Deutsche Polizeidienststellen in der Slowakei

http://lod.ehri-project-test.eu/instantiations/de-002429-r_70_slowakei-deu-de_1958_cbda2fd2_d2c1_447e_b874_b3151e846cb6_deu an entity of type: Instantiation

Deutsche Polizeidienststellen in der Slowakei 
Geschichte des Bestandsbildners Nach der Unterzeichnung des Münchener Abkommens und der Autonomiegewährung für die Slowakei am 6. Oktober 1938 versuchten zahlreiche deutsche Reichsstellen ihren Einfluß in der Slowakei geltend zu machen (Jörg K. Hoensch, Grundzüge und Phasen der deutschen Slowakei-Politik im Zweiten Weltkrieg, in: Brandes, Detlef/Kural, Vaclav (Hg.), Der Weg in die Katastrophe. Deutsch-tschechoslowakische Beziehungen 1938-1947, Essen 1994.). Daran änderte sich auch nach der Proklamation der Souveränität der slowakischen Republik am 14. März 1939 nichts. Deutsche"Berate" und"Beauftragt" wurden in alle wichtigen Ministerien und Institutionen der Slowakei installiert. Sie waren dem Deutschen Gesandten in der Slowakei unterstellt. Auf Befehl Heydrichs wurde im September 1939 eine Polizeikommission unter Leitung des Kriminaldirektors Vogt nach Preßburg entsandt, um der slowakischen Polizei bei der"Bekämpfung des politischen Verbrechertum" behilflich zu sein (Vgl. Kaiser, Johann, Die Politik des Dritten Reiches gegenüber der Slowakei 1939-1945. Ein Beitrag zur Erforschung der nationalsozialistischen Satellitenpolitik in Süsosteuropa, Bochum 1969, S.160). Anfang Februar 1940 war der Aufbau einer slowakischen Sicherheitspolizei nach deutschem Muster abgeschlossen. Die Kommission wurde aufgelöst. Lediglich Kriminalkommissar Franz Goltz blieb als Polizeiverbindungsoffizier bzw. später als Polizeiattaché bei der deutschen Gesandtschaft in Preßburg zurück. Im August 1940 wurden in der Slowakei durch den Reichsführer-SS Berater für die Polizei, für die Hlinka-Garde sowie für die Bearbeitung der"Judenfrag" eingesetzt. Die Funktion des Polizeiberaters übernahm SS-Sturmbannführer Dr. Ludwig Hahn, dem die gesamte SD-Arbeit in der Slowakei unterstellt wurde. Die nachrichtendienstliche Durchdringung der Slowakei hatte schon früher von den in benachbarten Ländern etablierten SD-Dienststellen aus stattgefunden. Mit Errichtung der Dienststelle Hahn ergingen Weisungen des RSHA-Amtes VI des RSHA an die SD-LA Prag und Wien und die SD-Dienststelle Zlin, ihre mit Slowakei-Betreff angelegten Akten nach Preßburg zu überführen (BArch, R 70 Slowakei/301, S.82, in der Anordnung vom 17.09.1940 wird vermerkt, dass die"beim SD-LA Wien befindlichen Akten betreffend die Vorgänge vor der Errichtung der Slowakei, bzw. GR-Sache" an das RSHA zu überführen sind, alle anderen grundsätzlich oder personell betreffende Vorgänge sollen zur weiteren Bearbeitung an die Dienststelle Hahn übergeben werden.). Die Zuständigkeit für das VM-Netz wurde ebenfalls übergeben (BArch, R 70 Slowakei/301, S.87, Niederschrift betr.: Übergabe der V-Männer des SD-LA Prag an den Sonderbeauftragten des RFSSuChdDtPol beim deutschen Gesandten in Prag, Reg.Rat Dr. Hahn, am 11. Okt. 1940.). Die Zusammenarbeit der Dienststelle Hahn mit anderen deutschen und mit slowakischen Behörden erwies sich jedoch als so problematisch, dass die Auflösung dieser Dienststelle vom deutschen Auswärtigen Amt gefordert wurde (BArch, R 70 Slowakei/346, S.23.). Im Juni 1941 wurde die Dienststelle Hahn aufgelöst und die nachrichtendienstliche Arbeit dem SD-LA Wien/Abt. III D übertragen (BArch, R 70 Slowakei/301, S.112.). Unter strenger Geheimhaltung wurden neue Dienststellen mit ehrenamtlichen Mitarbeitern in der Slowakei aufgebaut (Außenstellen in der Provinz und Meldeköpfe in Preßburg). 1942 erfuhr die SD-Arbeit eine spürbare Intensivierung. Die Zusammenarbeit des SD mit deutschen Dienststellen in der Slowakei und mit der deutschen Volksgruppe, deren Nachrichtendienst vollständig dem SD unterstellt wurde, gestaltete sich im Sinne des SD zufrieden stellend (BArch, R 70 Slowakei/302, S. 1-7, Bericht betr.: SD-Arbeit in der Slowakei, o.D., vermutlich Mitte 1943.). Mit dem Beginn des slowakischen Nationalaufstandes Ende August 1944 erfolgte die Besetzung der Slowakei durch deutsche Truppen unter Leitung des Generals der Waffen-SS Gottlob Berger. Der"Deutsche Befehlshaber in der Slowake" (nach Gottlob Berger, ab September 1944 SS-Obergruppenführer Hermann Höfle) wurde am 11. September 1944 als Höherer SS- und Polizeiführer in der Slowakei etabliert; ihm unterstanden in Personalunion die in der Slowakei eingesetzten Verbände der Wehrmacht, der Polizei und SS. Die militärische Niederschlagung des Aufstandes wurde durch die Einsatzgruppe H unter SS-Obersturmbannführer Dr. Josef Witiska unterstützt. Er wurde im November 1944 zum Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in der Slowakei ernannt. Die Einsatzgruppe H bestand aus 5 Kommandos: den Einsatzkommandos 13 und 14 und den zbV-Kommandos 15, 27 und 29 (Das Sonderkommando 7a, dessen Berichte im Bestand ebenfalls vorliegen, gehörte jedoch der Einsatzgruppe B an, vgl. Tönsmeyer, Tatjana, Die Einsatzgruppe H in der Slowakei, Sonderdruck aus: Finis mundi - Endzeiten und Weltenenden im östlichen Europa, Stuttgart 1998, S. 167-188.). Unter Leitung des SS-Hauptsturmführers Dr. Herbert Böhrsch, Referent der Abt. III B des SD-LA Wien, wurden in der Slowakei wieder SD-Dienststellen eingerichtet (BArch, R 70 Slowakei/302, S. 76.). Die Zuständigkeit des SD-LA Wien für die nachrichtendienstliche Überwachung der Slowakei wurde aufgehoben. Die SD-Berichterstattung über die Slowakei erfolgte bis zum Ende des Krieges wieder direkt aus Preßburg. 
Deutsche Polizeidienststellen in der Slowakei 

data from the linked data cloud