Partei-Kanzlei
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Partei-Kanzlei
Geschichte des Bestandsbildners
Die Dienststelle des S t e l l v e r t r e t e r s d e s F ü h r e r s
Am 21. April 1933 ernannte Hitler seinen persönlichen Sekretär Rudolf Hess, den bisherigen Leiter der"Politischen Zentralkommissio" der NSDAP, zum"Stellvertreter des Führer" und ermächtigte ihn, in allen Fragen der Leitung der Partei in seinem Namen zu entscheiden. Hauptaufgabe des Stellvertreters des Führers und seines am Sitz der NSDAP in München gebildeten Stabes war es, die Gauleitungen, Gliederungen und angeschlossenen Verbände der NSDAP"einheitlich auszurichten und ihnen politische Richtlinien zu gebe".(1) Diese Funktion einer zentralen Instanz der inneren Parteiführung musste zunächst vor allem gegen den Widerstand des Reichsorganisationsleiters Robert Ley, der sich als Haupterbe Gregor Strassers und dessen parteiinterner Machtkonzentration ansah, erkämpft und verteidigt werden. Darüber hinaus entwickelte sich die Dienststelle des Stellvertreters des Führers unter wachsenden Kompetenzvergrößerungen zu einer Nahtstelle zwischen der Partei und der Verwaltung im"Staat Hitler".(2)
Der am 24. März 1933 im ehemaligen Gebäude des preußischen Staatsministeriums in Berlin errichtete"Verbindungsstab der NSDA" wurde Hess unterstellt und diente in der Folge als Berliner Büro des Stellvertreters des Führers, ohne - auch im Hinblick auf die späteren Koordinierungsfunktionen gegenüber der Reichsregierung - die Bedeutung des Münchner Stabes zu erreichen oder gar diesen zu übertreffen.
Wie schon bei der Beauftragung Hes" mit der Leitung der Politischen Zentralkommission, die Ende 1932 nach Auflösung der von Gregor Strasser zu einem zentralen parteiinternen Machtapparat entwickelten Reichsorganisationsleitung als Überwachungsorgan für deren bisherigen Hauptabteilungen III und IV geschaffen worden war,(3) beabsichtigte Hitler auch mit der Ernennung seines Privatsekretärs zum Stellvertreter des Führers keineswegs, die Stellung der Partei bzw. deren Reichsleitung innerhalb des nationalsozialistischen Machtgefüges zu stärken. Während die vergleichsweise großzügige Ausstattung des Stellvertreters des Führers mit zentralen Kompetenzen der Parteiführung zweifellos auch der Eindämmung von Machtambitionen anderer, persönlich stärkerer Parteiführer dienen sollte, bot die Persönlichkeit Hess als des von jeher ergebenen Gefolgsmanns seines Führers ohne eigenständige Hausmacht innerhalb der Parteileitung Gewähr, dass ein Machtzentrum neben Hitler, wie es sich 1932 mit dem Aufstieg Gregor Strassers zu"einer Art Generalsekretär der Partei mit umfassenden Vollmachte" (4) kurzfristig herauszubilden drohte, in Zukunft nicht mehr entstehen konnte. Von einer Vormachtstellung gegenüber anderen"Kanzleie" (Kanzlei des Führers der NSDAP, Reichskanzlei und - nach Hindenburgs Tod - Präsidialkanzlei) konnte unter Hess keine Rede sein. Auch die spätere Nutzung der zentralen Kompetenzen der Dienststelle des Stellvertreters des Führers unter der energischen und rücksichtslosen Leitung Martin Bormanns zur Herausbildung dessen bekannter persönlicher Machtposition konnte nur gelingen, da Bormann seine Stellung bewusst u n t e r, niemals jedoch auch nur dem Scheine n e b e n Hitler aufbaute.
Dem persönlich eher schwachen Rudolf Hess wurden indessen durch das Gesetz zur Sicherung der Einheit von Partei und Staat vom 1. Dezember 1933 umfassende Kompetenzen auch in Angelegenheiten des Staates eingeräumt. Hess wurde ebenso wie Röhm, der Chef des Stabes der SA, zum Reichsminister ohne Geschäftsbereich ernannt, um"engste Zusammenarbeit zwischen Partei und Staat zu gewährleiste".(5) Entscheidend verstärkt wurde die Position des Stellvertreters des Führers durch einen nicht veröffentlichten Runderlass Hitlers vom 27. Juli 1934, durch den"der Stellvertreter des Führers, Reichsminister Rudolf Hes", bei der Gesetzgebung ausnahmslos die Stellung eines"beteiligte" Reichsministers erhielt.(6) Hess bekam dadurch die Möglichkeit, zu sämtlichen Gesetzes- und Verordnungsentwürfen Stellung zu nehmen und den Standpunkt der Partei zur Geltung zu bringen.
Durch den"Erlass über die Beteiligung des Stellvertreters des Führers bei der Ernennung von Beamte" vom 24. September 1935 (7) ordnete Hitler darüber hinaus an, Hess bei der Ernennung von Reichs- und Landesbeamten in der Weise zu beteiligen, dass er einen Abdruck des Beförderungs- bzw. Ernennungsvorschlages mit näheren Angaben über den Beamten erhielt und ihm eine angemessene Frist zur Stellungnahme eingeräumt wurde. Diese Frist wurde in aller Regel dazu genutzt, die Stellungnahme der örtlichen Parteiorganisation vor allem zur politischen Haltung des Kandidaten einzuholen.
Nach dieser entscheidenden Kompetenzerweiterung nahm die Dienststelle des Stellvertreters des Führers, dessen Stab bei Übernahme der Stabsführung durch Martin Bormann im Juli 1933"zwei, drei Man" umfasste, (8) festere Konturen an. Dem Stellvertreter des Führers bzw. dessen Stabsleiter Reichsleiter Martin Bormann unterstanden (1937) neben dem Stabsgeschäftsführer Rudolf Mackensen eine Reihe von Sachbearbeitern, Beauftragten, Sonderbeauftragten, Amtsleitern und sonstigen Funktionären, von denen nur einige ausschließlich im Stabe des Stellvertreters des Führers Referentendienste verrichteten, während die weit überwiegende Mehrheit an der Spitze von Parteieinrichtungen stand, die lediglich formal Hess bzw. seinem Stab nachgeordnet waren.(9)
Zu letzteren gehörten (1937):
Hauptarchiv der NSDAP: Hauptstellenleiter Dr. Uetrecht
Der Leiter der Auslandsorganisation der NSDAP: Gauleiter Bohle
Der Beauftragte für außenpolitische Fragen: Botschafter von Ribbentrop
Der Beauftragte für alle Fragen der Technik und ihrer Organisation: Hauptamtsleiter Dr. Todt
Der Sachbearbeiter für alle Fragen der Volksgesundheit: Hauptdienstleiter Dr. Wagner
Kommission für Hochschulpolitik: Hauptstellenleiter Prof. Dr. Wirz
Der Beauftragte für den Neubau des Reiches: Gauleiter Adolf Wagner
Der Sachbearbeiter für Fragen der Arbeitsbeschaffung, für Finanz- und Steuerpolitik: Hauptdienstleiter Staatssekretär Reinhardt
Der Sachbearbeiter für Kunst- und Kulturfragen: Amtsleiter Schulte-Strathaus
Der Sachbearbeiter für Musikfragen: Hauptstellenleiter Adam
Der Sachbearbeiter für Schulfragen: Hauptamtsleiter Wächtler
Der Sachbearbeiter für praktisch-technische Fragen: Amtsleiter Croneiß
Parteiamtliche Prüfungskommission zum Schutze des NS-Schrifttums: Reichsleiter Bouhler
Der Beauftragte für Bauwesen: Generalbauinspektor Amtsleiter Speer
Hinzu traten 1938 noch:
Zentralstelle für die wirtschaftspolitischen Organisationen der NSDAP: Hauptamtsleiter Keppler Kommission für Wirtschaftspolitik: Amtsleiter Köhler.
Neben der bereits erwähnten Dienststelle des Stellvertreters des Führers in Berlin (Verbindungsstab unter Hauptamtsleiter Stenger) bestanden außerdem:
Sonderbeauftragter des Stellvertreters des Führers: Hauptamtsleiter Oexle
Beauftragte zur besonderen Verwendung (z.b.V.): Hauptamtsleiter Brockhausen und Hauptamtsleiter Seidel (NS-Lager für Verwaltungsbeamte in Tutzing bzw. Reichslager für Beamte in Bad Tölz).
De facto bestand die Münchner Dienststelle des Stellvertreters des Führers neben Stabsführung und Adjutanten im wesentlichen aus zwei Teilen: Innere Parteiangelegenheiten und Staatsrechtliche Fragen. Nach den veröffentlichten Organisationsübersichten wurden sie von"Sachbearbeiter" geleitet, in den geheim gehaltenen Geschäftsverteilungsplänen (10) als"Abteilung II bzw. Abteilung II" bezeichnet.
Bei der Vorbereitung dieses Findbuches wurde für die Dienststelle des Stellvertreters des Führers erstmals ein Geschäftsverteilungsplan (1938) der seit März 1934 bis Kriegsende vom ehemaligen Gaugeschäftsführer der NSDAP im Gau Hessen-Kassel Helmuth Friedrichs geleiteten Abteilung II ermittelt. Dort wurde die Organisationsstufe unterhalb der Abteilungsebene ebenfalls"Abteilun" statt wie später"Grupp" bzw."Hauptam" genannt.
Geschäftsverteilungsplan
Abteilung II - Innere Parteiangelegenheiten -
Sachgebiet: Politische Fragen der Partei und des Staates
Sachbearbeiter: Hauptamtsleiter Helmuth Friedrichs
Abteilung II A
Auf- und Ausbau der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände. Beobachtung der wirtschafts-, sozial- und agrarpolitischen Fragen.
Leiter: Amtsleiter Albert Hoffmann
Vertreter: Hauptstellenleiter Erich Eftger
II A a Stellenleiter Pannenborg
Organisatorische Fragen der Gesamtpartei, Verfügungen und Anordnungen des Stellvertreters des Führers, soweit sie organisatorische Fragen betreffen. Beobachtung der organisatorischen Verhältnisse der angeschlossenen Verbände und der Gliederungen zur Partei und untereinander. Verbindung mit den Organisationen außerhalb der Partei, die sich mit Menschenführung befassen, soweit es sich um Fragen der Organisation handelt.
II A b Hauptstellenleiter Franz Schmidt II
Sozial-, wirtschafts- und agrarpolitische Fragen, Arbeitsfront und Reichsnährstandsfragen. Verbindung zum Hauptamt NSBO und zum Reichsamt für Agrarpolitik.
II A d Hauptstellenleiter Lange
Verbindung zu den Hauptämtern und angeschlossenen Verbänden und ihren Arbeitsgebieten; insbesondere Kommunalpolitik, Beamte, Erzieher, Kriegsopfer, NSDStB, Frauenschaft, Volkswohlfahrt mit Ausnahme des NS-Dozentenbundes, des NS-Ärztebundes, der Deutschen Arbeitsfront, des Amtes für Agrarpolitik, des Amtes für Technik.
Abteilung II B
Beobachtung der innerpolitischen Entwicklung und ihrer Auswirkung auf Partei und Staat.
Leiter: Amtsleiter Gerland
Vertreter: Hauptstellenleiter Witt
II B a Hauptstellenleiter Witt
Berichtswesen (in Zusammenarbeit mit allen Abteilungen des Stabes); Verfügungen des Stellvertreters des Führers, soweit sie weltanschauliche Fragen betreffen.
II B b Amtsleiter Gerland
Verbindungsstelle Propaganda und Presse (Film, Rundfunk, Post- und Feiergestaltung).
II B c Amtsleiter Schütt
Verbindungsstelle Schulung (Schulungsfragen der Partei in Verbindung mit dem Reichsschulungsamt).
II B d Stellenleiter Lindhorst
Verbindungsführer zum RAD Schnurbein
Verbindungsstelle SA, SS, NSKK, Arbeitsdienst, HJ.
II B e Amtsleiter Gerland
Verbindungsstelle KdF.
II B f Amtsleiter Gerland
Sachbearbeiter Lutze
Verbindungsstelle Wehrmacht.
II B g
Amt für Ehrengäste Reichsparteitage.
Abteilung II C
Amtsleiter Opdenhoff
Führungsamt und Personalamt des Stellvertreters des Führers.
Erfassung und Betreuung des Führernachwuchses der NSDAP.
Bearbeitung der Personalakten der vom Stellvertreter des Führers und vom Führer zu bestätigenden Politischen Leiter.
Betreuung der zum Stabe abkommandierten Gauamts- und Kreisleiter.
Mitgliedschaftswesen.
Abteilung II D
Amtsleiter Opdenhoff
Bearbeitung von Beschwerden über Dienststellen der Partei.
Hauptstellenleiter Thurner
Betreuung der einjährig zum Stabe abkommandierten Nachwuchsmänner.
Für die im Sommer 1934 nach Übertragung der Mitwirkungskompetenz bei der staatlichen Gesetzesvorbereitung eingerichtete Abteilung für sogenannte staatsrechtliche Fragen (Abteilung III) liegt kein Geschäftsverteilungsplan der Dienststelle des Stellvertreters des Führers vor. In den NS-Jahrbüchern 1938 und 1939 sind neben dem"Sachbearbeiter für staatsrechtliche Frage", Hauptamtsleiter Sommer, lediglich als Referatsleiter die Amtsleiter Dr. Johann Müller, Heim und von Helms aufgeführt (11) Diese Abteilung, der die"Überwachun" der Gesetzgebung und Personalpolitik der Reichsregierung oblag, war analog zu den einzelnen Ministerien in jeweilige Organisationseinheiten (Gruppen bzw. Hauptämter, Ämter, Hauptstellen) für Innen-, Rechts- und Wirtschaftspolitik gegliedert. Da sie beamten- und haushaltsrechtlich selbst als ein Teil der Staatsverwaltung angesehen werden konnte und fast ausschließlich mit Gesetzesvorlagen und Beamtenfragen zu tun hatte, lag es für Hess nahe, erfahrenen und rechtskundigen Verwaltungsbeamten die Arbeit dieser Abteilung anzuvertrauen. Die Beamten wurden auf Anforderung des Stellvertreters des Führers von den jeweiligen Reichs- oder Landesressorts zum Stab des Stellvertreters des Führers versetzt. Leiter der Abteilung III war bis 1941 im Range eines Ministerialrats der Verwaltungsjurist Walther Sommer, sein Nachfolger wurde 1941 Staatssekretär Dr. Gerhard Klopfer.
Aufgrund der Zusammensetzung und Herkunft des Mitarbeiterstabes war die Abteilung III kaum in der Lage, die ursprünglich beabsichtigte Durchsetzung eines radikalen Parteistandpunktes in staatlicher Gesetzgebung und Beamtenpolitik herbeizuführen. Vielmehr kann eher von einer vermittelnden Funktion zwischen Parteiämtern und Ministerien gesprochen werden. In deren Rahmen erwarteten die staatlichen Stellen von"ihre" zum Stab des Stellvertreters des Führers versetzten Beamten einen unterstützenden Einfluss bei der zuständigen Dienststelle der NSDAP, der meist auch tatsächlich ausgeübt wurde (12).
Gleichwohl steht es außer Zweifel, dass das Mitwirkungsrecht der Partei bei Beamtenernennungen und -beförderungen, von dem sich einzig die Wehrmacht freizuhalten vermochte, einen erheblichen Einfluss auf die Beamtenschaft hatte und u.a. deren traditionelle Dienstauffassung beeinträchtigen musste.
Die P a r t e i - K a n z l e i
Unmittelbar nach dem England-Flug seines Stellvertreters Rudolf Hess traf Hitler am 12. Mai 1941 die Verfügung, dass die bisherige Dienststelle des Stellvertreters des Führers die Bezeichnung"Partei-Kanzle" führe und ihm persönlich unterstellt sei. Als Leiter war"wie bisher Reichsleiter Martin Borman" genannt (13). In seinem Erlass vom 29. Mai 1941"über die Stellung des Leiters der Partei-Kanzle" präzisierte Hitler,"um die engste Zusammenarbeit der Partei-Kanzlei mit den Obersten Reichsbehörden zu gewährleisten: Der Leiter der Parteikanzlei, Reichsleiter Martin Bormann, hat die Befugnisse eines Reichsministers, er gehört als Mitglied der Reichsregierung und dem Ministerrat für die Reichsverteidigung a". Sodann bekräftigte Hitler, dass der bisherige Stabsleiter der Dienststelle des Stellvertreters des Führers zwar nicht den Titel seines ehemaligen Vorgesetzten, wohl aber dessen sämtliche Kompetenzen erhielt:"Wo in Gesetzen, Verordnungen, Erlassen, Verfügungen und sonstigen Anordnungen der Stellvertreter des Führers genannt ist, tritt an seine Stelle der Leiter der Partei-Kanzle" (14).
Nach dem Selbstverständnis der NSDAP war die Partei-Kanzlei die Dienststelle Hitlers in dessen Eigenschaft als Führer der Partei. Ihr Hitler unmittelbar verantwortlicher Leiter hatte"alle grundsätzlichen Planungen und Anregungen aus dem Bereich der Partei zentra" für Hitler zu bearbeiten. Ausschließlich über Bormann liefen die von Hitler selbst erlassenen oder in dessen Auftrag für die gesamte Partei ausgearbeiteten Weisungen an die jeweils für die Durchführung zuständigen Dienststellen. Nicht nur die politische Führung der Partei, sondern auch alle aus der Suprematie der Partei dem Staat gegenüber anfallende Arbeit war in der Partei-Kanzlei zu erledigen. Zu diesen Aufgaben gehörten im Krieg wie selbstverständlich der"vielseitige Einsatz der Parteiorgane in der totalen inneren Kriegsführun" und die Arbeit der Partei in den eingegliederten und besetzten Gebieten. Neben der Partei und Wehrmacht berührenden Fragen lag der Schwerpunkt der Zuständigkeit der Partei-Kanzlei in der"Sicherung der Einheit von Partei und Staa" (15).
In der Verordnung zur Durchführung des Erlasses des Führers über die Stellung des Leiters der Partei-Kanzlei vom 29. Mai 1941 ordneten der Reichsminister und Chef der Reichskanzlei Lammers und der Leiter der Partei-Kanzlei unter dem Datum des 16. Januar 1942 folgendes an: (16)
Die Mitwirkung der Partei an der Gesetzgebung hatte ausschließlich über den Leiter der Partei-Kanzlei zu erfolgen, sofern Hitler nicht im Einzelfall etwas anderes bestimmte. Vorschläge und Anregungen aus dem Bereich der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände durften nur noch über Bormann, den zuständigen Ministerien und sonstigen obersten Reichsbehörden zugeleitet werden, sofern die Gesetzgebung betroffen war. Dies lief praktisch auf eine Konzentration der Macht auf die Person Bormanns hinaus. Ebenso zentral wirkte die Partei bei der Bearbeitung der Personalien der Beamten mit.
Der Leiter der Partei-Kanzlei hatte bei gesetzgeberischen Arbeiten in jedem Fall die Stellung eines b e t e i l i g t e n Reichsministers bei der Vorbereitung staatlicher Rechtsetzung. Dies galt auch für Gesetze und Verordnungen der Länder und Reichsstatthalter.
Über diese formalen Kompetenzen hinaus wurde vorgeschrieben, dass auch in anderen als gesetzgeberischen Fragen der Verkehr zwischen den obersten Reichs- und Landesbehörden, soweit diese regional für mehrere Gaue der NSDAP zuständig waren, einerseits und den Dienststellen der Partei, ihrer Gliederungen und angeschlossenen Verbände andererseits allein über Bormann erfolgte, falls es sich um"grundsätzliche und politische Frage" handelte. Ein unmittelbarer Verkehr wurde ausdrücklich für unzulässig erklärt.
Damit geriet ein an sich mit weitreichenden Kompetenzen ausgestattetes Machtinstrument unter die ausschließlich Führung eines energischen, nach oben ebenso servilen wie nach unter brutal-rücksichtslosen Parteifunktionärs, der es selbstverständlich so weit wie möglich zum Ausbau der eigenen Machtposition nutzte, die freilich nicht ausschließlich auf seiner Stellung als Leiter der Partei-Kanzlei beruhte.
Bormanns Aufstieg vom Organisator illegaler Freikorpsgruppen und Feme-Schreibtischmörder zum Leiter der Hilfskasse der NSDAP und schließlich zum Stabsleiter des Stellvertreters des Führers, sein stetes Näherrücken an die Person Hitlers - von der Verwaltung der Hitler persönlich aus verschiedenen Quellen zur Verfügung stehenden Fonds, den Umbau des Hauses Wachenfeld zum"Bergho" bzw. den Ausbau der Gesamtanlagen des Obersalzberges zu Hitlers Sommerresidenz, bis zu Hitlers ständiger Begleitung im Führerhauptquartier bzw."Führersonderzu" während des Krieges- sind hier nicht im Einzelnen nachzuzeichnen (17).
Die Koppelung dieser beiden Funktionen - die Leitung der politischen Koordinierungszentrale der Partei (Stab des Stellvertreters des Führers bzw. Partei-Kanzlei) und die ständige Begleitung Hitlers und dessen Beratung auch in persönlichen Belangen - machte die Basis der besonderen Machtstellung Bormanns aus, die nicht ohne weiteres mit der Stärkung der Parteileitung als solcher gleichzusetzen war. Strukturell vermochte auch ein energischer Stabsleiter bzw. Leiter der Partei-Kanzlei nichts an der desolaten Schwäche der Reichsleitung der NSDAP zu ändern. Auch unter Bormann entwickelte sich die Partei-Kanzlei nicht zu einer, kommunistischen Politbüros vergleichbaren allmächtigen, bürokratischen Führungszentrale. Bormanns Sonderstellung beruhte auf der persönlichen, amtsunabhängigen Vollmacht als Hitlers persönlicher Sachbearbeiter, die am 12. April 1943 mit der offiziellen Ernennung Bormanns zum"Sekretär des Führer" (18) gleichsam institutionalisiert wurde. Von Bormanns beherrschender Stellung im Führerhauptquartier aus - nicht eigentlich von seiner Funktion als Leiter der Partei-Kanzlei - führte der Weg zum Super- und Kontrollminister der Reichsregierung, als der Bormann in den letzten Kriegsjahren nicht nur von missgünstigen Partei- und Zeitgenossen gesehen wurde, sondern auch in den geschichtswissenschaftlichen Arbeiten über das NS-Regime allgemein dargestellt wird (19).
Die im wesentlichen auf den beiden Abteilungen für innere Parteiangelegenheiten und für staatsrechtliche Fragen beruhende zweigleisige Organisationsstruktur der Dienststelle des Stellvertreters des Führers änderte sich auch unter der Bezeichnung Partei-Kanzlei im Grunde nicht. In der Abteilung II traten entsprechend der Ausweitung der Aufgaben folgende Gruppen oder Hauptämter hinzu: II M (Reichsverteidigung, Einsatzplanung für die Kriegsaufgaben der Partei), II W (Grundsätzliche Wehrmachtsfragen, Verbindungsstelle zum OKW), II E (Auslands- und Volkstumsarbeit der Partei einschließlich besetzte Gebiete), II F (NS-Führung in der Wehrmacht und NS-Führungsoffiziere) sowie II V (Stabsführung Volkssturm). Die mit Führernachwuchs- und Personalfragen der Partei befassten Ämter II C und IID wurden dagegen zum Amt II P zusammengefasst.
Die im folgenden wiedergegebene Organisationsübersicht der Abteilung II ist im wesentlichen einem Vermerk aus der Abteilung III vom 11. April 1945 entnommen. Die dort nicht mehr aufgeführten Ämter II A 2, 3 und 5 sowie II B 6 und II W 1 - 4 wurden aus früheren Geschäftsverteilungsplänen aus den Jahren 1942 und 1944 ergänzt. Die als Leiter von Organisationseinheiten angegebenen Namen stammen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, aus einem Plan für die Einführung von Diktatzeichen vom 26. März 1942 (20) sowie einem nach Abteilungen und Amtsgruppen/Hauptämtern gegliederten Telefonverzeichnis vom 20. Jan. 1945 (21).
Abteilungsleiter: Friedrichs
Hauptamt II A
Führungsaufgaben und Organisation der Partei, ihrer Gliederungen, angeschlossenen Verbände und Organisationen Neuburg (1945: Keitel)
II A 1: Organisatorische Angelegenheiten und grundsätzliche Fragen des Parteiaufbaues, Grundsätzliche Mitgliedschaftsfragen, Stellenplan in Zusammenarbeit mit II P.
Inhaltliche Prüfung, Abstimmung und Herausgabe der Verfügungen, Anordnungen, Rundschreiben und Bekanntgaben der Partei-Kanzlei. Überwachung und Auswertung der Bekanntgaben aller übrigen Reichsleitungsdienststellen. Lenkung der Ausrichtungsblätter der Partei. Gestaltung des Anordnungswerkes. Sammlung von Führerworten, von Gesetzen und Erlassen zur Auswertung für die Partei-Arbeit.
Welsch (in Vertretung)
II A 2: Einsatz der Partei für wirtschafts-, agrar-, finanz- und verkehrspolitische Angelegenheiten
Stengel (in Vertretung)
II A 3: Sozialpolitische Angelegenheiten
Elberding
II A 5: Volkstumspolitik
Seekamp (in Vertretung)
II A 6: Allgemeine Beschwerden und Bittgesuche Gerber Hauptamt II B: Ritterbusch (1945: Mauer)
II B 1: Propaganda und Presse, Veranstaltungen und Vortragswesen
Bühler (in Vertretung)
II B 2: Schulung und Erziehung in der Partei, Erwachsenenbildung, Führerausbildung
Schenke (in Vertretung)
II B 3: Kultur und Feiergestaltung, Schriftgutfragen
Dr. Hammerbacher
II B 4: Berichts- und Informationswesen, Veranstaltungen und Vorträge der Dienststelle
Brandes
II B 5: Gliederungen
Detering (in Vertretung)
II B 6: z.b.V.
Haar (in Vertretung)
Hauptamt II E
II E 1: Parteipolitische Führungs- und Organisationsfragen der Arbeitsbereiche der Landesgruppe Norwegen und Belgien, des Adriatischen Küstenlandes, des Alpenvorlandes und der Parteiverbindungsstelle Prag, sowie deren Koordinierung innerhalb der Partei zur volkstumspolitischen und germanischen Leitstelle. Flüchtlingsfragen aus Räumungsgebieten, außerhalb des Reiches. Auswertung des von dem Parteisektor anfallenden Berichtsmaterials.
II E 2: Parteipolitische Führungsfragen der Landesgruppe der AO, NSDAP und der Gauinspektionen See-Schifffahrt. Zwischenstaatliche Arbeit der Partei im Ausland durch Koordinieren innerhalb der Partei und Zusammenarbeit mit dem AA. (Inland I und II) Angleichung der Auslandsarbeit der Partei mit der Volkstumspolitik und Auswertung des auf dem Parteisektor anfallenden außenpolitischen Materials.
II E 3: Behandlung von Volkstumsfragen innerhalb des Reiches durch volkspolitische Ausrichtung des deutschen Volkstums, Festigung des gefährdeten deutschen Volkstums und Fremdvolkbehandlung im Reichsgebiet. Deutsche Volkstumsgruppen im Ausland, volkspolitische Fragen im Generalgouvernement, Protektorat und in den besetzten Gebieten. Rassefragen in der Volkstumsarbeit.
Korrespondierende Arbeit mit: Hauptamt für Volkstumsfragen, Volksdeutsche Mittelstelle, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums, VDA, Kärntner Volksbund, Steirischer Heimatbund, Volkstumsreferenten der Gliederungen und angeschlossenen Verbände.
Hauptamt II F
NS-Führungsoffiziere als Führung in der Wehrmacht.
Ruder (1944/45)
Hauptamt II M
II M 1: Luftkriegsmaßnahmen und Einsatzplanung.
Beier (1945)
II M 2: Sicherstellung des personellen und materiellen Bedarfs. (UK-Stellungen, Treibstoffbewirtschaftung, Heimatflak usw.)
Zander
Hauptamt II P
Personalamt
Hesseldieck (1945: Walkenhorst)
II P 1: Allgemeine Personalpolitik, Dienstrang- und Dienststellungsfragen, Besoldung und Versorgung. Führernachwuchs und Führerauslese.
II P 2: Parteigerichtliche Disziplinar- und Beschwerdeangelegenheiten, Kriegsgerichtsurteile
II P 3 Orden und Ehrenzeichen.
Betreuung der Hinterbliebenen und allgemeine Betreuungsmaßnahmen. Persönliche Betreuung der Soldaten der Dienststelle.
Ausscheidungen und Einberufungen in den Reichstag
II P 4: Kommandiertenheim Rauchstraße.
Hauptamt II V
Stabsführung"Volksstur"
Bofinger (1945)
Hauptamt II W
Wehrmachtsfragen, zugleich Verbindungsstelle zum OKW
Passe
II W 1: Grundsätzliche Wehrmachtsfragen.
Rodegerts
II W 2: Führungsamt für Wehrmachtsfragen in Partei, Gliederungen, angeschlossenen Verbänden und betreuten Organisationen.
Rodegerts (in Vertretung)
II W 3: Sonderaufgaben
Rodegerts (in Vertretung)
II W 4: Fürsorge- und Betreuungsfragen für Parteigenossen und Volksgenossen gegenüber der Wehrmacht
Rodegerts (in Vertretung) Die Organisationsstruktur und Aufgabenverteilung der Abteilung III ergeben sich am besten aus einem undatierten jedenfalls vor 1944 entstandenen"Vorläufigen Geschäftsverteilungsplan der Abteilung III - Parteirecht, Wirtschaft, Kirch": (22)
Leiter: Staatssekretär Befehlsleiter Dr. Klopfer
Vertreter: Ministerialdirektor Dienstleiter Klemm, (gleichzeitig Leiter der Gruppe III C)
Persönlicher Referent: Oberregierungsrat Hauptschnittsleiter Dr. Lincke
Personalstelle III PSt.: Regierungsamtmann Klein, Regierungsinspektor Hausrath
Sonderaufgaben:
III V: Regierungsrat Abschnittsleiter Dr. Beyer
Regierungsrat Dr. Lang
SS-Hauptsturmführer Will
SS-Hauptsturmführer Klauß
Angelegenheiten der Sicherheitspolizei und des SD, Beschaffung und Auswertung nachrichtendienstlichen Materials, Allgemeine Zuständigkeitsfragen, Staatswissenschaftliche Untersuchungen und Forschungsaufgaben, Begutachtung des staatswissenschaftlichen Schrifttums - Zusammenarbeit mit der Parteiamtlichen Prüfungskommission -, Zeitschriften- und Presselektorat der Abteilung, Angelegenheiten des Schwarzen Korps, Archiv und Kartenstelle der Abteilung
III S: Regierungsrat Bereichsleiter Knöpfel
Studienrat Dr. Scheele
Lehrer Funk
Frau Thomas
Sonderaufträge des Reichsleiters, Sonderbücherei, Archiv, Reichsschule Feldafing
Gruppe III A: (Innere Verwaltung, Volkstum)
Leiter: Oberregierungsrat Dienstleiter Ancker
Vertreter: Oberregierungsrat Oberbereichsleiter Kap
III A 1: Ministerialrat Dr. Dr. Hillebrecht
Amtsrat Blankenburg
Amtsrat Erler
Verwaltungs- und Verwaltungsreformfragen; Verwaltungsvereinfachung; Neue Gebiete; Reichskanzlei
III S 2: Oberregierungsrat Oberbereichsleiter Kap
Gemeinschaftsleiter Wöll
Volkstumsfragen; Staatsangehörigkeitssachen; Ostfragen; Sammlungssagen
III A 3: z. Zt. unbesetzt, verteilt auf III A 2, 4, 7
Volksgesundheit (einschl. Erbgesundheitsfragen); Fürsorge; Jugendwohlfahrt; Reichsarbeitsdienst
III A 4: Regierungsrat Raudies
Rassefragen (einschl. der Folgen des Einsatzes Fremdvölkischer); Bevölkerungspolitik; Reichssportführer
III A 5: Regierungsrat Abschnittsleiter Goercken
Kommunalsachen; Bürgermeisterpersonalien; Familienunterhalt; Kriegsschäden
III A 6: Regierungsrat Bernotat
Polizeiangelegenheiten; Abt. 1 RMdI. (Personenstandssachen, besondere Hoheitssachen); Präsidialkanzlei (insbes. Orden- und Ehrenzeichen); Auswärtiges Amt; Kolonialsachen
Gruppe III B: (Wirtschaft, Arbeit, Ernährung, Verkehr)
Leiter: Ministerialrat Dienstleiter Dr. Bärmann
1. Vertreter: Oberregierungsrat Oberbereichsleiter Fröhling
2. Vertreter: Oberregierungsrat Bereichsleiter Dr. Geißler
III B 1: Leiter: Gauhauptstellenleiter Mittag
Organisation der gewerblichen Wirtschaft
Gauwirtschaftsberater - Ausschüsse
III B 1 a: Regierungsrat Abschnittsleiter Dr. Densow
Energie; Ostwirtschaft; Preise; Handel; Handwerk; Entjudungen; Allgemeine Wirtschaftsfragen
III B 1 b: Regierungsrat Abschnittsleiter Kopp
Produktion der gewerblichen Wirtschaft (außer Kohle, Bergbau, Energie); Rohstoff- und Warenbewirtschaftung; Personalien in der gewerblichen Wirtschaft
III B 1 c: Reichsbankrat Vellmer
Kohle-Bergbau; Geld- und Kapitalmarkt; Bank- und Kreditwesen; Versicherungen; Außenwirtschaft; Fremdenverkehr
III B 2: Leiter: Oberregierungsrat Bereichsleiter Dr. Geißler
Grundsätzliche Fragen der Sozialpolitik
III B 2 a: Regierungsrat Abschnittsleiter Schwingenstein
Amtsrat Gemeinschaftsleiter Fiedler
Arbeitseinsatz; Sozialversicherung; Versorgungswerk
III B 2 b: Regierungsrat Beimes
Lohnpolitik; Gewerbeaufsicht; Berufserziehung
III B 2 c: Abschnittsleiter Gölz
Bauwirtschaft; Wohnungs- und Siedlungswesen; Verkehr; Post
III B 3: Oberregierungsrat Abschnittsleiter Kok
Regierungsamtmann Eisermann
Ernährungswirtschaft; Landwirtschaft; Forstwirtschaft; Jagdwesen; Preispolitik in der Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft; Reichsamt für das Landvolk; Reichsnährstand; Aufrüstung des deutschen Dorfes; Raumordnung; Erzeugungsschlacht
III B 4: Rechtsanwalt Dr. Obendrauf
Betreuung der Gauwirtschaftsberater; Tagungen; Berichtswesen; Mitteilungsblatt"Der Gauwirtschaftsberate"; Lektorat; Wirtschaftspolitische Schulung und Propaganda; Sonderaufträge
III B 5: Hauptschriftleiter Abschnittsleiter Vollmann
Wirtschaftswissenschaft; Archiv; Wirtschaftspresse und Zeitschriften; Zeitschrift"Nationalsozialistische Wirtschaftspoliti"
Gruppe III C: (Justiz, Recht der NSDAP)
Leiter: Ministerialdirektor Dienstleiter Klemm
Vertreter: Oberregierungsrat Oberreichsleiter Dr. Enke
III C 1: Ministerialdirektor Dienstleiter Klemm
Vorbehaltene Sondergebiete: NSRB; Akademie für Deutsches Recht; Beteiligung an Personalsachen der Justiz
III C 2: Oberregierungsrat Oberreichsleiter Dr. Enke
Justizinspektor Gemeinschaftsleiter Ungethüm
Parteirecht; Bürgerliches Recht; Handelsrecht; Arbeitsrecht; Verfahrensrecht; Freiwillige Gerichtsbarkeit; Anwaltsrecht; Zivilsachen; Einzelfälle
III C 3: Oberlandesgerichtsrat Müller
Justizinspektor Gemeinschaftsleiter Ungethüm
Strafrecht; Wehrmachtsstrafrecht; Jugendstrafrecht; Gnadensachen; Entschädigungsgesetz; Strafsachen, Einzelfälle
III C 4: Staatsanwalt von Kaldenberg
Strafrechtliche Nebengesetze; Verkehrsrecht; Strafverfahren wegen Rassenschande; Strafverfahrensrecht; Kosten und Gebührenwesen; Aussagegenehmigungen (Vernehmungsgesetz)
III C 5: Amtsgerichtsrat Abschnittsleiter Klemm-Werner
Beteiligung bei III C 2; Gewerblicher Rechtschutz; Urheber- und Verlagsrecht; Schifffahrtsrecht; Behandlung feindlichen Vermögens
III C 6: Oberlandesgerichtsrat Dr. Hopf
Strafsachen, Einzelfälle; Heimtückesachen; Studien- und Ausbildungsreform; Strafvollzug
Gruppe III D: (Kirche, Schule, Hochschule, Jugendführer des Deutschen Reichs, Propaganda-Ministerium, Feiergestaltung, Kriegshinterbliebenen-Versorgung)
Leiter: Ministerialrat Dienstleiter Krüger
Vertreter: Oberregierungsrat Reichsleiter Dr. Schmidt-Römer
III D 1: Oberregierungsrat Abschnittsleiter Dr. Fruhwirth
Zentrale Lenkung der politisch-konfessionellen Angelegenheiten in den neuen Gebieten, soweit sie nicht in den Referaten III D 2 bis III D 4 bearbeitet werden.
Konfessionelles Beitragswesen; Kirchenaustritts- und Eintrittsrecht; Friedhofsrecht; Feiertagsrechts; Rechtserwerb der Toten Hand; Konfessionelle Betätigung in den Krankenanstalten; Kirchliche Statistik; Allgemeine Rechtsfragen; soweit sie politisch-konfessionelle Angelegenheiten betreffen
III D 2: Oberlandesgerichtsrat Dr. Birk
Steuerinspektor Wischer
Allgemeine Kirchenfragen; Besondere Fragen der ev. Kirche; Besondere Fragen der kath. Kirche; Kirche und Wehrmacht; Sonstige Kirchen und Sekten; Gottgläubige
III D 3: Oberregierungsrat Bereichsleiter Dr. Schmidt-Römer
Steuerinspektor Wischer
Finanz- und Vermögensangelegenheiten der Kirchen, einschließlich der Kirchensachen des Reichsfinanzministeriums; Kirche und Wirtschaft
III D 4: Regierungsrat Dr. Schlapper
Steuerinspektor Wischer
Überführung von Geistlichen und Kirchenbeamten in andere Berufe; Personal- und Besoldungsangelegenheiten von politisch-konfessioneller Bedeutung
III D 5: Amtsleiter Dr. Landwehr
Reichspropagandaministerium
Einschränkung der konfessionellen Propagandaarbeit und Entkonfessionalisierung der politischen und kulturellen Führungsmittel (Schrifttum, Presse, Musikwesen, Film, Bildende Kunst); Feiergestaltung; Reichsluftfahrtministerium; Vertrauliche Informationen
III D 6: Oberstudiendirektor Abschnittsleiter Dr. Anton
Allgemeine Erziehungsfragen; Personalien der Lehrerbildungsanstalten; Mitwirkung der HJ an den Erziehungsfragen der Schulen; Deutsches Schulwesen im Ausland und in den in das Reich eingegliederten Gebieten
III D 7: Regierungsrat Abschnittsleiter Kristandt
Allgemeine Verwaltungs- und Rechtsangelegenheiten der Schule; Schule und Kirche; Landjahr; Heimschule; Kinderlandverschickung; Minderheitenschulwesen; Lehrerbesoldung; Jugendführer des Deutschen Reiches
III D 8: z. Z. unbesetzt
Obersteuerinspektor Philipp
Regierungsinspektor Gerst
Hochschulangelegenheiten, einschließlich Personalien; Fach- und Berufsschulen; Oberkommando der Wehrmacht, insbesondere Wehrmachtsfürsorge
III D 9: Kreisleiter Dr. Kurt Schmidt
Verdrängung konfessioneller Einflüsse, insbesondere der konfessionellen Einflussnahme auf die Jugend außerhalb der Schule und auf die Erwachsenenbildung; der konfessionellen Eingriffe bei der Heldenehrung, des konfessionellen Aberglaubens (Wunderglaube, Prophezeiungen, Kettenbriefe, Wallfahrten, Prozessionen usw.); der konfessionellen Einflussnahme auf Fremdvölkische im Reich; der missbräuchlichen Benutzung nationalsozialistischer Begriffe, Sinnbilder und Einrichtungen sowie deutschen Brauchtums durch die Kirchen; Kirchen und Partei
Gruppe III E: (Finanzen)
Leiter: Ministerialrat Oberbereichsleiter Dr. Gündel
Vertreter: Oberregierungsrat Gemeinschaftsleiter Dr. Brack
Finanzpolitik; Besitz- und Verkehrssteuern; Familienlastenausgleich; Zölle- und Verbrauchssteuern; Monopole; Haushaltsangelegenheiten, Finanzausgleich; Finanzielle Beziehungen zu den eingegliederten Gebieten und zu nichtdeutschen Gebieten und Staaten; Reichsvermögen und Reichsschulden; Entschädigungsfragen
Gruppe III P: (Beamtenangelegenheiten und Mitwirkung an der Staatlichen Personalpolitik)
Leiter: Ministerialrat Dienstleiter Dr. Kernert
Vertreter: Oberregierungsrat Oberbereichsleiter Döll
III P 1: Ministerialrat Dienstleiter Dr. Kernert
Vorbehaltene Sondergebiete: Personalangelegenheiten der Beamten der Besoldungsgruppe A 1 a und aufwärts
III P 2: Landrat Dr. Grazer
Allgemeine und innere Verwaltung; Nachwuchs- und Ausbildungsfragen
III P 3: Landrat Dr. Hoffmann
Auswärtiges Amt; Arbeitsministerium; Unterrichtsverwaltung
III P 4: Oberregierungsrat Oberbereichsleiter Döll
Reichsjustizministerium; Einzelfälle nach §§ 42 und 71 DBG
III P 5: Oberregierungsrat Abschnittsleiter Dr. Bode
Amtsrat Gemeinschaftsleiter Sommer
Beamtenrecht; Besoldungsrecht; Reichsfinanzverwaltung; Rechnungshof; Preußisches Finanzministerium; Ostministerium; Kolonialpolitisches Amt
III P 6: Reichsbankrat Abschnittsleiter Grimm
Reichswirtschaftsministerium; Vierjahresplan; Reichsbank; Freimaurerfragen
III P 7: Oberregierungsrat Abschnittsleiter Kirn
Reichsverkehrsministerium; Geschäftsbereich Reichsminister Speer; Reichspostministerium
III P 8: Hauptabschnittsleiter Brändle
Beurlaubungen für Zwecke der NSDAP; Dienststrafsachen - Einzelfälle; Beamte des einfachen, mittleren und gehobenen Dienstes aller Geschäftsbereiche; OKW; Reichsluftfahrtminister; Reichsforstmeister
III P 9: Regierungsrat Abschnittsleiter Tent
Juden- und Mischlingsfragen; Polizei-, Medizinal-, Veterinär- und Vermessungsverwaltung; Reichsarbeitsdienst; Reichsernährungsministerium; Reichsnährstand
Ein Geschäftsverteilungsplan der ausschließlich mit der Dienststellenverwaltung befassten Abteilung I, als deren Leiter in den Jahren 1941 - 1943/44 Hauptdienstleiter Winkler, ab 1944 Dienstleiter Zeller nachzuweisen sind (23), konnte nicht ermittelt werden.
Nach außen erschienen die drei Abteilungen der Partei-Kanzlei weiterhin als"Geschäftsführer, Sachbearbeiter für innere Parteiangelegenheiten sowie Sachbearbeiter für staatsrechtliche Frage". Zu diesen drei Abteilungen, die de facto die Dienststelle"Partei-Kanzle" ausmachten, traten in den publizierten Organisationsübersichten auch weiterhin andere Einrichtungen de iure als Teile der Partei-Kanzlei in Erscheinung, die in der Praxis als relativ selbständiges Eigenleben entwickelten oder deren Leiter in ihrer Partei-Kanzlei-Funktion nicht oder allenfalls am Rande in Erscheinung traten.
Aufgeführt sind (1942/1944): (24)
Sonderbeauftragter bei der Partei-Kanzlei: Oberdienstleiter Oexle
Hauptarchiv der NSDAP: Reichsamtsleiter Dr. Uetrecht, ab 1944: Bereichsleiter Dr. Brügmann
Der Leiter der Auslandsorganisation: Gauleiter Bohle
Der Beauftragte für die Festigung deutschen Volkstums (ab 1944: Der Beauftragte der NSDAP für alle Volkstumsfragen): Reichsleiter Himmler
Der Beauftragte für den Neubau des Reiches: Gauleiter Adolf Wagner
Der Beauftragte für alle Fragen der Technik und ihrer Organisation: Oberbefehlshaber Dr. Todt, Oberbefehlsleiter Speer
Der Sachbearbeiter für alle Fragen der Volksgesundheit: (Ober-)Befehlsleiter Dr. Conti
Der Leiter des Rassenpolitischen Amtes der NSDAP: Ober- bzw. Hauptdienstleiter Dr. Groß
Der Leiter des Amtes für Sippenforschung: Reichsamtsleiter bzw. Hauptbereichsleiter Dr. Mayer
Der Beauftragte für Fragen der Finanz- und Steuerpolitik: Ober- bzw. Hauptbefehlsleiter Fritz Reinhardt
Reichslager der NSDAP, Bad Tölz: Ober- bzw. Hauptdienstleiter Seidel
Reichsschule der NSDAP, Feldafing am Starnberger See: Reichsamtsleiter bzw. Oberdienstleiter Görlitz
Anmerkungen:
(1) So die zeitgenössische Terminologie der Aufgabenbeschreibung in den Organisations- und Jahresbüchern der NSDAP; hier: Organisationsbuch der NSDAP, hrsg. vom Reichsorganisationsleiter der NSDAP, 2.-4. Aufl., München 1937, S. 152 (BArch NSD 9/17).
(2) Zum Gesamtkomplex des Verhältnisses zwischen Partei und Staat während der NS-Herrschaft, vgl. insbes. Martin Broszat, Der Staat Hitlers. Grundlegung und Entwicklung seiner inneren Verfassung, München 8. Aufl. 1979; Peter Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich. Untersuchungen zum Verhältnis von NSDAP und allgemeiner innerer Staatsverwaltung 1933-1945, München 1969.
(3) Broszat, Staat Hitlers, S. 80, zur Gliederung der Reichsorganisationsleitung der NSDAP unter Gregor Strasser vgl. S. 73 ff.
(4) Broszat, Staat Hitlers, S. 80, zur Gliederung der Reichsorganisationsleitung der NSDAP unter Gregor Strasser vgl. S. 79.
(5) RGBl. I S. 1016.
(6) BArch R 43 II/694.
(7) RGBl. I. S 1203.
(8) Angabe aus dem ungedruckten Aufsatz von Kurt Borsdorff:"Mit Reichsleiter Martin Bormann auf dem Obersalzber" in BArch NS 6/789; vgl. Diehl-Thiele, Partei und Staat, S. 218, Anm. 46.
(9) Vgl. vor allem die bis 1941 vorliegenden Organisationsbücher der NSDAP (BArch NSD 9/16-19) und die bis 1938"unter Mitwirkung der Reichsleitung der NSDA" von Reichsleiter Philipp Bouhler, ab 1939 vom Reichsorganisationsleiter Robert Ley herausgegebenen Nationalsozialistischen Jahrbücher (BArch NSD 9/22-26).
(10) Organisationsübersichten und Geschäftsverteilungspläne der Dienststelle des Stellvertreters des Führers bzw. der Partei-Kanzlei sind in NS 6/451 zusammengefasst.
(11) NSD 9/25-26.
(12) Vgl. hierzu Broszat, Staat Hitlers, S. 311 ff.
(13) Abgedruckt u.a. im Organisationsbuch der NSDAP, 1943, S. 151 (NSD 9/20).
(14) RGBl. I S. 295.
(15) Vgl. die ausführliche Aufgabenbeschreibung der Partei-Kanzlei im Nationalsozialistischen Jahrbuch 1944, S. 181 f. (NSD 9/28).
(16) RGBl. I S. 35.
(17) Vgl. vor allem Josef Wulf, Martin Bormann - Hitlers Schatten, Gütersloh 1962, Lew Besymenski, die letzten Notizen von Martin Bormann. Ein Dokument und sein Verfasser, Stuttgart 1974, sowie Jochen von Lang, Der Sekretär. Martin Bormann: Der Mann, der Hitler beherrschte, Stuttgart 1977. Die verschiedenen Darstellungen über Rudolf Hess konzentrieren sich vor allem oder gar ausschließlich auf dessen Englandflug, die Verurteilung in Nürnberg und insbesondere die Gefängniszeit in Spandau, so dass eine umfassende, wissenschaftlichen Ansprüchen genügende Darstellung des"Stellvertreters des Führer" und dessen Tätigkeit 1933 - 1941 im Grunde noch aussteht.
(18) NS 6/159.
(19) Vgl. im einzelnen Broszat, Staat Hitlers, S. 392 ff.
(20) Alle Pläne und Übersichten in NS 6/451.
(21) NS 6/138; unterhalb der Gruppenleiterebene war eine Zuordnung der dort weiter aufgeführten Namen zu bestimmten Organisationseinheiten nicht möglich.
(22) NS 6/451; dort auch die bei Diehl-Thiele, Partei und Staat, S. 222 ff. abgedruckte, weniger detaillierte Organisationsübersicht. Zum Mitarbeiterstab Anfang 1945 vgl. ebenfalls das Telefonverzeichnis vom 20. Jan. 1945 in NS 6/138.
(23) Neben den Organisationsübersichten in NS 6/451 vgl. NS-Jahrbücher 1942 und 1944 (NSD 9/27-28).
(24) NS-Jahrbücher 1942 und 1944 (NSD 9/27-28).
Partei-Kanzlei