Keitel gegründet wurde, die kriegsrechtlichen Studienausschüsse ab. Dieser Vorausschuss sollte ein Arbeitsprogramm für den Ausschuss zur Fortbildung des Kriegsrechts mit Vertretern des Heeres, der Marine und der Luftwaffe entwickeln. Das Ziel dieses Ausschusses lag wiederum in der Reformierung des Kriegsrechts zugunsten des Deutschen Reichs. Er gliederte sich in insgesamt 4 Arbeitsgebiete, welche den Seekrieg, den Landkrieg, den Luftkrieg und die Neutralität betrafen.
Deutsche Gesellschaft für Wehrpolitik und Wehrwissenschaften